Uniqa sagt in Deutschland nicht jedem etwas. In Österreich kennt den Versicherer fast jedes Kind. 22.400 Mitarbeiter hat die Uniqa Group. Davon arbeiten etwa 5.000 Menschen in Österreich, 2.000 in der Wiener Zentrale, in der wir uns befinden, und der Rest verteilt sich auf 14 Länder Osteuropas sowie die Schweiz und Liechtenstein. Der Versicherungskonzern ist in Österreich seit mehr als 200 Jahren eine Größe und mal Marktführer, mal an zweiter Stelle. Rund 21 Prozent Marktanteil lautet die dazugehörige Kennziffer, die in Deutschland kein Versicherer schafft. Bernhard Spitaler ist bei Uniqa Insurance Group AG Head of Procurement Office/Fleet & Int. Services, wie seine Funktionen korrekt heißen und die viel umfassen. Diese bekleidet der Österreicher seit 18 Jahren und er ist seit 1992 im Konzern. Ein Urgestein mit Fachwissen, das heute kaum noch jemand aufzubauen imstande ist.
Uniqa Adele Szabo Bernhard Spitaler
Bildergalerie1,5 Personen für die Flotte
Wir treffen Bernhard Spitaler im Besprechungsraum im obersten Stockwerk des direkt am Donaukanal befindlichen Uniqa Towers, der in Wien Auffälligkeitswert besitzt und Orientierungshilfe liefert. Ein Teil seiner täglichen Arbeit parkt am anderen Ende des Towers: im Keller. Dort befindet sich bei Uniqa die Tiefgarage mit den Firmenwagen. 152 Fahrzeuge, verstreut über Österreich, betreut Spitaler mit einer weiteren „halben Stelle“. So sieht Effizienz aus. Technische Hilfe bekommt der Österreicher aus der Schweiz. Beim Fuhrparkmanagementsystem vertraut Spitaler auf die Expertise von Avrios. Auch die ein bis zwei Poolfahrzeuge an jedem der Uniqa-Standorte werden mittels Avrios-Software im Vorfeld reserviert, sofern sie benötigt werden, die Schlüsselübergabe erfolgt noch in persona. Das passiert in der näheren Vergangenheit öfters. Denn auch bei Uniqa soll vermehrt der Zug als Beförderungsmittel genutzt werden – selbst dann, wenn ein Firmenwagen vorhanden ist. „Im heutigen Zeitalter der Mobilität und der ausgebauten Zugverbindungen haben wir viele Strecken, die gut mit dem Zug zu fahren sind“, weiß Spitaler die österreichische Bahn zu schätzen. „Flüge unter 700 Kilometer dürfen nicht gebucht werden, und somit haben wir faktisch Flugverbot in Österreich“, das sich von West nach Ost auf ebendiese 700 Kilometer ausdehnt.
24 Volvo im Bestand
In der Regel rollen die Elektro-Firmenwagen, die seit 2022 Usus sind, vier Jahre über die österreichischen Straßen. „Wir haben zehn Marken im Programm. Hyundai stellt die größte Anzahl dar, gefolgt von Volvo.“ 24 schwedische Fahrzeuge sind es derzeit. Ginge es nach Spitaler und einigen seiner Dienstwagen-Berechtigten, wären es mehr. Denn die Göteborger kommen in Österreich gut an. Hinzu kommt, dass Uniqa nur Marken in den Fuhrpark holt, die deren Versicherungsprodukte verkaufen. Ein faires Geben und Nehmen, wie es im Geschäftsumfeld üblich sein sollte – sofern die Angebote zueinander passen
Adele Szabo, die ebenfalls beim Gespräch dabei ist, ist nicht nur ausgewiesene Elektromobilitäts-Expertin. Sie ist auch seit rund zwei Jahren im 35-köpfigen Volvo Car Austria-Team für den Bereich Fleet &
Financial Services zuständig und freut sich über Kunden wie Uniqa, die Volvo präferieren. „24 Volvo in der Flotte ist eine schöne Zahl mit Potenzial nach oben“, sagt die in Hannover geborene Wienerin augenzwinkernd. Wohl wissend, dass das aktuelle Modellportfolio der Marke für Spitaler nicht immer Passendes bereithält: „Bislang waren die Kombis bei uns sehr stark gefragt. Doch Kombis gibt es bei Volvo noch nicht rein elektrisch. Viele nehmen daher eine Klasse drunter, den XC 40.“ So macht es auch Spitaler selbst, der vom XC 60 auf den XC 40 Recharge umgestiegen ist. Als weiteres E-Auto ist nur noch das coupéartige SUV C 40 Recharge im Programm. Zum Jahreswechsel folgt der EX 90, ein Luxus-ESUV, ab 100.000 Euro brutto. Da sind dann die meisten von Spitalers Kollegen raus. Denn die „Firmenwagen-Hierarchie“ folgt einer einfachen Regel: Der Transaktionspreis ist das Limit. PS-Zahlen sind in Zeiten der E-Mobilität irrelevant, ebenso die Fahrzeuggröße oder -art. Ausgenommen sind bei Uniqa nach wie vor echte Coupés (Zweitürer) und Cabriolets.
Ladetempo und Reichweite
Wichtige Kriterien bei der Fahrzeugauswahl sind „das Ladetempo und die Reichweite“, sagt Spitaler. Und das bedeutet nach aktueller Car-Policy 350 Kilometer nach WLTP-Maßstäben. „Rechnen wir 25 Prozent runter, ist man in etwa beim Realwert. Und wenn Mitarbeiter viel fahren, schauen wir, dass die Autos 400 Kilometer nach WLTP schaffen. Das sind rund 300 echte Kilometer und damit geht sich Wien–Salzburg gut aus, eine viel gefahrene Strecke bei uns. Der Hyundai Kona gefällt uns super. Bei dem braucht man meist keine 25 Prozent abziehen.“ Ein Vorteil in Österreich: Bei 130 km/h ist bei allen Autos Schluss.
E-Autos dürfen dafür beim IG-L-Tempolimit (Immissionsschutzgesetz-Luft) bei 130 km/h bleiben, Verbrenner müssen runter auf 100 km/h. Doch Obacht: Das österreichische Überwachungssystem erkennt lediglich die in Österreich bei E-Autos üblichen grünen Kennzeichen. Mit deutschem E-Kennzeichen wird der Strafzettel also irgendwann in Deutschland ankommen, kann meist mit etwas Schreiberei und Nachweis eines reinen E-Autos (keine Plug-in-Hybride) kostenneutral aufgelöst werden.
Ladeinfrastruktur vom ÖAMTC
Dennoch muss auch in Österreich irgendwann geladen werden. Uniqa löst das auf eine aus deutscher Fuhrparksicht eher unorthodoxe Weise: „Wir haben die OMVRoutex E-Ladekarte und die ÖAMTC-Ladekarte“ erklärt Spitaler, denn „die haben ein gut ausgebautes Ladenetz und machen eine kWh-basierte Abrechnung und keine zeitbasierte, die es leider in Österreich noch gibt – je nach Betreiber und Anbieter.“ Wie welcher Anbieter rechnet, kann in der Routex-App eingesehen werden, „aber nicht alle Kollegen gucken hinein“, moniert Spitaler ein wenig. Uniqa ist mit dem ÖAMTC (das Pendant zum ADAC) eine Kooperation eingegangen und lässt alle Ladestationen an den Uniqa-Standorten vom ÖAMTC betreiben, wie wir in der Garage selbst sehen können. „Die Ladesäulen sind vom Dienstwagenfahrer wie eine externe Ladestelle zu nutzen. Und die Preise sind erst mal real. Damit haben wir die echten Kosten der Fahrzeuge.“ An den Standorten bekommt Uniqa selbstverständlich den „eigenen“ Strom, der durch die ÖAMTC-Säulen fließt, vom Verkehrsclub rückvergütet, weshalb sich die zu zahlenden kWh-Preise von 59 Cent beim AC-Laden und 69 Cent beim DC-Laden im Anschluss deutlich reduzieren – auch entfällt auf den eigenen Flächen die sonst auch in Österreich übliche Blockiergebühr. Uniqa hat in dieser Konstellation jedoch keinerlei Aufwand mit der Installation der Säulen und auch nicht mit dem Betrieb. Die 38 Ladepunkte (22 kW) im Tower und zwei DC-Schnelllader (75 kW) sind für alle Nutzer der öffentlichen Apcoa-Parkgarage zugänglich.
Derzeit ist die Auslastung noch gering. Insgesamt sind 50 der 152er-Uniqa-Flotte reine Elektroautos. „Umparken müssen wir während des Arbeitstages noch nicht. Und wenn wir merken, dass es eng wird, gibt die Infrastruktur noch einige Ladepunkte her.“ Parallel laufen im ebenfalls bei Bernhard Spitaler angesiedelten „Energy and Environmental Service Team“ die Energie-Optimierungsmaßnahmen. Der Versicherer spart damit nicht nur Energie ein, die für die Ladepunkte genutzt werden kann, sondern baut derzeit auch eine Fotovoltaik-Anlage auf den Tower in Wien. Ein Zwischenspeicher lohnt jedoch nicht, weiß Spitaler. Dafür ist die vorhandene Fläche zu klein und der Stromverbrauch zu hoch. Satte Kosten-Einsparungen sind dennoch zu erwarten, denn wie in Deutschland stieg auch in Österreich der Strompreis. Muten die aktuell 42 Cent pro Kilowattstunde noch nach einer gängigen Größe an, waren es laut Spitaler vor zweieinhalb Jahren lediglich sechs Cent, also ein Siebtel.
Keine Wallbox zu Hause
Bei den Kollegen zu Hause wird keine Wallbox installiert. „Den Mitarbeitern, die technisch die Möglichkeit haben, stellen wir ein intelligentes Kabel zur Verfügung, mit dem abgerechnet werden kann, auch an der
Kraftstromsteckdose.“ Das Vorgehen eliminiert Extraarbeit für Uniqa und ist zudem der Mitarbeiter-Fluktuation geschuldet. „Eine Wallbox ist fest installiert, das Kabel kann weitergegeben werden.“ Bei Uniqa ist es üblich, dass auch die Dienstwagen, sofern sie noch recht jung sind, an neue Kollegen weitergegeben werden und erst nach Ablauf der vier Jahre ein selbst konfigurierter bestellt werden kann. Rein elektrisch, und da wird die Auswahl immer größer – demnächst auch bei Volvo.