Partner mit Bestnoten
Leasinggesellschaften, die seit Jahren mit freien Werkstätten zusammenarbeiten, bewerten deren Leistungen überwiegend als sehr gut und gut. Doch Vorbehalte der Fuhrparks existieren – zumindest in Teilbereichen der Flotte – weiterhin und die Hersteller blasen mit ihren attraktiven Paketen zum Gegenangriff.
Bei Unfallinstandsetzungen, Beseitigung von Glasschäden und Reifenersatz sind freie Werkstätten schon lange ein fester Partner der Leasinggesellschaften – und damit auch der Fuhrparks. Doch auch bei Wartung und Verschleißreparaturen muss nicht immer eine Vertragswerkstatt aufgesucht werden: Acht von 18 Leasinggesellschaften, die an unserer Umfrage zur Zusammenarbeit mit freien Werkstätten teilgenommen haben, kooperieren auch bei diesen Arbeiten mit ihnen (siehe Tabelle links). Damit steigt die Quote von 35 Prozent in 2010 auf 44 Prozent.
Dennoch zeigt sich auch in unserer diesjährigen Übersicht, dass Auto nicht gleich Auto ist. Denn entweder ist es die Leasinggesellschaft, die entscheidet, für welche Fahrzeuge und für welche Art von Arbeiten freie Betriebe konsultiert werden dürfen (hier gibt es zum Beispiel teilweise ein Verbot für sehr hochwertige Fahrzeuge wie bei Raiffeisen Impuls Fuhrparkmanagement) oder andersherum, zumindest bei Wartungen, nur eine Erlaubnis für Low-Budget-Fahrzeuge bis 18.000 Euro (bei GE Capital – ASL Fleet Services).
Oder aber es sind die Leasingnehmer, die eine Zweiklassenflotte geschaffen haben. So sind es nach Beobachtungen der Leasinggeber eher Fahrzeuge ohne fest zugeordnete Nutzer, die den Weg in die freie Werkstatt finden, Pkw aus dem unteren Segment oder ältere, bei denen die Garantiefristen schon abgelaufen sind. Ebenso die klassischen Technikerflotten und Transporter seien typische Kandidaten. Raiffeisen Impuls Fuhrparkmanagement nennt auch konkrete Modelle: Ford Focus, Opel Astra und Zafira sowie VW Passat Variant. „Nutzer von Produkten der Premium-Hersteller sind schwerer von der Inanspruchnahme der Services in freien Werkstätten zu überzeugen“, sagt auch Peter Stadtherr, Ressortleiter Operations bei Arval Deutschland.
Große Ersparnis bei hoher Qualität
Dabei stellen die von uns befragten Leasinggeber den freien Werkstätten, mit denen sie zusammenarbeiten, ein Zeugnis aus, das sich sehen lassen kann: Nach ihrer Zufriedenheit mit den Freien befragt, vergaben 47 Prozent die Schulnote „sehr gut“ und 38 Prozent eine Zwei. Mit 85 Prozent der Antworten kann das Feedback der Leasinggeber zur Qualität der Freien also als positiv bewertet werden (siehe Grafik Mitte links).
Der Befürchtung mancher Fuhrparkbetreiber, durch die Inanspruchnahme freier Werkstätten könnte der Anspruch auf Garantie und Gewährleistung beim Hersteller respektive Importeur verloren gehen, können immerhin mehr als die Hälfte der Befragten entgegentreten: 53 Prozent haben noch nie diesbezügliche Probleme festgestellt. Und gut 23 Prozent der Leasinggeber in unserer Umfrage konnten hierzu keine Antwort abgeben, weil solche Arbeiten, die zu einem Verlust der Garantie führen könnten, bislang nicht von Freien durchgeführt wurden.
Weiteres Plus der freien Betriebe ist das Preisniveau. Nach Einschätzung und Erfahrungen der Leasinggesellschaften seien gegenüber der Vertragswerkstatt des Herstellers in jedem Fall Ersparnisse im zweistelligen Prozentbereich zu realisieren. Die Schätzungen reichen hier von zehn bis 20 Prozent bei Servicearbeiten und bis zu 30 Prozent bei Unfallreparaturen (siehe Tabelle links). „Der Einsatz freier Werkstätten führt zu einer spürbaren Kostenentlastung bei gleicher Leistung“, fasst auch Johan Friman, Vorsitzender der Geschäftsleitung der LeasePlan Deutschland, zusammen.
Nur stark in schwachen Zeiten?
Die Konjunktur hat vergangenes Jahr wider Erwarten schnell und stark angezogen, was sich auch auf die Investitionsbereitschaft im Fuhrpark niederschlägt. Unterliegt die Inanspruchnahme freier Werkstätten konjunkturellen Zyklen? Mit anderen Worten: Sind diese in wirtschaftlich schlechten Zeiten stärker gefragt? Auch zu dieser Einschätzung haben wir die Leasinggesellschaften befragt.
Doch nur ein Drittel bejahte diese Frage, die Mehrheit winkte ab: Nein, diese Beobachtung könne nicht gemacht werden (siehe Grafik links oben). Diese Meinung teilt auch Sixt Leasing: „Bedingt durch die Wirtschafts- und Finanzkrise war bei den Kunden durchaus ein Trend zu Kostenoptimierungsmaßnahmen spürbar. Damit einhergehend rückte das Thema freie Werkstätten stärker in den Vordergrund. Von einer grundsätzlichen konjunkturellen Abhängigkeit kann unseres Erachtens jedoch nicht gesprochen werden“, sagt Vorstandsmitglied Mark Thielenhaus.
Hart umkämpfter Flottenmarkt
Zwar haben sich die freien Werkstätten zumindest in Teilbereichen als kompetenter Partner der Fuhrparks etabliert, doch der Kampf um Auslastung in den Werkstätten wird weiterhin mit harten Bandagen geführt: „Die OEM versuchen, Potenziale der freien Werkstätten wie Reifenwechsel und Einlagerung in ihren Servicebetrieben abzuschöpfen. Die Freien versuchen, durch die Erweiterung ihres Serviceangebotes Marktanteile zu gewinnen“, sagt Stadtherr.
Lockangebote der Hersteller, hohe Rabatte für den Abschluss von Servicepauschalen bei Wartung & Verschleiß oder Reifendienstleistungen, oftmals zeitlich befristet, machen für viele Fuhrparks einen Wechsel unattraktiv. „Durch Herstelleraktionen ist der Trend zu freien Werkstätten eher gering“, sagt Ludger Reffgen, Vertriebsleiter und Mitglied der Geschäftsführung von ASL Fleet Services.
Dies bestätigt auch Christian Braumiller, Leiter Operations bei Hannover Leasing Automotive: „Durch die Pakete und Stützen der Hersteller im Wartungsbereich wurde es in den letzten Jahren teilweise interessanter, in Herstellerwerkstätten zur Wartung zu gehen als in freie Werkstätten.“
Der Kampf um Marktanteile geht in eine neue Runde. Mal sehen, was sich die freien Betriebe und Vertragswerkstätten in 2011 einfallen lassen, um bei Fuhrparks zu punkten. Mireille Pruvost
Leasinggesellschaft
Auto-service
Unfall-reparaturen
Glas-schäden
Reifen-ersatz
Weiterer Ausbau geplant
Aktive Beratung
Wenn zuvor nein: Zusammenarbeit geplant
akf servicelease
Arval
Athlon Car Lease
1
Atlas Auto-Leasing
DB FuhrparkService/DB Rent
DeTeFleetServices
DSK Leasing
GE Capital – ASL Fleet Services
2
3
Hannover Leasing Automotive
LeasePlan
Raiffeisen-Impuls Fuhrparkmanagement
4
5
5
VR Leasing
VW Leasing
–
Leasinggesellschaft
Freie Werkstätten
akf servicelease
Verschiedene Unternehmen, k. A.
ALD Automotive
Bundesweit flächendeckendes Netz für Glas- und Unfallschäden sowie Reifen, k. A.
Alphabet
Mc Car, Carglass, FleetPartner, 4 Fleet Group, Euromaster
Arval
Unterschiedliche Unternehmen, k. A.
Athlon Car Lease
Carglass, Junited Autoglas, bei Reparatur, Wartung und Reifen: Einzelbetriebe
Atlas Auto-Leasing
A.T.U, Carglass, Innovation Group, diverse Reifenketten
DB FuhrparkService/DB Rent
Zertifizierte mittelständische Betriebe, k. A.
DeTeFleetServices
k. A.
Deutsche Leasing Fleet
Bosch Car Service, Carglass, diverse Reifenhandelsketten und Karosseriewerkstätten
DSK Leasing
Bosch Car Service, zertifizierte Karosseriefachbetriebe, alle bekannten Reifenhandelsorganisationen
GE Capital – ASL Fleet Services
A.T.U, Carglass, Reifenketten, GE-zertifiziertes Schaden-Partnernetz
Hannover Leasing Automotive
Carglass, Euromaster, 4 Fleet, Servicequadrat, Vergölst, 85 bundesweite Karosseriepartnerbetriebe
LeasePlan
Zentrale Reparatur: Betriebe, die Qualitätsanforderungen von Eurogarant-Betrieben, Identica oder SDF-ProPartner erfüllen
Mobility Concept
Carglass, Eurogarant, namhafte Reifenservice-Vertragspartner
Raiffeisen-Impuls Fuhrparkmanagement
Carglass, namhafte Reifenservice-Vertragspartner, zertifizierte Karosserie- und Lackierfachbetriebe
Sixt Leasing
u. a. A.T.U, Carglass, Euromaster, 4Fleet, Servicequadrat, Vergölst
VR Leasing
A.T.U, Carglass, Euromaster, First Stop, FleetPartner (Vergölst), Junited etc.
- Ausgabe 2/2011 Seite 28 (909.9 KB, PDF)