Konzeptwechsel
Statt auf vanartige Tugenden setzt die Neuauflage
der Mercedes B-Klasse auf kultivierte Sportlichkeit.
Diesen Wertewandel untermauert die zweite Generation der B-Klasse bereits optisch. Fast neun Zentimeter länger und fünf Zentimeter flacher steht sie gegenüber dem Vorgänger wesentlich bulliger und dynamischer auf der Straße.
Innen glänzt die B-Klasse trotz der jetzt eher konventionellen Bauform unverändert mit üppiger Kopffreiheit und prima Raumgefühl. Das Platzangebot ist in beiden Reihen gut, der Kofferraum mit 486 bis 1.545 Litern Fassungsvermögen erfreulich groß. Angenehm: die niedrige Ladekante. Kleinlich: der Aufpreis von 65 Euro für den doppelten Laderaumboden. Ebenfalls extra bezahlt werden muss das Easy-Vario-Plus-System (565 Euro). Es beinhaltet eine um 14 Zentimeter verschiebbare Rücksitzbank – damit steigt das Gepäckraumvolumen von 486 auf 666 Liter – sowie eine umlegbare Beifahrersitzlehne. Und ein Trennnetz? Aktuell Fehlanzeige! Voraussichtlicher „Liefertermin“ laut Preisliste: 1. Quartal 2012. Kostenpunkt: 185 Euro.
Deutlich schicker und eleganter als bisher präsentiert sich das schwungvoll gezeichnete Cockpit mit klar ablesbaren Instrumenten und freistehendem Infobildschirm. Materialgüte, Finish, Ablagemöglichkeiten und Funktionalität stimmen, lediglich die Klimabedienung sitzt zu tief.
Apropos tief: Die Sitzhöhe vorn reduzierte sich um fast neun Zentimeter. Ein echter Gewinn, denn „lag“ man bisher eher in der B-Klasse, so „sitzt“ man jetzt endlich. Und das – unabhängig von der Statur – ausgesprochen kommod. Lediglich etwas mehr Seitenführung im Bereich der Sitzfläche könnte nicht schaden.
Nur durchschnittlich fällt die Rundumsicht aus. Um die Gefahr des ungewollten An-eckens zu minimieren, sind deshalb „Parkpiepser“ kein Luxus. Warum diese jedoch nur in Kombination mit dem aktiven Parkassistenten (675 Euro) angeboten werden, ist und bleibt rätselhaft.
Voll und ganz überzeugen kann die vorerst aus zwei aufgeladenen Benzin-Direkteinspritzern und zwei Common-Rail-Turbodieseln bestehende Motorenpalette. Das an eine tadellos funktionierende Start-Stopp-Automatik „gekoppelte“ Vierzylinder-Quartett überzeugt mit spontanem Ansprechverhalten, prima Drehfreude und kultiviertem Lauf. Selbst die beiden Selbstzünder arbeiten so leise, dass man sie in der Regel kaum hört. Ihr Normverbrauch ist wie bei den Benzinern nominell gleich und bewegt sich auf erfreulich niedrigem Niveau.
Alternativ zum leichtgängig und präzise schaltbaren Sechsganggetriebe gibt es alle vier Motoren optional mit 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (1.820 Euro). Das „Erstlingswerk“ von Mercedes mit am Lenkrad sitzendem Wählhebel braucht keinen Vergleich mit den DSG-Varianten von VW zu scheuen.
Der größte Unterschied zwischen alt und neu offen-bart sich beim Fahren. Statt eher träge und bedächtig wie bisher, fährt sich der Fronttriebler nun ausgesprochen leichtfüßig und agil. Bemerkenswert sind dabei das gute Traktionsvermögen, die geringe Seitenneigung bei flotter Kurvenfahrt und die präzise zu Werke gehende Lenkung. Abgerundet wird das ganze von einer in der Standardkonfiguration komfortablen und feinfühligen Federung.
Die Serienausstattung fällt mit fünf Airbags, elektrischen Fensterhebern, Klima- und Audioanlage sowie radargestützter Kollisionswarnung ordentlich aus. Viele Kleinigkeiten kosten jedoch, genauso wie die Fülle der on top lieferbaren Fahrerassistenzsysteme Aufpreis. Auch die Basisbudgets selbst sind mercedestypisch nicht ohne. MMD
- Ausgabe 12/2011 Seite 34 (208.5 KB, PDF)