Nach einem starken Startquartal traut sich die Volkswagen-Finanzsparte im laufenden Jahr mehr zu. Die Konzerntochter rechne nun mit 1,9 Milliarden Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) und damit mit rund 200 Millionen Euro mehr als bisher, sagte der Vorstandschef der Volkswagen Finanzdienstleistungen Lars Henner Santelmann am Montagabend in Hannover. Damit liegt die neue Zielvorgabe auf dem Niveau des Rekordjahres 2015, das trotz Diesel-Krise Bestmarken brachte. Gut laufe das Geschäft in Europa, allen voran in Südeuropa, aber auch den Trend zu Mobilitätsdienstleistungen wie Wartung und Inspektion helfe.
Die VW-Finanzdienstleistungen vereinen bei Europas größtem Autobauer das Finanzieren von Händlernetzen und Neuwagenverkäufen, das Leasing, Versicherungs- und Service-Verträge für private und gewerbliche Kunden sowie die VW-Bank, eine der größten Banken in Europa.
Mit viel Nachdruck wolle die VW-Finanzsparte den Gebrauchtwagenmarkt erobern, hieß es. Ziel sei es, mit den rund 100 Millionen VW-Konzernfahrzeugen jüngerer Baujahre (Durchschnittsalter bis acht Jahre) mehr Geschäfte zu machen, etwa in der Finanzierung oder der Versicherung von Gebrauchten.
Mehr Wachstum bei Kundenverträgen will die Sparte einerseits über mehr Kunden und mehr Neuverträge schaffen, andererseits aber auch über längere Kontakte zu den vorhandenen Bestandskunden. Helfen solle dabei auch die komplette Digitalisierung der Produkte, damit künftig zum Beispiel jeder Vertrag auch online abgeschlossen werden kann.
Konkurrenz für Mobile.de und Autoscout24.de
Den Angaben zufolge gibt es im Konzern auch konkrete Pläne, den zwei führenden deutschen Online-Autobörsen Mobile.de und Autoscout24.de Konkurrenz zu machen. Details nannten die Manager nicht, aber eine Weiterentwicklung der Konzernmarken-Plattformen stehe auf der Agenda. Zum Risiko, stärker ins Gebrauchtwagengeschäft einzusteigen, sagte Vorstand Frank Fiedler: "Sie verdienen da mehr Geld." Es gebe bei den Krediten keine signifikant höhere Ausfallquote als im Neuwagengeschäft.
Die Digitalisierung werde die Finanzsparte "über die nächsten Jahre" etwa 500 Millionen Euro kosten, sagte Fiedler. Vieles davon zahle sich rasch aus, etwa wegen einer stärkeren Eigenleistung der Kunden. (dpa)