Herr Girnus, Herr Berg, ein Merger wie zwischen Daimler Fleet Management und Athlon braucht immer seine Zeit. Wie sahen die letzten Aktivitäten beim Übergang von Daimler Fleet Management zu Athlon aus?
André Girnus: Der Integrationsprozess der Daimler Fleet Management in die Athlon Germany GmbH war sehr komplex. Wir haben mittlerweile alle Kunden von Daimler Fleet Management zu Athlon überschrieben und damit die Integration abgeschlossen. Das heißt, all unsere Flottenkunden werden seit Mitte 2019 von Athlon betreut.
Die Möglichkeit, als Kunde auch andere Marken als Mercedes-Benz nutzen zu können, gab es bei Daimler Fleet Management bereits. Wie lange war man quasi schon Multibrand?
A. Girnus: Ab dem Jahr 2009 öffnete sich Daimler Fleet Management wieder für neue Marken. Der Anteil am Portfolio blieb aber über die Jahre gering. Das war sicherlich mit ausschlaggebend für die Akquisition von Athlon, denn Athlon hat langjährige Erfahrung im Mehrmarken-Geschäft eingebracht.
Wie sieht das gemeinsame Portfolio heute aus?
A. Girnus: Athlon agiert am Markt als Multibrand-Mobilitätsanbieter. Unser Portfolio von rund 90.000 Fahrzeugen ist aktuell noch stark geprägt von Daimler-Produkten, was aber hauptsächlich an den Vertragslaufzeiten liegt. Etwas mehr als die Hälfte unserer Fahrzeuge hat einen Stern auf der Motorhaube. Die andere Hälfte verteilt sich auf verschiedenste Marken.
Wie würden Sie den typischen Athlon-Kunden beschreiben? Ist es ein KMU oder eher ein internationaler Flottenbetreiber?
A. Girnus: Die Kunden von Athlon stammen bisher vor allem aus dem KMU-Bereich und haben in der Regel eine Flottengröße von bis zu 50 Fahrzeugen. Die Daimler Fleet Management-Fuhrparks hingegen waren eher größer und internationaler aufgestellt wie große Banken oder Industriekonzerne sowie Logistikunternehmen. Durch die Zusammenführung beider Unternehmen haben wir das gebündelte Know-how für beide Kundensegmente.
Viele Dienstwagenberechtigte haben den Wunsch, neue Mobilitätswege auszuprobieren. Mit Moovel gibt es ein Daimler-Produkt, das viele Wünsche erfüllen könnte. Fragen die Fuhrparks dies nach?
Philipp Berg: Moovel ist ein sehr spannendes Produkt, mit dem unsere Kunden in der Lage sind, individuelle Mobilitätslösungen nutzen zu können. Speziell in den Ballungszentren werden diese vermehrt nachgefragt. Die wichtigste Frage für den Kunden hierbei: Wer bietet eine einfache und klare Rechnungsstellung an? Wie findet die Trennung zwischen einer privaten Share-Now-Fahrt und einer beruflichen statt? Ein äußerst spannendes Thema. Mit der Mobility-Card bietet Athlon seinen Kunden bereits in einem Land ein solches Abrechnungsmodul an.
Es gibt also bereits Pilotkunden?
P. Berg: Ja, wir haben in den Niederlanden schon Kunden, die unsere Mobility-Card einsetzen. Da gehen Travel und Fleet schon zusammen. Ein Beispiel, wenn Sie in Amsterdam am Flughafen landen, können Sie entweder mit der Bahn oder mit einem Carsharing-Auto von Share Now weiterreisen und bekommen die Abrechnung über die komplette Reise per Mail. Sie kommen dort kontaktlos und ohne organisatorischen Mehraufwand von A nach B.
A. Girnus: Was wir in diesem Zusammenhang festgestellt haben, ist, dass es bei den Services kaum noch Markenloyalität gibt. Das hat man bei Car2Go und Drive Now vor ihrem Joint Venture gut gesehen. Es war egal, welche Marke dahintersteht, das Auto musste vor allem eins sein: nah und verfügbar. Das Mobilitätsbedürfnis musste einfach gelöst werden. Das ist auch die Zukunft. Wenn ein Unternehmen dies zuverlässig anbietet, werden Kunden ein geringes Wechselbedürfnis haben, wenn ihre Mobilitätswünsche direkt erfüllt werden.
Wie kann man in einem solchen volatilen Markt die Kunden halten?
A. Girnus: Das ist natürlich vielschichtig. Da spielen Themen wie Kundenorientierung eine große Rolle. Darüber hinaus gilt es, intelligente Mobilität sicherzustellen. Wenn in einem Unternehmen alle zehn Minuten ein Taxi zum Bahnhof oder Flughafen geordert wird, lässt sich dieser Mobilitätsbedarf sicher intelligenter und nachhaltiger realisieren, z.B. in Form von gebündelten Fahrten mit intelligenter Route. An solchen Lösungen arbeiten wir bereits.
Sind progressive Fuhrparks auch in anderen Dingen schneller, professioneller, digitaler?
P. Berg: Der Trend zur Professionalisierung ist ungebrochen. Dabei ist es egal, ob Unternehmen einen großen oder kleinen Fuhrpark haben. Fälschlicherweise wird den Kleinen häufig unterstellt, sie seien nicht so professionell unterwegs wie die Großflotten. Ich denke, der Einzug der Elektromobilität bringt da Schwung rein. Anhand von Daten und Fakten können Fuhrparks jeder Größe besser und einfacher gesteuert werden. Entsprechend hoch sind daher auch die Erwartungen unserer Kunden. Viele haben zum Beispiel die die volldigitale Rechnungsstellung gewählt.
Was wollen die Kunden heute?
P. Berg: Unsere Kunden wollen Beratung in Fragen, wie sie ihren Fuhrpark aufstellen sollen. Ob und wie sie elektrische Fahrzeuge integrieren können. Welche alternativen Mobilitätslösungen für ihre Mitarbeiter sinnvoll sind. Es geht natürlich nach wie vor auch um die Kosten, die TCM (Total Cost of Mobility).
Entwickeln Sie dahingehend neue Produkte?
P. Berg: Ja, und da profitieren wir auch von unserer Nähe zum Daimler-Konzern. Wir haben vor anderen Zugang zu neuen Technologien und lassen diese permanent in unsere Produkt(weiter)entwicklungen einfließen. Grundsätzlich optimieren wir ständig unsere Produkte auf Basis von Rückmeldungen und Wünschen unserer Kunden. Wir werden natürlich auch Neuentwicklungen, die erfolgreich als Pilotprojekte unserer Athlon-Kollegen in anderen Märkten laufen, sukzessive bei uns ausrollen.
Lesen Sie das ganze Interview ab 1.4. in der Autoflotte 4/2020 oder die beiden weiteren Interview-Teile in den nächsten Tagen online auf autoflotte.de.