_ Für die Anbieter von Langzeitmiete gibt es seit Jahren nur eine Richtung: nach oben. Aufgrund ihrer hohen Flexibilität konstatieren nicht nur die Autovermieter ein wachsendes Interesse und eine stetig und stark steigende Nachfrage. Auch die Leasinggesellschaften, die ergänzend zum Leasinggeschäft aus dem eigenen Bestand ebenfalls Fahrzeuge für die Dauer ab einem Monat vermieten, berichten über deutliche Steigerungen.
"Die Nachfrage nach Langzeitmieten ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Langzeitmieten erfreuen sich einer hohen Beliebtheit in der Flottenbranche, da immer mehr Fuhrparkverantwortliche die Vorteile der flexiblen Vertragslaufzeit und bedarfsgerechten Anmietung entdecken, um ihren Mobilitätsbedarf kurzfristig abzudecken", stellt Karsten Rösel, Geschäftsführer der ALD AutoLeasing D fest. "Die Nachfrage nach Langzeitmietverträgen steigt seit einigen Jahren. Für viele Unternehmen wird es immer wichtiger, flexibel zu bleiben", sagt Christoph Wibbeke, Leiter Operations bei Alphabet Deutschland. Das hat auch Dieter Brandl, Director Operations bei GE Capital Fleet Services, beobachtet: "Der Anspruch von Unternehmen, Mitarbeitern Mobilität zu bieten, ist gestiegen. Das wirkt sich auch auf die Nachfrage nach Langzeitmiete aus."
Dieses Jahr 15 Prozent Wachstum
Der auf Langzeitmiete spezialisierte Anbieter Maske nennt konkrete Zahlen: Er erreichte in den letzten zwei Jahren ein jährliches Wachstum von zehn Prozent. Dieses Jahr liegt die Neugeschäftserwartung sogar bei 15 Prozent - Tendenz laut Geschäftsführer Johann Goldenstein weiter steigend.
Gleichzeitig stellen die Firmenkunden immer höhere Anforderungen - sowohl an die Langzeitmietwagen selbst als auch an die Vermieter, von denen sie immer weitreichendere Dienstleistungen erwarten. "Die Fuhrparks fordern vom Dienstleister der Langzeitmiete vermehrt einheitliche und individuelle Paketlösungen - einheitliche Fahrzeuge mit dienstwagentypischen Ausstattungen zu einheitlichen Bruttolistenpreisen", sagt Lutz Gäbel, Senior Fleet Coordinator bei Akf Servicelease.
Vom Komfort her wollen sie ein gut ausgestattetes Leasingfahrzeug, das sie aber kurzfristig erhalten wollen und jederzeit wieder zurückgeben können. "Nicht nur, dass eine große Marken- und Modellauswahl gewünscht wird, auch hinsichtlich der Ausstattung der Fahrzeuge in der Langzeitmiete decken sich die Kundenwünsche mit denen bei Leasingautos", sagt Rösel. "Ausstattungsmerkmale wie Navi, Klimaanlage oder Freisprechanlage werden längst als Selbstverständlichkeit gesehen."
Kompakt- und Mittelklasse dominieren
Überwiegend werden bei Langzeitmiete Wagen der Kompakt- und Mittelklasse geordert, wie beispielsweise Enterprise Rent-A-Car und Hertz mitteilen, und diese gern mit Dieselmotor und als Kombi-Variante. Wintertaugliche Bereifung versteht sich von selbst. Für die Wahl "ausschlaggebend ist das ausgewogene Verhältnis zwischen Komfort, Ausstattung, Sicherheit und Kosten", sagt Stefan Bühner, Director Sales bei der Hertz Autovermietung. Letztere gewinnen unter TCO-Gesichtspunkten, die neben den monatlichen Mietkosten auch alle laufenden Ausgaben wie auch den Kraftstoff berücksichtigen, Bühner zufolge an Bedeutung. Er ergänzt daher, dass inzwischen ein weiterer Trend in der Langzeitmiete spürbar sei: hin zu sparsameren, kostengünstigeren Fahrzeugen.
Das bestätigt auch Niels Rathsmann, Director of Sales bei Enterprise: "Die Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit und die Nachfrage nach kraftstoffeffizienten sowie emissionsarmen Fahrzeugen hat ebenfalls weiter zugenommen." Ein Indikator dafür sei, dass immer mehr Firmenkunden das CO2-Reporting des Autovermieters nutzten.
Mehr Services gefragt
Reporting - das ist nur eine der Zusatz-Dienstleistungen der Langzeitvermieter, die heute von den Kunden erwartet wird. Auch über die Fahrzeuge hinaus wünschen sie größtmöglichen Komfort. "Auf der Serviceebene spielt eine persönliche und individuelle Betreuung, die flexibel auf die Wünsche der Kunden eingeht, eine immer größere Rolle", stellt Rathsmann fest. Zudem wollen sie mit der Verwaltung der Langzeitmietwagen möglichst wenig zu tun haben, sodass manche Fuhrparkbetreiber auch das Handling der (Vermiet-)Flotte an ihren "Langzeitvermieter" ausgliedern wollen. Schon heute übernimmt Europcar daher neben der reinen Mietwagenbereitstellung auch das Management des bestehenden Kundenfuhrparks und damit Leistungen wie Disposition, Buchung und Aufbereitung von Flottenfahrzeugen - mit dem Ziel, die Prozesse und Kosten für den Kunden zu optimieren. Der Autovermieter geht davon aus, dass der Bedarf an innovativen Lösungen im Fuhrparkmanagement deutlich steigen wird.
Mehr als nur eine Interimslösung
Klassische Einsatzgebiete der Langzeitmiete sind die Überbrückung von Probezeiten und Lieferfristen bei Neubestellungen sowie die Mobilhaltung von (temporären) Mitarbeitern bei befristeten Projekten. Doch aufgrund der zunehmenden Flexibilisierung des Arbeitsmarktes könnten Mietwagen in so manchen Fuhrparks auch dauerhaft vertreten sein - gerade wenn der Serviceumfang der Anbieter weiter wächst. Diese Entwicklung zeichnet sich heute schon ab. "Aufgrund der Marktentwicklung in den letzten Jahren, welche sich insbesondere in Wahlmöglichkeiten der Fahrzeuge und der Preispalette bemerkbar macht, wird Langzeitmiete ebenfalls als langfristige Bestandsergänzung eines Fuhrparks genutzt", sagt Hubert Terstappen, Geschäftsführer Marketing & Sales bei Buchbinder. "Viele Unternehmen, die von wirtschaftlichen Schwankungen abhängig sind oder mit zeitlichen Projekten arbeiten, haben ganz oder teilweise auf langfristige Leasingverträge verzichtet oder zurückgefahren", hat Gäbel beobachtet.
Gute Prognosen
Fuhrparkberater empfehlen laut Akf je nach Unternehmen und Branche einen Anteil von Langzeitmietwagen zwischen zehn und 25 Prozent, um auf kurzfristige Marktschwankungen reagieren zu können. "Die Langzeitmiete ist die flexibelste Form der individuellen Mobilität", sagt Christian Schneider, Bereichsleiter Langzeitmiete und Fahrzeuggroßhandel der CC Unirent System, die auch das Langzeitmietprodukt von Mazda abwickelt. "Der Bedarf an Langzeitmieten wird weiterhin ansteigen, da es immer mehr Schwankungen im gewerblichen Fuhrparkbedarf geben wird", ist er überzeugt. Das könnte den Markt weiter beflügeln und noch mehr Automobilhersteller und Importeure, die auf der Suche nach neuen Absatzkanälen sind, auf den Plan rufen.
- Ausgabe 10/2015 Seite 18 (255.6 KB, PDF)
