Ein Meinungsbeitrag von Timo Darr
Grenzschließungen, Quarantäne-Regelungen und die Angst, sich mit dem Corona-Virus zu infizieren haben im Frühjahr zu einem massiven Einbruch von Geschäftsreisen geführt. Und nennenswert erholt hat es sich bisher auch nicht. Auf das Gesamtjahr gesehen spricht man von 70 bis 80 Prozent an Reisekosten, die für Firmen im Jahr 2020 weniger anfallen. Anders als Geschäftsreisen hat sich der Flottenbereich nach einem Rückgang ebenfalls im Frühjahr aber weitgehend wieder stabilisiert. Mancher Flottenbetreiber liegt sogar bereits bei Werten über dem Vorjahr.
Unternehmen haben mittlerweile einen Umgang mit der Krisensituation gefunden. Wo möglich, wurde digitalisiert: Statt zu reisen, werden Meetings virtuell durchgeführt – Mitarbeiter sitzen nach Möglichkeit im Homeoffice. Wenn doch gereist werden muss, dann ausschließlich geschäftskritische Reisen nach neuen Genehmigungsverfahren und Reiseregeln. Auch im Fuhrpark musste umgedacht werden: beispielsweise finden Fahrerunterweisungen per Video statt, um auch hier Infektionen durch persönliche Kontakte tunlichst zu vermeiden.
Corona wirkt in vielen Fällen aber auch als Trend-Beschleuniger. So zum Beispiel bei aktuell prominenten Themen wie Digitalisierung, die sich eigentlich bereits seit Längerem bei Firmen auf dem Plan befinden. Es ist sogar damit zu rechnen, dass in nächster Zukunft wieder weitere Maßnahmen in den Fokus rücken, die durch Corona in den Hintergrund geraten sind. Wie Herstellen von Kostentransparenz und -steuerbarkeit, Modernisierung von Richtlinien, Flexibilisierung von Angeboten und die strategische Weiterentwicklung der betrieblichen Mobilität. Heißt: Die Integration von Travel- und Fleet-Management über rein organisatorische Aspekte oder eine Mietwagenausschreibung als gemeinsamen Nenner hinaus.
Unternehmen sollten 2021 nutzen. Und ihre bestehenden Mobilitäts-Managements weiterentwickeln bzw. bisher getrennte Travel- und Fleet-Verantwortungsbereiche bewusst verbinden. Damit können einerseits Unternehmensziele gezielter und abgestimmt auf die Bereiche heruntergebrochen werden. Andererseits wird eine systematische Ausrichtung von Organisation, Prozessen, Regelwerken und Verträgen beziehungsweise Lieferantenportfolio am eigenen Bedarf dadurch erst möglich. Und: klare Verantwortlichkeiten im Unternehmen, eine regelmäßige und strukturierte Kommunikation zwischen den Stakeholdern, dem Management und den Mitarbeitern sowie belastbare Datentransparenz sind wichtige Erfolgsfaktoren. Firmen, die sich hiermit frühzeitig beschäftigt haben, können schneller und gezielter agieren und sind damit klar im Vorteil. Auch das hat die Krise bisher gezeigt.
Über den Autor:
Timo Darr ist Gründer und Inhaber von darr mobility concepts, ein auf betriebliche Mobilität ausgerichtetes Beratungsunternehmen. Mit über 30 Jahren Branchenerfahrung und über 15 Jahre im Einkaufsmanagement eines Dax 30 Unternehmens. Schwerpunkte sind Consulting und Business-Intelligence Lösungen für Geschäftsreisen, Fuhrparkmanagement und Meetings. Kontakt: https://www.darrmc.com und http://www.mobility-analytics.de