_ Rund 28,7 Prozent beträgt aktuell der Anteil an Flotten, in denen es reine Benefit-Fahrzeuge gibt. 2011 bewegte sich dieser Wert dagegen bei rund zwölf Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt Dataforce in einer Erhebung. Darin haben die Marktforscher 557 Fuhrparks via Stichprobe befragt, von denen rund 16 Prozent ab 100 Pkw, rund 14 Prozent zwischen 50 und 99 Pkw und etwa 21 Prozent zwischen 25 und 49 Pkw im Bestand zählen. Die restlichen verteilen sich auf Flotten unter 24 Einheiten.
"Statistisch kommen Benefit-Fahrzeuge - mit nahezu 100 Prozent Privatnutzung - eher in größeren Flotten zum Einsatz. Knapp 50 Prozent der Flotten mit mindestens 100 Pkw setzen diese Fahrzeuge ein, bei den kleinen Fuhrparks mit ein bis neun Pkw sind es nur zirka 16 Prozent", sagt Dataforce- Geschäftsführer Marc Odinius. Klare Unterschiede macht er auch nach Branchen aus. Oft seien diese Fahrzeuge zum Beispiel im Finanz- und Versicherungsgewerbe mit einer Quote von gut einem Drittel zu finden.
Firmenwagen zur Motivation boomen
Was die Attraktivität von Firmenwagen bei den Mitarbeitern besonders steigen lassen hat, sei etwa die "Stadtflucht junger Familien, "arbeitsfernes Wohnen" und die zunehmende Frauenquote unter den Dienstwagennutzern. Folge: Unternehmen sind mit der Zeit flexibler geworden, was die Bereitstellung von Firmen-Pkw betrifft. Damit einhergehend sind laut Odinius etwa eine Öffnung für immer mehr Marken und Modelle, vorausgesetzt, Leasingrate und Restwerte stimmen. "Auf diese Weise haben sich zum Beispiel die SUV in den vergangenen 15 Jahren von einem Anteil von drei Prozent in 2001 auf rund 16 Prozent in 2015 zum drittstärksten Firmenwagen-Segment entwickelt", erklärt der Dataforce-Chef.
Und er hat weitere Wachstumschancen ermittelt: "In den nächsten Jahren wird sich der Dienstwagen als Motivationsinstrument noch stärker als Alternative zur privaten Anschaffung etablieren, denn immer weniger Privatkunden sind bereit, die nötigen finanziellen Mittel für die Anschaffung eines Neufahrzeuges aufzubringen." Zugleich nehme die Bedeutung der Firmen-Pkw zur Mitarbeitergewinnung und -bindung zu. Daneben stuft er auch alternative Antriebe als geeignet ein, um den Anteil an Dienstwagenfahrern weiter zu beflügeln.
Bestandteil von Cafeteria-Modellen
Dass Dienstwagen nach wie vor eine große Rolle innerhalb von Incentivierungs-Modellen für die ältere Generation der Führungskräfte in Unternehmen spielen, meint Udo Bohdal-Spiegelhoff, Partner HR Advisory Services bei Deloitte Deutschland. Gleichwohl sieht er in den vergangenen fünf bis sechs Jahren deren Intensität sinken. Vielmehr seien Mobilitätslösungen - vor allem in großen Unternehmen getrieben durch den Einzug der Generation Y in die Fach- und Führungskräftepositionen - gefragt, mit denen den Mitarbeitern eine breite Palette an Möglichkeiten geboten wird. Diese reichten mit Blick auf die jeweilige Lebensphase vom Carsharing-Angebot über Bahncard 100 bis hin zum Dienstwagen. "Infolgedessen kommen mehr sogenannte Cafeteria-Modelle, in denen die Führungskräfte und zugangsberechtigten Mitarbeiter viel aktiver nachdenken müssen, wie sie mit einem bestimmten Zusatzbudget für Benefits umgehen wollen und wie sie den Betrag nutzen", sagt Unternehmensberater Bohdal-Spiegelhoff.
In diesem Kielwasser werden die Car Policies flexibler und bieten mehr Auswahlmöglichkeiten und Leistungspakete bei den Fahrzeugen. In der Praxis sei dabei inzwischen vielen Mitarbeitern die Ausstattung mit Entertainment-, Kommunikationssystemen und Interieur wichtiger als die nächsthöhere Motorisierung. "Die Zukunft gehört daher sicherlich den Mobilitäts-Policies, mit denen sich Unternehmen entsprechend den Mitarbeiterbedürfnissen breiter aufstellen."
Mehr Gründe für Pkw als Anreize
Parallel dazu bestätigen große Leasinggesellschaften: Die Nutzerkreise von Dienstwagen, die seit jeher starke Leistungsantriebe für Top Executive und andere Führungskräfte sind und bleiben, erweitern sich sukzessive. So registriert etwa Karsten Rösel, Geschäftsführer der ALD Automotive, teilweise auch bei Serviceflotten, die per se stark auf Funktionalität ausgerichtet seien, dass zunehmend auf Mitarbeiterzufriedenheit bei der Wahl der Fahrzeuge geachtet werde. Und Sebastian Fruth, Commercial Director bei Arval Deutschland, hat den Firmenwagen gerade in strukturschwachen Regionen zu einem Auswahlkriterium für das jeweilige Unternehmen ausgemacht.
Philipp Berg, Leiter Vertrieb und Marketing der Daimler Fleet Management (DFM), sieht neben dem Dienstwagen als Motivationsinstrument innovative Mobilitätslösungen auf dem Vormarsch, die Mitarbeiter nicht nur für geschäftliche, sondern auch für private Zwecke nutzen dürfen. Beispiel: das Carsharing.
Ähnlich äußert sich Tim Beltermann, Leiter Vertrieb und Marketing bei Alphabet Deutschland: "Gefragt sind zunehmend intelligente und ganzheitliche Angebote, die verschiedene Mobilitätsformen integrieren. Eine Alternative zum klassischen Dienstwagen ist die Nutzung von unternehmensinternen Carsharing-Systemen." Denn damit könnten zusätzlich Mitarbeiter erreicht werden, die sonst vielleicht keinen Zugang zu einem eigenen Dienstwagen hätten.
Gerhard Künne, Sprecher der Geschäftsführung der Volkswagen Leasing, gibt trotz des hohen Stellenwerts von Pkw als Benefit zu bedenken, dass deren Akzeptanz aber von Firma zu Firma und von Branche zu Branche individuell zu bewerten sei: "Unternehmen mit Fachkräftemangel oder Standortnachteilen gehen anders mit dem Thema Dienstwagen um als Unternehmen, die kostenoptimierend arbeiten müssen."
Im Gegensatz dazu herrscht unter den meisten Mitarbeitern und Führungskräften anscheinend Einigkeit, was den Firmen- Pkw als Motivationsfaktor betrifft. Darauf lassen die Resultate des jüngsten Mobilitätsmonitors von Leaseplan schließen, an dem fast 500 deutsche Dienstwagenfahrer teilgenommen haben.
Gemäß Gunter Glück, Geschäftsleitung Vertrieb und Kundenbetreuung, mit einem eindeutigen Ergebnis:"Für 96 Prozent der Befragten gehört das Auto zu den beliebtesten Transportmitteln. Vor die Wahl gestellt, ob sie lieber einen Dienstwagen oder eine Gehaltserhöhung möchten, würde sich die überwiegende Mehrheit von 78 Prozent für das Firmenfahrzeug entscheiden."
Motivationsanteile bei Leasinggebern
Nur die wenigsten großen Leasinggesellschaften machen jedoch Angaben, wie hoch der Part an Pkw als Anreizinstrument für Mitarbeiter am Fahrzeug- respektive Vertragsbestand bei ihnen ist. Lediglich Arval schätzt seinen Anteil von Pkw ohne jegliche berufliche Notwendigkeit auf rund 25 Prozent. Deren Verträge belaufen sich derzeit auf mehr als 70.000. Zudem beziffert etwa Leaseplan Deutschland den generellen Anteil an Motivationsfahrzeugen mit rund 75 Prozent von insgesamt rund 99.000 Fahrzeugen und die Deutsche Leasing Fleet mit rund 20 Prozent von 164.000 Fahrzeugen im Bestand. Keine konkreten Zahlen nennen ALD Automotive, Alphabet, DFM, Mobility Concept, Sixt Leasing und Volkswagen Leasing. Athlon Car Lease hat sich an der Umfrage generell nicht beteiligt.
Unabhängig davon dominieren bei den Leasinggebern wie vor zehn Jahren die Modelle der deutschen Hersteller Audi, BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen, sobald die Pkw als Incentive dienen. Einige Anbieter wie Arval und die Deutsche Leasing betonen, dass außerdem Ford, Opel, Volvo und die anderen VW-Konzernmarken wie Skoda nachgefragt würden.
Wandel und künftige Nachfrage
Dessen ungeachtet treibt der Wandel der vergangenen Jahre auch die künftigen Formen der Nachfrage an. So hat nach Beobachtungen von Harald Frings, Geschäftsführer Fleet der Deutschen Leasing, etwa durch Green-Fleet-Policies ein Trend zum Downsizing bei Motoren eingesetzt.
Gunter Glück von Leaseplan Deutschland registriert nach einer extrem kostenorientierten Phase in den Nachwehen der Wirtschaftskrise von 2009 eine Fokussierung auf Corporate Social Responsibility (CSR) mit einer umweltfreundlich orientierten Ausrichtung der Flottenpolitik und entsprechender Auswahl an Modellen. Und Christian Schweikhardt, Projekt- und Vertriebsmanagement bei Mobility Concept, konstatiert wiederum: "Mitarbeiter haben inzwischen die Möglichkeit, aus einem sehr breiten Spektrum an Fahrzeugen zu wählen, inklusive SUV, Vans und E-Autos."
Gleichwohl würden die Firmenwagen laut Gerhard Künne heute zunehmend mit vermeintlich "weichen" Faktoren, die vor einigen Jahren noch eine geringere Bedeutung eingenommen haben, wie "Work-Life-Balance" oder die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, gerade bei vielen jüngeren Berufstätigen konkurrieren. Diese Entwicklungen würden sich voraussichtlich in den kommenden Jahren fortsetzen. Der Firmenwagen als Motivationsfaktor behalte dabei jedoch eine Schlüsselposition und fungiere als Wegbereiter neuer Antriebskonzepte, beispielsweise für eine höhere Präsenz auf den Straßen von gut ausgestatteten Hybrid- und Elektrofahrzeugen als Differenzierungsmerkmal.
- Ausgabe 04/2016 Seite 59 (211.9 KB, PDF)