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Rund um die Uhr löschen und retten

30.04.2015 06:00 Uhr
Rund um die Uhr löschen und retten

Das Amt 37 der Landeshauptstadt ist nicht nur für den abwehrenden Brandschutz und technische Hilfeleistung zuständig, sondern auch ein Teil des Rettungsdienstes.

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_ Auf der Hauptfeuerwache im Stuttgarter Stadtteil Bad Cannstatt. Christian Schwarze, Leiter der Abteilung Technik der Branddirektion in der Landeshauptstadt, sitzt am Schreibtisch in seinem Büro. Gelassen erzählt er vom Fuhrpark und seiner Bedeutung für den optimalen Schutz der Bürger. Als unvermittelt das Licht über der Tür angeht, hält er inne. Denn es signalisiert ihm, dass gleich eine wichtige Durchsage beginnt.

Für den Laien ist der mit Zahlen und Abkürzungen verklausulierte Inhalt ein Buch mit sieben Siegeln. Schwarze erklärt daher sofort: "Ein Team vor Ort fordert gerade Verstärkung für einen Patiententransport an."

In zehn Minuten am Einsatzort

Bis zu 40 Einsätze übernehmen die rund 500 Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr gemeinsam mit ihren rund 1.000 freiwilligen Helfern pro Tag. Maßgabe: innerhalb von zehn Minuten am Einsatzort im Stadtgebiet sein.

Dabei handelt es sich jedoch meist nicht um Hilfe bei Bränden. Sie machen lediglich rund sechs Prozent der Einsätze pro Jahr aus. Vielmehr generieren sich gut 50 Prozent aus dem medizinischen Rettungsdienst, den die Feuerwehr Stuttgart mit den Hilfsdiensten des Deutschen Roten Kreuzes, der Malteser und der Johanniter formt. Ein weiteres Drittel kommt aus den technischen Hilfeleistungen bei Verkehrsunfällen auf Straße respektive Schiene, ABC-Einsätze, Sturm- und Wasserschäden, Tierrettung, Betriebsunfälle et cetera. Aber auch Fehlalarme schlagen mit rund acht Prozent zu Buche.

Fuhrpark mit eigener Werkstatt

Dazu braucht es eine starke Organisation mit breiten Kompetenzen. Was die Feuerwehr Stuttgart hier zum Beispiel in die Waagschale werfen kann: Die Einsatzkräfte auf den Löschzügen der Berufsfeuerwehr haben nicht nur eine zweijährige Feuerwehrausbildung, sondern sind zum allergrößten Teil auch Rettungssanitäter und Rettungsassistenten, sodass sie auch qualifiziert eine medizinische Erstversorgung leisten können. Zentrales Instrument dafür ist wiederum der Fuhrpark, der in der Verantwortung der Abteilung Technik liegt. Deren Betriebsdienste und Werkstätten sorgen für einen autarken Betrieb, wobei drei Mitarbeiter ausschließlich für das Flottenmanagement abgestellt sind. Um die optimale Instandhaltung zu gewährleisten, gibt es außerdem eine Kfz-Werkstatt inklusive Bremsenprüfstand und eigener TÜV-Abnahme mit vier Kfz-Meistern und vier Kfz-Mechanikern. Die Branddirektion betreibt damit einen sogenannten Eigenüberwachungsbetrieb.

Fahrzeuge der besonderen Art

Hierin hält sie derzeit insgesamt 125 Fahrzeuge in Schuss, die aufgrund der Art und Form der Einsätze aus einer Vielfalt an Spezialfahrzeugen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und außergewöhnlichen technischen Ausstattungsmerkmalen wie Kränen sowie bei Drehleitern lenkbaren Hinterachsen zur Verkleinerung des Wendekreises bestehen.

Mit rund 100 Einheiten rekrutiert sich die Flotte großteils aus sogenannten Primärfahrzeugen. "Das sind diejenigen Einheiten, die einer bestimmten Aufgabe in der Einsatzmittelkette dienen und mit Spezialauf- und -ausbauten versehen sind", erläutert Schwarze. Diese reichen von klassischen Löschfahrzeugen und Einsatzleitwagen über Kräne und Mannschaftsfahrzeuge bis hin zu Fahrzeugen für die Rettung in U- und S-Bahn-Tunneln sowie Großraumrettungswagen. Letzterer basiert zum Beispiel auf dem Fahrgestell eines Mercedes-Benz Citaro mit knapp zwölf Metern.

Die Um- und Ausbauten für die verschiedenen Löschzüge, Einsatzleit- oder Mannschaftsfahrzeuge übernehmen Spezialisten wie Schlingmann, Magirus und Ziegler sowie zum Beispiel die Firmen Schäfer oder Wolf. Wer den Zuschlag für Sonderaufbauten der Fahrzeuge bekommt, entscheidet eine meist europaweite Ausschreibung.

Rettungsdienst und Pkw

Des Weiteren stellt die Feuerwehr Stuttgart mit Porsche Cayenne zwei Notarztersatzfahrzeuge (NEF) und zwei Rettungswagen (RTW) auf Basis von Mercedes-Benz Sprinter 519 CDI. Während Porsche den Ausbau selbst vorgenommen hat, werden die RTW etwa von Fahrtec Systeme oder Wietmarscher Ambulanz- und Sonderfahrzeug (WAS) ausgerüstet.

Die Zahl der Pkw ist mit elf Einheiten eher gering. Sie werden meist im normalen Tagesdienst für Fahrten zwischen den Wachen, zu Besprechungen und Begehungsterminen gebraucht. Die Autos setzen sich daher mit sechs Smart und zwei VW Up vorwiegend aus Kleinwagen zusammen. Für den Einsatz sind ferner eine Mercedes-Benz C-Klasse, zwei E-Klassen und vier 5er BMW in Betrieb.

Beschaffung

Aufgrund der aufwändigen und kostenintensiven Aufbauten sind die Fahrzeuge bis auf wenige Ausnahmen gekauft. Wie lange sie gehalten werden, hängt von der Einsatzintensität ab. Die hoch frequentierten Wagen der Berufsfeuerwehr sollen nicht länger als 15 Jahre laufen.

In diesem Zeitraum kommen sie in der Regel auf Laufleistungen von über 100.000 Kilometern plus der Betriebsstunden. "Vom technischen Zustand sind sie dann wie Fahrzeuge mit Laufleistungen von 200.000 bis 300.000 Kilometern einzustufen", sagt Schwarze. Der Verkauf erfolgt gewöhnlich über die VEBEG, die Verwertungsplattform der Behörden und Dienste der Bundesrepublik Deutschland.

Im Leasing befinden sich lediglich die zwei RTW, die sechs Smart, die zwei VW Up und die zwei Mercedes-Benz E-Klasse. Die Laufzeit der Leasingverträge beträgt in der Regel drei Jahre mit Laufleistungen von 15.000 Kilometern pro Jahr.

Festes Investitionsbudget

Als Investitionssumme für die Beschaffung stehen der Branddirektion auf Grundlage eines achtjährigen, von Verwaltung und Politik festgezurrten Programms rund zwei Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung. Um hierfür auch die optimalen Konditionen zu erhalten, beschafft die Feuerwehr über Ausschreibungen.

Die Mittel sind knapp bemessen, wenn schon für ein Basislöschfahrzeug rund 430.000 bis 440.000 Euro zu veranschlagen und Ersatzbedarf bei Totalschaden oder Wartung zu berücksichtigen sind. "Wir müssen daher immer eine Grundreserve vorhalten, um bei einem Fahrzeugausfall überbrücken zu können", so Schwarze. Schließlich ist auch aufgrund der europaweit verpflichtenden Ausschreibungen und den Lieferfristen von bis zu 15 Monaten mit langen Vorlaufzeiten zu rechnen, bis das neue Fahrzeug auf der Wache steht. Der Bedarfsplan ist daher so angelegt, dass keine Lücke entstehen kann.

Derzeit ist die Feuerwehr Stuttgart wieder in den Beratungen zum Doppelhaushalt über die neue Budgetperiode, da die laufende 2015 endet. Dafür ermittelt Schwarze den technischen Bedarf inklusive Fahrzeuge. Der Schutz der Bürger hat dabei oberste Priorität.

Branddirektion Stuttgart

In Kürze

Die Feuerwehr Stuttgart besteht seit 1891 und ist eine Einrichtung der Stadt Stuttgart. Sie rekrutiert sich aus der Berufs- und der freiwilligen Feuerwehr, wobei es fünf Berufswachen und 24 Abteilungen der freiwilligen Feuerwehr im Stuttgarter Stadtgebiet gibt. Die Berufsfeuerwehr besetzt rund um die Uhr mindestens 88 Funktionen im Löschzug- und Sonderfahrzeugbereich sowie in der Leitstelle und dem Einsatzführungs- und Rettungsdienst. Die Berufsfeuerwehr beschäftigt fast 500 Einsatzkräfte und zählt zirka 1.000 freiwillig aktive Angehörige. Der jährliche Etat der Branddirektion beläuft sich auf 52,6 Millionen Euro, was etwa 1,85 Prozent des Haushalts der Stadt Stuttgart entspricht.

Fuhrpark

Auf einen Blick

- 125 Fahrzeuge, davon ca. 100 Primärfahrzeuge für den Einsatz mit Sonderauf- und -ausbauten, 15 Pkw und restliche Einheiten: Busse, Anhänger, Boote, Pumpen etc.- Einsatz-Kfz: Mercedes-Benz (MB) Sprinter 519 CDI als RTW, Löschzüge, Einsatzleitwagen, Großraumrettungswagen etc. auf Basis MB-, MAN- und Iveco-Fahrgestellen, Umbauspezialisten: u. a. Schlingmann, Ziegler, Magirus, Rosenbauer, Schäfer, Wolf, für Rettungswagen: z. B. WAS, Fahrtec- Pkw: vier 5er BMW, eine MB C- und MB E-Klasse, sechs Smart, zwei VW Up, zwei Porsche Cayenne als Notarztfahrzeuge; v. a. dieselgetrieben- Beschaffungsformen: Smart, MB C- und E-Klasse und VW Up geleast (drei Jahre/15.000 km p. a); andere Pkw gekauft- Einsatz-Kfz: Berufsfeuerwehr: Löschzugfahrzeuge und hoch frequentierte Sonderfahrzeuge mind. 15 Jahre in Betrieb, Laufleistungen i. d. R. 100.000 km plus Betriebsstunden = ca. 200.000 bis 300.000 km technischer Zustand; sonstige Sonderfahrzeuge der Berufsfeuerwehr und Fahrzeuge der freiwilligen Feuerwehr: aktuell älteste Fahrzeuge aus dem Jahr 1982- Fuhrparkmanagement: in Eigenregie mit eigener Werkstatt

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