Das Netz an Schnellladesäulen in Deutschland wächst. Doch nicht jeder E-Autofahrer hat zwingend etwas davon. Denn ohne den richtigen fahrzeugseitigen Anschluss ist das Auffüllen des Akkus nicht möglich. Vier Standards konkurrieren zurzeit auf dem Markt.
In Deutschland dürfte man mit der CCS-Buchse am E-Auto die größten Chancen haben, einen passenden Schnellladestecker zu finden. Die heimischen Hersteller haben sich geschlossen diesem Standard verschrieben. Und auch die Ladesäulenverordnung sieht vor, dass in Deutschland alle neuen öffentlichen Schnellladesäulen mit mehr als 22 kW Leistung über einen CCS-Stecker verfügen. Andere Anschlusstypen sind hingegen freiwillig. Rund 600 Stationen gibt es zurzeit, doch die Zahl soll bald deutlich steigen. In der Regel stellen sie eine Ladeleistung von 50 kW zur Verfügung, theoretisch können es bis zu 350 kW sein. Aktuell gibt es aber keine passenden Fahrzeuge. Nutzbar sind die Stecker außer von deutschen Modellen wie BMW i3, VW E-Golf und Opel Ampera-e auch von koreanischen Autos wie dem Hyundai Ioniq.
Chademo weltweit vorn
Der weltweit wichtigste Konkurrenz-Standard heißt Chademo. Entwickelt wurde er unter anderem von Nissan und Mitsubishi, die auch in Deutschland auf diese Technik setzen. Weltweit gesehen ist rund jede dritte Schnellladestation mit Chademo-Steckern ausgerüstet, in Deutschland sind es allerdings nur rund 450. Ob noch sehr viele noch dazukommen, ist aufgrund des geringen Interesses der deutschen Autohersteller fraglich. Bei den Leistungsdaten entspricht der japanische Standard aktuell weitgehend dem europäischen: bis zu 50 kW sind die Regel, 150 kW theoretisch und 350 kW künftig möglich. Nutzbar sind die Stecker vor allem von asiatischen und französischen Modellen wie dem Nissan Leaf, dem Kia Soul EV und dem Peugeot iOn. Auch Tesla-Fahrzeuge können an Chademo laden, wenn sie über den passenden Adapter verfügen.
Deutschlands beliebtestes E-Auto, der Renault Zoe, nutzt jedoch keinen der beiden Standards, sondern geht einen Sonderweg. Der Kleinwagen wird auch beim Schnellladen über den ansonsten für das Normalladen genutzten Typ 2-Wechselstrom-Stecker betankt. Weil er aber serienmäßig alle drei Stromphasen nutzt, holt er je nach Säule bis zu 43 kW aus der Leitung. 2015 wurde die Leistung jedoch vom Hersteller auf 22 Kilowatt gedrosselt. In ähnlichen Regionen ist auch der technisch weitläufig verwandte Smart ED unterwegs. Weil Wechselstrom-Ladesäulen relativ günstig zu bauen sind, gibt es vergleichsweise viele davon. Und auch an Gleichstrom-Säulen ist in der Regel ein Typ-2-Zugang vorhanden.
Ein weiterer Sonderfall ist der Supercharger, ein von Tesla exklusiv für die eigenen Fahrzeuge entwickelter Ladestandard. Rund 60 Stationen mit jeweils mehreren Ladepunkten gibt es in Deutschland, meist an Hauptverkehrsachsen platziert. Auch wenn die Zahl gering scheint, können sich Teslas dank des clever geknüpften Netzes und ihrer großen Reichweite durch fast ganz Deutschland hangeln. Weil die Ladeleistung zumindest kurzzeitig 135 kW erreicht, stiehlt ein Tankstopp nur wenig Zeit. Fahrzeuge anderer Hersteller erhalten an den Superchargern keinen Strom. Tesla-Autos hingegen können zur Not auch über einen Typ-2-Stecker an jeder gängigen Ladesäule betankt werden. Zudem gibt es den erwähnten Chademo-Adapter. (SP-X)