_ Mit dem Mokka erwies sich Opel in Europa als Vorreiter. Als einer der ersten großen Hersteller wagten sich die Rüsselsheimer 2012 in das Segment der kleinen SUV vor. Mit Erfolg - bis 2016 verkaufte sich der kleine Kraxler in seiner ersten Version insgesamt über 600.000-mal. Damit das so bleibt, frischte Opel seinen Bestseller im letzten Herbst deutlich auf. Außen wie innen erhielt der Mokka eine spürbare Verjüngungskur. Die ist vor allem vorn kaum zu übersehen, vorsichtshalber spendierte das Opel-Marketing aber gleich auch noch einen neuen Namen - aus Mokka wurde Mokka X.
Das Testauto
Zwei 1.6-CDTI-Diesel umfasst das Mokka-Diesel-Programm - mit 110 oder 136 PS. Die größere Variante trieb alle vier Räder unseres Testwagens in der zweithöchsten Ausstattung Innovation an. Der Innovation 4x4 steht ab 24.966 Euro in der Preisliste und kommt immer mit Sechsgang-Schaltgetriebe. Wer die Sechsstufen-Automatik schalten lassen möchte, muss auf den Allradantrieb verzichten. Innovation-Kunden fahren immer mit 18-Zoll-Leichtmetallrädern, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Lederlenkrad, Radio R 4.0 Intellilink mit Sieben-Zoll-Touchscreen und Bluetooth, Regensensor und Fernlichtassistent, Einparkhilfe vorn und hinten, adaptivem LED-Licht und Opel Onstar. Extras an Bord unseres Testexemplars waren unter anderem die Frontkamera für Abstandsanzeige, Kollisionswarner, Spur- und Verkehrszeichenassistent (588 Euro), die Rückfahrkamera (248 Euro), das schlüssellose Schließ- und Startsystem (328 Euro), das Navigationssystem 900 Intellilink mit Acht-Zoll-Farbdisplay (798 Euro), der Zweischicht-Metalliclack Arktisblau (471 Euro), das Premium-Lederpaket unter anderem mit AGR-Sitzen für Fahrer und Beifahrer (1.420 Euro) sowie DAB-Empfang (176 Euro).
Karosserie Mit dem X kam mehr Präsenz. Während der Mokka ohne X immer etwas niedlich daherkam und optisch wenig markant war, steht der Neue nun deutlich breiter und selbstbewusster auf der Straße. Grill und Scheinwerfer betonen nun die Horizontale, und das LED-Tagfahrlicht bringt die markentypische Bumerang-Optik jetzt viel definierter zur Geltung. Am Heck änderten die Opel-Designer dagegen nur Details. Auch an den Außenmaßen hat sich mit dem Facelift nichts geändert, trotz kompakten 4,28 Metern Länge bietet der Mokka X vorn wie hinten aber ordentlich Platz für seine Passagiere und mit 356 bis 1.372 Litern auch klassenüblichen Gepäckraum. Nicht besonders gut ist dagegen die Übersichtlichkeit: Die breite C-Säule und die ansteigende Fensterlinie schränken die Rundumsicht stark ein.
Interieur
Opel hat den Mokka auch innen aufgeräumt. Was auch dringend nötig war: Das alte Cockpit mit seinen unzähligen Knöpfen flog raus, die neue Version kommt nun im Stile von Astra und jetzt auch Insignia Grand Sport daher. Das bedeutet einen tiefer und damit besser platzierten Monitor, weniger Knöpfe und damit eine insgesamt bessere Bedienergonomie. Ein klarer Fortschritt also, das teils muntere Rätsellösen beim Bedienen älterer Opel-Modelle ist somit passé, alles erklärt sich sofort auf einen Blick, und das gilt auch für die Menüführung des Navigations- und Infotainmentsystems. Die Verarbeitung unseres Test-Mokkas war tadellos, die verwendeten Materialien passten ebenso, nur einzelne Elemente in der Mittelkonsole dürften etwas hochwertiger wirken.
Antrieb
136 PS leistet der Mokka-Spitzendiesel, wer mehr will, muss zu einem der beiden Turbo-Benziner (140 oder 152 PS) greifen. Entgegen unseren Erwartungen machte der Selbstzünder einen wenig dynamischen Eindruck. Zwar ist der Mokka objektiv gesehen beileibe keine lahme Ente, sprintet aus subjektiver Sicht aber auch nicht davon. Auf Gasbefehle reagiert er eher behäbig und Beschleunigen erfordert fleißige Schaltarbeit. Nominell liegt das maximale Drehmoment von 320 Nm bei 2.000 Umdrehungen an - und darunter passiert auch wirklich wenig. Im Schnitt mit vielen Fahrten auf deutschen Autobahnen konsumierte der Mokka X dabei sieben Liter Diesel auf 100 Kilometer. Ließen wir es gemächlich angehen, waren es 6,4 Liter.
Fahrpraxis
Im Fahralltag zeigt der Mokka X zwei Gesichter. Einerseits kommt man jederzeit entspannt an, wozu auch die überzeugenden AGR-Sitze mit gutem Sitzkomfort und Seitenhalt ihren Teil beitragen. Andererseits gibt es durchaus Dinge, die Raum für Optimierungen offenbaren: So ist er für seine Größe nicht wirklich wendig, die Lenkung arbeitet leichtgängig, aber etwas schwammig, und das auf langen Bodenwellen sehr weiche Fahrwerk neigt nach kurzen Fahrbahnunebenheiten zumindest mit der Bereifung 215/55 R18 zu hoppeligen Nickbewegungen. Außerdem verbesserungswürdig: Das Navigationssystem führte uns nicht immer richtig, und die Dimmung des Touchscreens ist ausschließlich an den Fahrlichtsensor gekoppelt. Ist es draußen taghell und schaltet sich dennoch das Fahrlicht ein, dimmt also auch der Monitor herunter - und man sieht dort nichts mehr.
Autoflotte-Tipp
Die günstigen Business-Pakete aus Astra oder Insignia bietet Opel für den Mokka X nicht an. Empfehlenswert ist daher die getestete Ausstattung Innovation. Sie bündelt sinnvolle Optionen, und wer sie noch mit
- AGR-Sitzen im Premium-Paket (664 Euro),
- dem Winterpaket (Sitzheizung und beheizbares Lederlenkrad; 328 Euro),
- der Frontkamera mit ihren Assistenzsystemen (588 Euro),
- der Rückfahrkamera (248 Euro) sowie
- dem Navi 900 Intellilink (798 Euro) ausrüstet,
fährt ein sinnvoll ausgestattetes Auto. Und für wen zwar die Marke Opel, aber nicht das Thema SUV gesetzt ist, noch ein Tipp: Werfen Sie doch einfach mal einen Blick auf den Astra. Der ist schon mit 110 PS deutlich flinker unterwegs als unser Mokka X mit 26 PS mehr (siehe Autoflotte 5/2016).
Details
Stärken & Schwächen
Stärken- Guter Sitzkomfort- Gute (Bedien-) Ergonomie- Innovatives TelematikangebotSchächen- Nicht immer ganz zuverlässiges Navi- Wenig dynamischer Antrieb- Unharmonisches Fahrwerk
- Ausgabe 05/2017 Seite 49 (435.4 KB, PDF)