Die Idee war gut, doch die Welt noch nicht bereit: Toyota zieht seinen Kleinstwagen iQ nach noch nicht einmal sechs Jahren vom deutschen Markt zurück. Einen Nachfolger wird es hierzulande nicht geben. Schade, denn der kurze Stadtflitzer war so praktisch wie originell.
Mit 2,99 Metern Länge ist der iQ nur rund 30 Zentimeter länger als sein Hauptkonkurrent, der Smart Fortwo. Doch der Japaner bietet fast doppelt so viele Sitzplätze: Der Beifahrer ist so weit vorne platziert, dass hinter ihm ein weiterer Erwachsener sitzen kann. Nebendran, hinter dem Fahrersitz, gibt es einen weiteren Notsitz, auf dem zumindest kleine Kinder Platz finden. Und auch für Gepäck ist noch Platz, bis zu 400 Liter schluckt der Kofferraum. Mehr als etwa im eine Nummer größeren Kleinwagen Aygo. Toyota prägte für dieses einzigartige Konzept den Begriff 3+1-Sitzer.
Genau so ein Auto, war damals die Rechnung bei Toyota, brauchen die Innenstädte der Welt: klein und sparsam, aber geräumig genug für Singles und sogar Kleinfamilien. Zumindest als Zweitwagen. Doch spätestens da kommt das Problem des kleinen Japaners zum Tragen: der hohe Preis. Stolze 10.700 Euro (netto) wollte Toyota bei der Markteinführung für den günstigsten iQ haben. Auch wenn der Kleine mit Klimaanlage und 15-Zoll-Felgen ordentlich ausgestattet war – für den klassischen Kleinstwagenkäufer war der Preis ein Schlag ins Gesicht. Den direkten Konkurrent von Smart gab es schon für 8.300 Euro. Und selbst den relativ hoch eingepreisten Fiat 500 gibt es für 9.200 Euro. Bis heute hat sich am Preisverhältnis nichts Wesentliches geändert.
Selbst gegen ein Auslaufmodell chancenlos
Von den 100.000 Fahrzeugen, die Toyota im ersten Jahr weltweit verkauften wollte, fanden nur 60.000 Interessenten. Danach ging es weiter bergab. Im kompletten Jahr 2013 konnte Toyota etwa in Deutschland nur noch 745 Fahrzeuge absetzen, während es der ältere Smart selbst als Auslaufmodell auf über 26.000 Kunden brachte.
Die Daimler-Tochter müsste die Probleme des Toyota allerdings ganz gut nachvollziehen können. Denn auch der Smart lief lange Jahre eher schlecht als recht, galt als zu teuer und zu speziell. Wohl nicht zuletzt, weil die Stuttgarter die eigens aus der Taufe gehobene Marke nicht sterben lassen wollten, hielten sie durch. Jetzt, zum lange herausgezögerten Modellwechsel, hat man sich allerdings mit Renault einen Kooperationspartner geangelt, der einen Teil der Kosten schultert.
Den hat und hatte Toyota nicht. Die Japaner mussten Entwicklung und Produktion des iQ selber stemmen. Eine Herkulesaufgabe, da das Kleinstmobil innerhalb der Toyota-Palette technisch komplett eigenständig ist und so keine Teile mit anderen Modellen tauschen kann. Im preissensiblen Kleinstwagengeschäft ist man alleine aber fast verloren. Selbst VW kann den Up nur zu vernünftigen Kosten herstellen, weil die Töchter Skoda und Seat ihre eigenen Derivate des Stadtautos bauen.
Franzosen als Partner
Dass es mit Arbeitsteilung einfacher geht, weiß auch Toyota. Bereits seit 2005 rollt der rund 40 Zentimeter längere Kleinwagen Aygo gemeinsam mit den französischen Modellen Citroen C1 und Peugeot 108 in Frankreich vom Band. Rund 10.000 Einheiten des nur 8.200 Euro teuren Stadtautos haben die Japaner 2013 verkauft – 13 Mal so viel wie vom originelleren iQ.
Künftig will sich der Konzern daher in Deutschland auf den Aygo konzentrieren. In der ab Sommer verkauften neuen Generation wird der Kleinstwagen deutlich schicker und stylischer. Wer will, kann ihn mit zahlreichen Design-Accessoires und einem elektrischen Faltdach locker in die Preisdimensionen des iQ bringen. Man kann aber auch das knapp 8.400 Euro billige Basismodell kaufen. Das hat es beim iQ nie gegeben.
Wer noch einen iQ kaufen möchte, sollte sich beeilen. Die letzte Lieferung aus Japan wird für den Juli erwartet. Danach gibt es den Kleinen nur noch als Importmodell aus Japan oder den USA als Scion iQ. (sp-x/kak)