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"Rausgegangen" und Cambio: Die Party fängt gerade erst an

13.04.2023 09:46 Uhr | Lesezeit: 2 min
© Foto: Michael Blumenstein/Autoflotte

Corporate Carsharing steht bei vielen Unternehmen noch nicht auf der Agenda. Oft unbewusst. Wir haben in Köln "Rausgegangen" besucht. 25 Mitarbeiter. Kein Firmenwagen. Dafür Cambio.

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Ehrenfeld heißt der Kultur-Stadtteil in Köln. Aber eigentlich ist Köln überall Kultur. Vor allem Kneipen- und Willkommenskultur. Denn egal, ob man aus München, Prag oder Seoul kommt: Kölner empfangen einen mit offenen Armen. Ein Vorurteil? Ja. Doch an den meisten ist Wahres dran.

Konzentrieren wir uns wieder auf Ehrenfeld. Hier befindet sich seit zehn Jahren die Eventplattform Rausgegangen. 2013 hatten Tim Betzin (Boss) und Björn Kutzner (auch Boss und zugleich Chefprogrammierer) die Idee, rund 30 ausgehfreudige Freunde mit einem Newsletter zu beglücken. Dieser beinhaltete die spannendsten Dinge, die man "heute" in Köln machen kann. "Denn es war so müßig, sich durch die verschiedenen Webseiten zu quälen. Und irgendwie fehlt irgendwo immer etwas an Infos. Da haben wir dann die ,vier besten Tipps' in Köln ausgesprochen", erinnert sich Betzin.

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Das fand nicht nur bei Freunden großen Anklang und so gab es schnell einige Tausend Newsletter-Abonnenten. Der Newsletter ist noch immer Bestandteil von Rausgegangen, aber längst nicht das wichtigste Medium, wie uns Betzin erzählt. Ihn treffen wir in den Büroräumen, unweit der S-Bahn-Station Ehrenfeld entfernt. Mit dabei ist Petra Althausen. Sie ist Vertriebs- und Marketingleiterin bei Cambio Rheinland, der größten Dependance im Cambio-Universum.


"Rausgegangen" setzt auf Cambio

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"Rausgegenagen" und Cambio: Digital - bald deutschlandweit

Wir sind daran interessiert, zu erfahren, wie ein Unternehmen mit 25 Mitarbeitern, die durchaus auch reisen müssen, komplett auf unternehmenseigene Fahrzeuge verzichten kann. Ein Schlüssel zum Erfolg: Digitalisierung und die Affinität dazu. Denn, wie Tim Betzin direkt sagt: "Wir sind von Anfang an rein digital: Website, App, Newsletter und Social Media." Das sind die Medien, mit denen Rausgegangen seine Nutzer informiert.

Mittlerweile beschränkt sich das Informieren jedoch längst nicht mehr nur auf den Großraum Köln. "Wir sind in Köln gestartet und jetzt in Berlin, Hamburg, München, Düsseldorf und Dortmund. Und der Plan ist, dieses Jahr noch weiter national zu wachsen und uns unabhängig vom Städtemodell zu machen." Denn Rausgegangen merkt, dass beispielsweise zwischen Düsseldorf und Krefeld auch sehr viel Kultur geboten wird und in anderen Regionen Deutschlands ebenfalls.

Einnahmen generieren sich aus Marketingplatzierungen, Ticketing - also dem Ticketverkauf für Veranstaltungen - und eigene Festivals und Heimkonzerte.

"Strategisch ist unsere Website das wichtigste Medium, dort verknüpfen wir die Welten. Bei den Socials dreht sich die Erde schneller und man muss immer wieder ein neues Medium aufbauen." Der Newsletter erreicht heute rund 10.000 Menschen. Kein Vergleich zu annähernd 400.000 Seitenaufrufen im Monat von rausgegangen.de. Betzin ist sich sicher, die Nische gefunden zu haben. Und vor allem eine, die viel Spaß macht. Daher ist er auch ein bekennender Bürogänger, bei allen Vorteilen, die hybride Arbeitsstrukturen ermöglichen: "Ich bin gerne im Büro und treffe auch gern neue Kontakte in Präsenz - zumindest beim ersten Kennenlernen. Aber das ist eher fürs Feeling. Das brauche ich nicht, um Partnerschaften oder Verträge zu schließen, das funktioniert auch super über Video oder Telefon." Dennoch ist für Betzin das Büro ein Ort des kulturellen Zusammenkommens. "Wir könnten alle remote funktionieren. Aber wir halten den Teamaspekt und den Spaß, miteinander zu arbeiten, für immens wichtig."

Und, wie eingangs erwähnt, gilt Ehrenfeld seit jeher als kultureller und künstlerischer Hotspot in Köln. "Damals eigentlich noch mehr als heute", erinnert sich Petra Althausen, die in ihrer täglichen Arbeit bei Cambio immer mal wieder mit dem Thema Stadtplanung zu tun hat. Denn wenn, wie hier in Ehrenfeld, viele Clubs und Kulturzentren auch aufgrund des Wohnbaudrucks neuen Quartieren weichen, ist Cambio oft involviert. "Der Helios-Turm, den man von hier sehen kann, ist das Markenzeichen von Ehrenfeld. Hier und auf anderen Industriebrachen gab es eine Vielzahl von Clubs. All das wurde mit meist hochpreisigen Bauprojekten verdichtet." Ein Zwiespalt, denn auf der einen Seite wollen viele die Kultur erhalten, auf der anderen Seite wissen fast alle, dass (bezahlbare) Wohnungen benötigt werden. "Aber viele sind Filetstücke und extrem teuer", ergänzt Althausen.

"Rausgegangen" und Cambio: Stadtplanung und Carsharing

Mittlerweile werden bei Neubauprojekten stets Verkehrsgutachten angefertigt. Und da kommen Althausen und Cambio mit ins Spiel. Denn die neuen Bewohner der ehemaligen Kulturflächen wollen nicht mehr nächtelang Party machen, sondern wohnen, einkaufen, arbeiten. Noch immer bedeutet das oft auch: eigene(s) Auto(s). Und das wird zunehmend schwieriger in der Umsetzung.

Seit Juni 2022 hat Köln eine neue Stellplatzsatzung, die dazu beitragen soll, die in den "Kölner Perspektiven 2030" und "Köln mobil 2025" gesetzten Ziele zu erreichen. Durch die Satzung wird laut Stadt Köln "ein Anreiz für die Erstellung und Umsetzung von modernen und zukunftsfähigen Mobilitätskonzepten geschaffen". Das bedeutet konkret, dass beispielsweise bei Mehrfamilienhäusern ab drei Wohneinheiten zwischen 0,5 (<50 qm) und einem Stellplatz (>75 qm) pro Wohneinheit vorgehalten werden muss. Je nach Lage können Maßnahmen diesen um bis zu 50 Prozent reduzieren. Mit Carsharing können zehn Prozent eingespart werden.

"Rausgegangen" und Cambio: Administrative Entlastung

Cambio ist Vorreiter in Köln. 130 Standorte bietet Cambio Rheinland in der Domstadt, weitere 70 verteilt auf Bonn, Hürth, Brühl, Sankt Augustin, Siegburg, Dormagen, Düsseldorf und Erftstadt. Eine der 200 Stationen befindet sich direkt am S-Bahnhof Ehrenfeld. "Unsere Autos wohnen an den Stationen", definiert Petra Althausen das Cambio-Prinzip des stationsbasierten Carsharings - bei E-Autos mit eigener Ladesäule. Ideal für die Rausgegangen-Mannschaft, die den Luxus von sogar zwei Cambio-Stationen in unmittelbarer Nähe hat. "Wir nutzen Cambio mit Mitarbeitern aus Vertrieb, Event und Redaktion. Für die eignen Events haben wir immer ein paar Sachen dabei und brauchen mehr als einen Kleinwagen. Das Spannende an Cambio ist, dass man reservieren kann. Das ist im Arbeitskontext sinnvoll, denn ich kenne meine Termine im Voraus. Und bislang hat das immer geklappt und wir hatten noch nie kein Auto. In Ehrenfeld sind acht Stellplätze und nebendran noch mal zwölf", weiß Betzin und ergänzt: "Da ist sogar spontan eigentlich immer was frei." Den Beweis tritt er direkt an, zückt sein Smartphone und bucht einen Ford Fiesta in elf Minuten für zwei Stunden.

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"Bei uns hat jeder, der ein Fahrzeug benötigt, die App und bucht selbst. Im Notizfeld wird der Grund für die Fahrt eingetragen und wir wissen Bescheid. Ich habe damit nichts zu tun." Die Nutzer können zwei Accounts anlegen, einen für Dienstfahrten und den anderen für private, die privat bezahlt werden. Diese können jedoch zu Firmenkonditionen genutzt werden. "Viele machen das auch andersherum: Sie nutzen Cambio privat und empfehlen es als Poolwagen beim Arbeitgeber", sagt Althausen.

Zugriff auf verschiedene Modelle

An allen Stationen stehen Kleinwagen wie Ford Fiesta, Opel Corsa oder Renault Zoe (Elektroauto). An größeren Stationen gibt es häufig auch Hochdachkombis, Neunsitzer-Busse und Transporter. Doch meistens sind die Kleinwagen gefragt.

Beim Thema E-Mobilität war Betzin, wie viele andere, erst einmal zurückhaltend: "Anfangs habe ich mich bei einem knappen Termin gescheut, das Elektroauto zu nehmen. Wie funktioniert das mit dem Ladekabel, ist genug Strom im Akku, um die Strecke zu schaffen, was ist im Winter? Aber meine persönliche Erfahrung: Man muss es einfach gemacht haben." Ein großer Vorteil: "Man braucht nie zu tanken, was bei den Verbrennern eben Teil des Cambio-Prinzips ist, irgendwann muss man auch mal den Wagen auftanken." Und Althausen bekräftigt: "Mit den E-Autos sind wir immer noch selbst am Ausreizen, wie weit man wirklich kommt. Ob Winter, Autobahn oder was auch immer. Beim Buchen eines E-Autos ist die Angabe nach der voraussichtlichen Fahrtstrecke obligatorisch. Dann bekommt man bei der Buchung ein Auto, das diese Kilometer definitiv schafft. Wer mehr Kilometer angibt, als das E-Auto ohne Nachladen schafft, bekommt eine Alternative angeboten. Auch deswegen hatten wir noch keinen Liegenbleiber. Aber die Reichweitenangst ist eine Hürde beim Buchen. Das beschäftigt die Leute."

Mobilität beschäftigt die Rausgegangen-Leute nicht wirklich. Das Büro ist in der City und die allermeisten wohnen auch dort. "Wenn man hier keinen Parkplatz zur Verfügung hat, ist ein Firmenwagen wenig attraktiv. Aber wir sind auch Überzeugungstäter, da das Cambio-Konzept für uns völlig ausreicht. Bislang hat sich noch niemand einen Dienstwagen gewünscht. Da gibt es bessere Mitarbeitermotivationen." Doch Betzin ist sich bewusst, dass sich das wandeln kann, wenn die ersten ein Haus im Bergischen Land besitzen und Kinder da sind. "Wir sind noch sehr jung. Mal sehen, was in fünf bis zehn Jahren passiert."

"Rausgegenagen" und Cambio: Das Thema Kosten

Bei den Kosten ist Betzin entspannt und rechnet im Schnitt pro Monat mit rund 400 Euro übers Jahr verteilt. Im Sommer sind oft zeitgleich mehrere Cambio-Fahrzeuge im Einsatz, "da bräuchten wir trotz eigenem Poolwagen zusätzliche Mietwagen. Und im Dezember würde auch der Poolwagen oft rumstehen." Als weiteren Vorteil hebt Betzin das "Sorglos-Paket" hervor. "Wir hatten mal einen Unfall. Und selbst das lief super einfach ab. Wahrscheinlich einfacher als beim eigenen Auto."

Die Preise sind tarifabhängig und flexibel buchbar. "Es gibt Tarife ohne Grundgebühr, dafür sind die Kilometer dann teurer und welche mit einer Grundgebühr von bis zu 25 Euro im Monat und niedrigeren Kilometerkosten. Man hat im Grunde immer das, was man gerade braucht. Wir haben auch Unternehmen, die sind nur im Sommergeschäft und setzen dann die Grundgebühr rauf und die Kilometerpreise runter", weist Althausen auf dieses Steuerungselement hin.

20 Prozent gewerbliche Kunden

Rund 20 Prozent der Cambio-Rheinland-Kundschaft ist gewerblich. Die meisten beruflichen Fahrten finden tagsüber unter der Woche statt. Privatnutzer sind vermehrt abends und am Wochenende mit den Fahrzeugen unterwegs. So ergänzt sich die Klientel bei Cambio hervorragend. 40.000 Nutzer sind es im Rheinland. Zusammen legen die etwa 21 Millionen Kilometer im Jahr zurück. Oder umgelegt auf die 800 Fahrzeuge etwa 2.400 Kilometer pro Auto und Monat. Die meisten Fahrzeuge sind gekauft und werden vier bis fünf Jahre gefahren - denn Carsharing soll ja ressourcenschonend sein. Eine eigene Werkstatt erledigt Reifen- und Bremsenwechsel sowie Inspektionen. Für größere Probleme wird die Vertragswerkstatt aufgesucht.

Jetzt, nach zehn Jahren, gibt es den Newsletter nur noch ein Mal pro Woche, jeden Mittwoch. Denn da fängt in Köln das Wochenende an. Vielleicht ist das ein Schlüssel für die Willkommenskultur. Von A nach B kommt man in Köln gut mit dem Carsharing, egal, ob als Party-Besucher oder Mitarbeiter eines Unternehmens.

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