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Schlaue Reifen

17.08.2020 06:00 Uhr

In einem Pilotprojekt mit Redsphere sagt Goodyear der Reifenpanne den Kampf an. Sensoren überprüfen den Luftdruck sowie die Temperatur und melden Unstimmigkeiten in Echtzeit an den Flottenmanager.

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Die Zeiten, in denen Transporter morgens vom Hof rollten und abends zum Feierabend wieder zurück waren, sind schon länger vorbei. In der Logistikbranche ist es heute vielmehr üblich, dass die Fahrzeuge ständig unterwegs sind. Leerfahrten gibt es quasi keine mehr.

Das ständige Unterwegssein und die vielen zurückgelegten Kilometer mit gutgefülltem Laderaum haben zur Folge, dass nicht nur das jeweilige Nutzfahrzeug, sondern auch seine Reifen nun stärker beansprucht werden als in der Vergangenheit. Hinzu kommt, dass regelmäßige Sichtkontrollen durch Fachpersonal am Unternehmenssitz kaum mehr stattfinden. Die Fixkosten für den Unterhalt einer eigenen Werkstatt wurden in den meisten Betrieben eingespart. Den Fahrern, die selbst für ihr Arbeitsgerät verantwortlich sind, fehlt unterwegs häufig die Zeit für die Überprüfung von Profiltiefe und Reifendruck. Denn Zeit ist Geld.

Anders als bei Pkw sind Reifendruckkontrollsysteme bei Lkw und Transportern noch keine Pflicht. Reifenhersteller wie Goodyear bieten aber bereits seit einigen Jahren spezielle Sensoren zur Nachrüstung bei Lkw-Pneus an. Die Software zur Analyse der erfassten Daten gibt's direkt dazu. Fuhrparkbetreiber erhalten die Informationen in Echtzeit und können bei Bedarf auf das Servicenetzwerk des Reifenherstellers zurückgreifen - das sind derzeit europaweit mehr als zweitausend Partner. Im besten Fall wird dort das Problem des betroffenen Reifens behoben - bevor es unterwegs zu einer Panne kommt.

Pilotprogramm für Transporter

Diesen Gedanken hat Goodyear nun auch eine Gewichtsklasse tiefer ins so genannte Sprinter-Segment überführt. Ein neues Pilotprogramm soll Kurierdiensten ermöglichen, die Anzahl von Reifenpannen zu reduzieren. Elektronische Reifendruckkontrollsysteme gehören zwar bei zahlreichen leichten Nutzfahrzeugen neueren Datums zur Sonderausstattung, allerdings haben diese neben den zusätzlichen Kosten bei der Beschaffung zwei Schönheitsfehler: Wenn sie in Form einer gelben Warnleuchte Alarm schlagen, kann es für den Reifen schon zu spät sein - und eine Panne wird unausweichlich. Zudem fehlt solchen Systemen eine Online-Anbindung an den Flottenmanager.

TPMS (Tire Pressure & Monitoring System) heißt die Technologie, die den Transportunternehmen das Leben in Zukunft leichter machen soll. Es handelt sich hierbei um eine vorausschauende Lösung. Anders ausgedrückt: TPMS soll potenzielle Probleme möglichst vor einem Fahrzeugausfall bemerken. Die Sensoren, die direkt am Reifeninneren angebracht sind, erfassen und überwachen den Reifendruck und die Temperatur. Sie erkennen Unterluftdruck, Luftverlust und mechanische Schwierigkeiten - wie vom Pkw her bereits bekannt. Neu ist die im Fahrzeug montierte Telematikbox. Sie schickt die Daten im Berdarfsfall via Mobilfunknetz direkt an den Goodyear-Server. Die leistungsstarken Algorithmen durchforsten das Datenmaterial und informieren den zuständigen Flottenmanager in Echtzeit bei auftretenden Normabweichungen. Ein ungefährlicher Temperaturanstieg durch äußere Einflüsse wie beispielsweise einseitige Sonnenbestrahlung sollen dank ständig verbesserter Algorithmen präzise erkannt werden können.

Für zeitkritische Lieferungen

Ein Partner des Pilotprogramms ist Redspher, eine europaweit tätige und auf den On-Demand-Transport-Bereich ausgerichtete Unternehmensgruppe. Die Redspher-Gruppe mit ihrer Tochter Flash Europe und ihrem Start-up Rubiwin hat vor allem innovative, kostengünstige und optimierte Flottenlösungen im Fokus - sowohl für die 8.000 eigenen Transportpartner mit ihren etwa 34.000 Fahrzeugen als auch für eigenständige Kunden. Bei etwa 200 Fahrzeugen wurden in der ersten Phase des Pilotprogramms die neuen Reifen mit den Sensoren aufgezogen.

"Wir haben nicht auf einen Schlag alle unsere Partner und Kunden mit den neuen Goodyear-Reifen ausgerüstet", verrät uns Erhan Ün, Country Manager bei Flash Europe. "Für den Anfang haben wir uns ganz bewusst Unternehmen ausgesucht, die entweder extrem zeitkritische Waren transportieren oder sehr viel fahren - bis zu 500 Kilometer täglich."

Bisher sei das Feedback der teilnehmenden Unternehmen durchweg positiv. Kein Wunder: Den ersten Satz schlauer Reifen gibt's im Rahmen des Pilotprogramms nämlich kostenlos.

Die dank der TPMS-Technologie mögliche Vermeidung von Reifenpannen sei vor allem für Logistikunternehmen interessant, für die eine solche Verzögerung oder gar ein Ausfall des Fahrzeugs sehr teuer werden würde."Wenn bei Daimler, Renault oder VW das Band wegen eines nicht eingetroffenen Teils steht, kostet das schnell mal 60.000 Euro pro Stunde", nennt Ün einen typischen Anwendungsfall. Da zähle in der Logistikkette wirklich jede Minute. "Wir sind mehr oder weniger die Feuerwehr in der Lieferkette unserer Kunden und darauf spezialisiert, Sonderfahrten nach Bedarf zu machen", ordnet Ün die Rolle seines Unternehmens ein.

Same-Day-Delivery

Als weitere typische Beispiele neben der Automobilproduktion nennt Rubiwin-Gründer Quentin de Madre Medikamententransporte oder Ersatzteillieferungen von Medizintechnik - also Einsätze, bei denen es tatsächlich um Leben oder Tod gehen könnte. Für eine andere Branche sind die innovativen Reifen ebenfalls interessant: für den Bereich Same-Day-Delivery, also die blitzschnelle Lieferung online bestellter Waren am selben Tag.

Ob die Extrakosten für die innovativen Reifen, welche noch nicht genau taxiert sind, in Zukunft in Kauf genommen werden, dürfte weniger von der Bereitschaft der Transportunternehmen abhängen als vielmehr von den steigenden Ansprüchen auf der Nachfrageseite. "Immer mehr Kunden erwarten heute eine rasche Zustellung", erklärt de Madre und richtet den Blick in die Zukunft:"Der Markt der zeitkritischen Lieferungen wird noch weiter wachsen - und damit auch das Interesse an schlauen Reifen, die das Risiko einer Panne reduzieren."

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