Die wahre Katastrophe droht der japanischen Autoindustrie erst noch. Das Erbeben und der Tsunami haben zwar die Produktion weitgehend zum Stillstand gebracht. Doch noch gibt es genügend Autos, die fix und fertig auf Halde stehen und auf Kundschaft warten. Es gibt auch noch genügend Teile, um neue Autos zu bauen. Erst wenn dieser Puffer aufgebraucht ist, kommen die wahren Schwierigkeiten. "Auch in der Autoindustrie gibt es Lager", sagt Christoph Stürmer von der Beratungsfirma IHS Global Insight. "Die Zeit läuft aber gegen die japanischen Hersteller." Bis zu vier Wochen Produktionsausfall könnten die Konzerne im restlichen Jahr noch ausgleichen, vor allem durch zusätzliche Schichten. Das zeigten die Erfahrungen aus Streiks in der Vergangenheit. "Danach wird's kritisch." In den meisten Autofabriken in Japan herrscht derzeit gespenstische Ruhe. Die Bänder stehen still, die Mitarbeiter kümmern sich um ihre Familien. Die verbliebenen Mannschaften reparieren die Schäden, die das Erdbeben und der Tsunami angerichtet haben. Die Produktionsstätten von Honda, Suzuki und Mazda nehmen die Arbeit frühestens Anfang kommender Woche wieder auf; Toyota will seine Endmontagewerke Mitte der Woche wieder öffnen. Mitsubishi hat den Produktionsstart schon am Mittwoch (16. März) gewagt, doch ob Freitag (18. März) noch gearbeitet wird, das ließ der Konzern offen. "Es braucht seine Zeit, die Belieferung mit Zulieferteilen wieder ans Laufen zu bekommen", erklärte der Konkurrent Nissan. Er will einzelne seiner Werke ab diesem Donnerstag wieder hochfahren. "Solange unsere Vorräte im Lager reichen", schränkte Nissan aber gleich ein. Derzeit noch keine erhöhte Strahlenbelastung gemessen Suzuki zerstreute am Mittwoch (16. März) Sorgen europäischer Kunden wegen einer möglichen Strahlenbelastung bereits bestellter Fahrzeuge. Messungen der radioaktiven Belastung auf den Werksgeländen und an der zu verladenden Autos hätten keine erhöhten Werte ergeben, hieß es. Den Angaben zufolge stammt nur jeder vierte Suzuki für den deutschen Markt aus japanischen Werken. Der Rest kommt aus Fabriken in Ungarn und Indien.