_ Jaguar hat einen Lauf: Um 148 Prozent stiegen die Flottenzulassungen der Engländer 2016 in Deutschland, insgesamt 2.414 neue Limousinen, Sportwagen und SUVs der Marke fanden von Januar bis Dezember letzten Jahres einen Flottenkunden. Nach F-Pace und XE steht der XF an dritter Stelle des markeninternen Rankings. Die zweite Generation der Business-Limousine kam im ersten vollen Verkaufsjahr auf 478 Flottenexemplare und damit auf 193 mehr als im Vorjahr.
Das Testauto
Unser allradgetriebener XF 20d mit 180 PS fuhr als Sondermodell British Design Edition vor. Die Variante basiert auf dem R-Sport und kostet 56.765 Euro. Zusätzlich zur Basis gibt es Gimmicks wie einklappbare Außenspiegel, Sportsitze, 20-Zöller, LED-Scheinwerfer, Panoramadach oder das Incontrol-Touch-Pro-Paket 1 mit Navigation, 380-Watt-Soundsystem und volldigitalem 12,3-Zoll-HD-TFT-Instrumentendisplay. Außerdem das Winterpaket mit beheizbarer Frontscheibe, beheizbaren Scheibenwaschdüsen und warmen Vorder- und Rücksitzen. So soll der Kunde laut Jaguar gegenüber dem Serienmodell über 5.462 Euro sparen. Kehrseite: Mit Ausnahme der Außenfarbe ist keine weitere Option wählbar. Immer mit dabei ist Jaguar Care inklusive drei Jahren Garantie und Wartungsleistungen.
Karosserie
Jaguar heißt muskulöses Design mit flacher, coupéhafter Silhouette. Da macht der XF keine Ausnahme. Die zu großen Teilen aus Aluminium gefertigte Karosserie steht breit und dynamisch auf der Straße, setzt quasi zum Sprung an. Schön für Fahrer und Passagiere: Trotz sportlichem Äußeren bietet der Business-Jaguar genug Platz. Die flachen A-Säulen und das nach hinten abfallende Dach schränken das Raumgefühl weder subjektiv noch objektiv ein. Für normal große Fondpassagiere bleibt selbst dann genug Platz für Kopf und Knie, wenn sie ein 1,80-Meter-Fahrer kutschiert. Der hat dank breiter A- und B-Säulen allerdings mit schlechter Rundumsicht zu kämpfen. Der Kofferraum dagegen erweist sich schon im Standardformat mit 540 Litern als gut nutzbar, die Luke lässt ohne Probleme auch große Koffer passieren.
Interieur
Im XF-Innenraum dominiert die Horizontale. Das Armaturenbrett zieht sich nicht nur gefühlt sehr in die Breite, dasselbe gilt für den Acht-Zoll-Touchscreen des Infotainmentsystems Incontrol Touch Pro. Wie die volldigitale Instrumentierung, die je nach gewähltem Modus in verschiedenen Designs erscheint, ist auch er jederzeit gut ablesbar. Der Qualitätseindruck im Interieur ist dagegen gemischt: So wirkt das verwendete Leder hochwertig und überzeugt mit angenehmer Haptik, andere Materialien können da nicht mithalten. So genügen die Kunststoffe nicht immer den gehobenen Ansprüchen verwöhnter Premiumkunden.
Antrieb
Mit dem 180 PS starken XF 20d fuhren wir die Selbstzünder-Mittelklasse der Baureihe. Wer mit weniger Pferden auskommt, wählt den 163 PS starken XF E-Performance, Sechszylinder-Komfort bietet der XF 30d mit 300 PS. Für den Top-Diesel sprechen sicherlich gute Gründe, ob man ihn im Business-Alltag aber wirklich braucht, ist fraglich. Zwar hört man dem 20d an, dass er seine Kraft aus vier Töpfen schöpft, wirklich laut ist er aber nie. Außerdem ist man mit dem 20d jederzeit flott unterwegs, er spurtet auch bei höheren Drehzahlen und Geschwindigkeiten dynamisch und elastisch drauflos. Dabei dreht die Achtgang-Automatik die Gänge - egal ob im Eco-, Dynamic- oder Standardmodus - relativ weit aus, schaltet aber zum richtigen Zeitpunkt und dann kaum spürbar. Unser Test-XF fuhr mit vier angetriebenen Rädern vor, so waren wir auch auf winterlichen Straßen jederzeit sicher unterwegs. Im Schnitt verbrauchten wir dabei 9,2 Liter Diesel je 100 Kilometer, waren aber im Business-Tempo unterwegs.
Fahrpraxis
Wer einen Jaguar kauft, sucht keine Komfortschaukel. Diesem Anspruch wird der XF gerecht, mit direkter Lenkung und knackig-dynamischem Fahrwerk machen enge Kurven mit ihm viel Spaß. Auch in der Stadt lässt er sich erstaunlich leicht manövrieren - trotz fast fünf Metern Länge. Dennoch: Unkomfortabel ist der XF nicht. Trotz des sehr straffen, sportlich abgestimmten Fahrwerks federt er kurze Stöße, zum Beispiel auf der Autobahn, nicht zu hart ab. Auch die im 20d stets serienmäßigen 10-fach verstellbaren Sitze sind für die Kurvenhatz gemacht, überzeugen mit gutem Seitenhalt. Nur die Oberschenkelauflage dürfte ein paar Zentimeter länger sein. Die Heizdrähte in der Windschutzscheibe sorgten zwar immer schnell für freie, unter bestimmten Lichtverhältnissen aber auch für flimmerige Sicht.
Autoflotte-Tipp
Ordern Sie die Variante Prestige. Den heckgetriebenen Automatik-20d gibt es dann ab 40.353 Euro, mit Sechsgang-Handschalter schon ab 38.252 Euro. Mit Allrad und Automatik geht es ab 42.538 Euro los. Dazu Metalliclack (ab 926 Euro), einklappbare Spiegel (471 Euro), Navi (943 Euro), DAB-Radio (326 Euro), Verkehrszeichenerkennung (275 Euro), Winterpaket (995 Euro) sowie Fahrerassistenzpaket (adaptiver Tempomat mit Stauassistent, Totwinkel-, Spurhalte- und Aufmerksamkeitsassistent ab 977 Euro) - und fertig ist er, der Business-XF. Wer mag, bestellt dann anstelle der serienmäßigen Bi-Xenon-Scheinwerfer noch das LED-Licht dazu (1.329 Euro).
Details
Stärken & Schwächen
Stärken- Sehr geräumig für sein coupéartiges Design- Dynamisch-harmonischer Antrieb- Sportliches, aber nicht unkomfortables FahrwerkSchwächen- Schlechte Rundumsicht- Teilweise billig wirkende Kunststoffe- Etwas kurze Oberschenkelauflage vorn
- Ausgabe 03/2017 Seite 54 (393.0 KB, PDF)