Von Rocco Swantusch/Autoflotte
Das wichtigste Werkszeug auf der Geschäftsreise ist längst das Smartphone – wenn die Reise nicht komplett darüber geplant worden ist, sind hier doch alle Elemente in digitaler Form abgelegt: Flugticket, Hotel-Check-In, Bahnkarte. Nur für den Mietwagen musste man noch zum Counter. Sixt will diese digitale Lücke nun schließen und startet an den Flughäfen in Berlin (Tegel/Schönefeld), Frankfurt, München, Hamburg und Düsseldorf mit dem "Digital Self-Service". Im Back-End laufen diese Schritte bereits seit Jahren und werden nun vom Vermieter aus Pullach auch im Front-End ausgerollt – zunächst exklusiv für Geschäftsreisende.
Sowohl die Anzahl an bestehenden Geschäftskunden wie auch die vorhandene Infrastruktur sprachen für den Start der Lösung an den sechs Standorten. Die Stoßrichtung dabei umreißt Vinzenz Pflanz gegenüber Autoflotte recht klar: "Wir sind Innovationsführer im Markt", betont der Senior Vice President Group Sales Sixt, und ergänzt: "Mit diesem Schritt sind wir dem Wettbewerb wieder mindestens eine Nasenlänge voraus. Wir digitalisieren einen weiteren Teil der Prozesskette, damit der Geschäftsreisende ein Mietfahrzeug übernehmen kann, ohne dafür zum Miet-Counter gehen zu müssen."
Die Geschäftsreisenden wird es freuen, sich künftig nicht mehr am Schalter einreihen zu müssen, sondern direkt ins Parkhaus zum Mietwagen gehen zu können. Der standardisierte Prozess erfordert von dem Dienstreisenden lediglich die neue Sixt-App. Hier verbindet er sich mit seinem bestehenden Kundenkonto, so dass die persönlichen wie auch die vertraglich hinterlegten Daten übernommen werden. Initial muss er zudem seinen Führerschein überprüfen lassen. Dabei reicht es, diesen mit Hilfe der App von beiden Seiten abzuscannen.
Im System registriert beginnt die digitale Geschäftsreise. "Im ersten Schritt laden wir die Kunden dann zu dem Service an den Standorten ein", erklärt Nico Gabriel, Bereichsvorstand SixtX. "Eine Stunde vor Beginn der Miete erhält der Kunde ein Angebot an verfügbaren Fahrzeugen, die seinem gewählten Segment entsprechen. Dabei werden die für diesen Kunden definierten Elemente wie Ausstattung, Versicherung und Selbstbehalt berücksichtigt. Dann kann er sein Fahrzeug auswählen, das er mieten möchte." In der App wird anschließend der Mietvertrag per Knopfdruck finalisiert, und der Nutzer kann das Auto wie beim Carsharing über sein Smartphone öffnen. Der Autoschlüssel liegt im Handschuhfach.
Viele Vorteile
"Damit tragen wir den besonderen Bedürfnissen von Vielreisenden Rechnung und ermöglichen ihnen deutliche Vorteile auf ihren Reisen", unterstreicht Pflanz. "So profitieren sie von einer signifikanten Zeitersparnis, von einer sehr hohen Planbarkeit und nicht zuletzt von einem Höchstmaß an Komfort. Der Digital Self-Service bietet Unternehmen genau die Mobilität, die sie benötigen." Die Dienstleistung endet momentan noch bei der Rückgabe. Hier muss der Nutzer wie gewohnt zum Rückgabecenter fahren und das Auto übergeben.
Diesen Bruch der digitalen Kette begründet Gabriel unter anderem mit der Lage an den Flughäfen selbst. "Durch die Vielzahl an Mietfahrzeugen speziell an den Flughafen sind die Rückgabeprozesse sehr gut eingespielt und die Fahrzeuge können damit sehr schnell wieder eingetaktet werden. Zumal mögliche Schäden direkt vor Ort aufgenommen werden können und kein Nachfassen im Nachgang nötig wird. Aber natürlich arbeiten wir auch generell an digitalisierten Rückgabeprozessen für die Kunden." Auch für mögliche Flugverspätungen gibt es einen digitalen Plan B. Sollte sich dadurch der Anmietbeginn verschieben, kann der Nutzer bis zu einer Stunde nach dem ursprünglichen Mietbeginn das Angebot nutzen.
Preisliche Auswirkungen soll der neue Dienst zunächst noch keine haben, vielmehr wird die gesparte Zeit bei der Anmiete zum Benefit, den sich die Pullacher etwas kosten lassen. Neben Investitionen in die IT-Strukturen fallen Kosten für das notwendige Telematik- und Schlüsselsystem in jedem Mietwagen an. Technisch geht man hier eigene Wege und greift auf eine TÜV-zertifizierte Eigenlösung zurück, die unabhängig von der Automarke funktioniert, wie Gabriel berichtet, der früher selbst Geschäftsführer der Carsharing-Marke von Sixt und BMW, "DriveNow", war.
Das trifft auch auf die elektronische Führerscheinkontrolle zu. Wie erwähnt scannt der Anwender seinen Führerschein von beiden Seiten ab. Anschließend überprüft ein Sachbearbeiter von Sixt remote diese Aufnahmen per Sichtkontrolle. Anhand der persönlichen Buchungsintervalle wird der Nutzer regelmäßig zum Wiederholen des Prozedere aufgefordert. "Mietet der Kunde allerdings zwischenzeitlich wieder am Schalter und zeigt dort seinen Führerschein vor, dann wird dies im System hinterlegt, so dass die regelmäßige Kontrolle beide Mietszenarien berücksichtigt", so Pflanz.
Internationaler Roll-out 2019
Nach dem Start an sechs deutschen Flughäfen wird die Lösung relativ zeitnah auf weitere nationale Standorte ausgeweitet, deutet Gabriel an. International wird es dann 2019. Die App-Lösung soll im Frühjahr kommenden Jahres unter anderem auch in Frankreich, Belgien, Niederlande, Luxemburg, Großbritannien, Spanien, Italien, Österreich, Schweiz und in den USA angeboten werden.