Erdgas als Kraftstoff soll nach dem Willen der Bundesregierung bis 2026 steuerlich vergünstigt bleiben. Das Kabinett hat jetzt beschlossen, diese derzeit bereits geltende Regelung über das Jahr 2018 hinaus zu verlängern. Das Gesetz passe im Wesentlichen nationale Regelungen an das EU-Recht an. Die Steuerbegünstigung für das sogenannte Compressed Natural Gas (CNG) soll aber in den letzten drei Jahren stufenweise zurückgefahren werden.
Nicht fortführen will das Kabinett dagegen die Steuervorteile von Autogas (Liquefied Petroleum Gas = LPG), die 2018 wegfallen sollen. Dieses ist zwar deutlich weiter verbreitet - etwa eine halbe Million Autofahrer sind damit unterwegs -, es handelt sich dabei aber nicht um einen regenerativen Kraftstoff. Das hauptsächlich aus Butan und Propan bestehende Gemisch ist ein Abfallprodukt bei der Erdgas- und Erdöl-Förderung und ein Nebenprodukt der Raffinierung von Erdöl. CNG dagegen kann regenerativ erzeugt werden - beispielsweise in Form von Biomethan aus der Biomasse-Vergasung.
Die Steuerbegünstigung von Biokraftstoffen im Allgemeinen will die Bundesregierung dagegen fortzusetzen. Ebenso wie die im ÖPNV eingesetzten Elektro- und Plug-in-Hybridfahrzeuge sowie für Oberleitungs-Busse und den Schienenbahnverkehr.
Nachlassende Nachfrage
Der Wegfall der Steuervorteile für Autogas könnte nun für einen weiteren Nachfrage-Einbruch sorgen. Anstatt die Privilegien wie ursprünglich geplant bis 2022 stufenweise auslaufen zu lassen, wird der alternative Kraftstoff auf einen Schlag um 14,7 Cent teurer. Der Liter kostet dann statt rund 60 Cent knapp 75 Cent – eine Steigerung um fast 17 Prozent.
Die Autogasbranche befürchtet als Folge einen Markteinbruch. Schon heute haben es Autogasmodelle vor dem Hintergrund niedriger Benzin- und Dieselpreise teilweise schwer, sich als günstige Alternative gegenüber Dieseln und Benzinern zu behaupten. Im aktuellen Betriebskostenvergleich des ADAC liegen Neuwagen mit LPG-Motor bei den Kilometerkosten häufig nur um ein bis zwei Cent vor ihren Diesel-Konkurrenten. Durch die Steuererhöhung würde auch dieser kleine Kostenvorteil schwinden.
Schon seit Jahren kämpfen das Autogas-Fahrzeuge gegen nachlassende Nachfrage. Nachdem die Flotte parallel zum Anstieg der Benzinkosten ab der Jahrtausendwende zunächst sprunghaft auf rund 475.000 Fahrzeuge gewachsen ist, dümpeln die Zulassungen seit einigen Jahren vor sich hin. Im vergangenen Jahr brachen die Käufer komplett weg: Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) registrierte bei LPG-Neuwagen ein Minus von 39 Prozent auf 3.240 Einheiten.
Die Branchenverbände argumentieren mit dem geringeren CO2- und Schadstoffausstoß. Kritiker betonen jedoch die sehr umweltschädliche Produktion des Gases. Eindeutig positiv fällt die Umweltbilanz für LPG zumindest nicht aus – wohl auch ein Grund für die Regierung, die Förderung künftig einzustellen.
Erdgas könnte profitieren
Profitieren will ein anderer flüchtiger Kraftstoff: Erdgas. Das sogenannte CNG hat nicht nur gegenüber Diesel und Benzin deutliche Vorteile in der Schadstoffbilanz, sondern auch gegenüber Autogas. Auch bei den Kraftstoffkosten schneiden Erdgasautos gut ab.
Ob das reicht, ist zweifelhaft. Denn durchsetzen konnte sich Erdgas als Kraftstoff in Deutschland bislang nicht. Rund 100.000 Fahrzeuge gibt es, deutlich weniger als bei Autogasmodellen. 2016 wurden nur 2.990 Autos zugelassen, 37 Prozent weniger als im Vorjahr. Das liegt neben den hohen Anschaffungskosten für die Fahrzeuge und der fehlenden Nachrüstmöglichkeit auch am dünnen Tankstellennetz.
Wie es mit dem Gasauto in Deutschland weiter geht, hängt wohl nicht zuletzt von der Entwicklung der Benzin- und Dieselpreise ab. Dass sie langfristig wieder steigen werden, ist klar. Doch bis es so weit ist, werden Autogas und wohl auch Erdgas Nischenphänomene bleiben. (sp-x/mid/se)