_ Wie viel Tonnen CO2 verursacht statistisch jeder Bundesbürger? Michael Mittereder, der als Leiter Mobilität und Sonderprojekte auch für die Dienstwagen bei Markgraf verantwortlich ist, kennt die Antwort: elf Tonnen. Er beschäftigt sich viel mit den klimaschädlichen Emissionen und vor allem damit, wie er sie in der Dienstwagenflotte verringern kann. Als ehemaliger Controller und kaufmännischer Generalist kann er viele Kennzahlen zur Motivationsflotte, für die er verantwortlich ist, spontan abrufen. Zum Beispiel, dass bei einer jährlichen Fahrleistung von 50.000 Kilometern schon durch Umstieg auf ein aktuelles Fahrzeugmodell jährlich 2,25 Tonnen CO2 eingespart werden können, jüngst geschehen zum Beispiel durch einen Austausch eines VW Passat Variant 2.0 TDI Blue Motion. Auf die gesamte Flotte gerechnet sind das bei Markgraf schon über 200 Tonnen CO2 pro Jahr.
Zahlen wie diese hat der Fuhrparkleiter Dienstwagen für jeden der rund 200 Pkw parat. Sauber gelistet in seitenlangen Tabellen, die davon zeugen, dass ein Hauptziel bei der Erweiterung des Fuhrparks vor vier Jahren stets im Blick ist: eine umweltbewusste Flotte zu betreiben.
In interner Teamleistung und mit Unterstützung des damaligen Leasinggebers GE Auto Service Leasing (heute Arval), dessen Serviceleistungen er Jahre später noch lobend hervorhebt, hat Markgraf 2012 den Spagat geschafft, eine große Zahl von attraktiven Referenzmodellen, die Spaß machen und motivieren sollen, mit sehr viel Wahlfreiheit für die Mitarbeiter zusammenzustellen, gleichzeitig aber die Emissionen zu minimieren und die Kosten gering zu halten. Mit TCO, die deutlich unter den üblichen Referenzwerten pro gefahrenen Kilometer liegen, ist auch das gelungen. "Natürlich denken auch wir in erster Linie wirtschaftlich, jedoch bedeutet dies nicht, dass ein effizienter Fuhrpark nicht auch umweltbewusst und trotzdem motivierend sein kann", sagt Mittereder.
Erfolgreiches Bonus-Malus-System
Ob es die auf den Baustellen eingesetzten Geräte und Baumaschinen sind oder die Modernisierung eines ganzen Standortes ist: Markgraf hat ein konsequentes Energiemanagement eingeführt, um die Energieeffizienz zu verbessern."CO2 ist ein Riesenthema, wir sind permanent am Optimieren", sagt Mittereder. Deshalb wurden auch im Fuhrpark Maßnahmen ergriffen, um die Kohlenstoffdioxid-Emissionen zu minimieren. Für alle Dienstwagenberechtigten, unabhängig von der Hierarchie, gilt laut Car Policy ein einheitlicher festgelegter CO2-Korridor von 120 bis 139 Gramm pro Kilometer. Da aber die Motivation dennoch hochgehalten werden sollte, hat Markgraf ein Bonus-Malus-System eingeführt, das dem Mitarbeiter dennoch die Wahl lässt: Ob er das Umweltengagement seines Arbeitgebers unterstützt, sich also bei seiner Bestellung innerhalb dieser Vorgaben bewegt oder sogar darunter. Oder aber ob er die CO2-Obergrenzen "ignoriert".
Wer den CO2-Korridor unterschreitet, bekommt pro Gramm CO2 einen definierten Betrag monatlicher Leasingrate zusätzlich, den er in die Ausstattung seines Wunschautos stecken kann. Das sind je nach Modell schon mal einige hundert Euro an zusätzlichen Extras. Und das entspricht, so Mittereder, in etwa der erreichten Kraftstoffeinsparung, die an den Mitarbeiter in dieser Form weitergegeben werde. Liegt er über dem Zielkorridor, mindert sich seine ihm zustehende Full-Service-Leasingrate.
Anreiz geschaffen
Das Resultat: Nur rund zehn Prozent der Dienstwagenberechtigten haben die CO2-Grenze überschritten und einen Malus in Kauf genommen, 40 Prozent sind mit ihrer Bestellung im vorgegebenen Korridor geblieben und 50 Prozent haben den Bonus kassiert und konnten diesen in eine Zusatzausstattung investieren, so Mittereder. Durchschnittlich liegt die Flotte damit unter 120 Gramm CO2 pro Kilometer. "Für mich ein Spitzenwert. Mit diesem Bonus-System schaffen wir den Anreiz, dass sich der Mitarbeiter für ein Fahrzeug entscheidet, dass weniger Kraftstoff verbraucht. Ohne ein solches System ist es schwierig, in der Flotte nachhaltig zu sein", so seine Erfahrung. Die Regelung hätten mittlerweile so viele Mitarbeiter derart verinnerlicht, dass sie bei sämtlichen Motoren die dazugehörigen CO2-Emissionen gemäß Datenblatt auswendig aufsagen könnten.
Jährliche Auszeichnung für die Besten
Und noch eine Umweltschutz-Aktion bei Markgraf wirkte ansteckend: Da Mittereder weiß, dass die Diskrepanz zwischen Hersteller-Angaben und Realität sehr groß sein kann, wertet er auch regelmäßig die tatsächlichen Verbräuche der Dienstwagenfahrer aus und setzt sie in Relation zu den Norm-Verbräuchen. "Da sieht man dann, dass manche Fahrzeuge 20 Prozent mehr verbrauchen und andere 80 Prozent. Das liegt zum einen am Prüfzyklus, aber zum anderen auch am Fahrverhalten." Aus diesen Auswertungen heraus entstand dann bald die Idee, die fünf besten Fahrer mit der geringsten Abweichung zwischen Norm- und Ist-Verbrauch mit einem Sachpreis zu prämieren.
Die offizielle Auszeichnung, die im Intranet veröffentlicht wurde, fand bei den Mitarbeitern so hohe Aufmerksamkeit, dass viele gefragt hätten, was sie tun müssten, um in Zukunft am Wettbewerb teilzunehmen und unter den Besten zu sein. Nun will Markgraf jährlich die besten Dienstwagenfahrer prämieren. Als Weiterentwicklung arbeitet Mittereder an einer Selbstinformation, zum Beispiel an der Möglichkeit, dass sie über eine App permanent den eigenen Verbrauch messen können oder monatlich eine automatisierte Mail mit den aktuellen Werten bekommen.
Online-Ecodrive-Training
Höhere Chancen, unter den Top Fünf zu sein, hat vermutlich auch derjenige Dienstwagenfahrer, der das Online-Training "Clear Drive" des Leasinggebers Arval absolviert. Eine zeitliche Investition von rund 45 Minuten, die mit praktischen Alltags-Tipps den Nutzer darin unterstützt, Kraftstoff zu sparen, die CO2-Emissionen zu reduzieren und die Fahrsicherheit zu erhöhen. Mittereder gibt zu, dass das freiwillige E-Learning, das mit einem anspruchsvollen Test abgeschlossen werden muss, den viele auf Anhieb nicht bestehen, bisher nicht bei jedermann beliebt ist. Bisher hätten nur rund 30 Dienstwagenfahrer einen Zugang erhalten. Die Tatsache, dass unter den fünf prämierten Dienstwagenfahrern zwei Absolventen des Online-Trainings waren, wird die Akzeptanz des E-Learning aber vielleicht beflügeln.
Zudem hat jeder Dienstwagenfahrer die Möglichkeit, ein Fahrsicherheitstraining beim ADAC zu absolvieren. Auch dort ist sparsames Fahren ein Programmpunkt, der dazu beitragen kann, dass Markgraf seine realen CO2-Emissionen in Zukunft weiter senken kann.
E-Autos im Test
Um das Energiemanagement weiter zu verbessern und die Schadstoff-Bilanz langfristig zu reduzieren, wäre Markgraf auch daran gelegen, Stromer einzusetzen. "Wir testen immer wieder Elektro- und Hybridfahrzeuge. Momentan ist die Akkulaufzeit für unseren Betrieb aber noch zu gering. Wir brauchen Langstreckenfahrzeuge", sagt Mittereder. Bis die Akkus leistungsstärker werden und größere Reichweiten erlauben, wird Mittereder mit Unterstützung seines Kundenbetreuers bei Arval also auch ohne Stromer weiterhin alles daransetzen, die CO2-Emissionen von Markgraf weiter nach unten zu bekommen. Dabei zählt nach wie vor jedes Gramm.
In Kürze
W. Markgraf GmbH & Co KG
Das 1932 gegründete Unternehmen realisiert private und öffentliche Bauprojekte im Hoch- und Tiefbau in Deutschland und Europa. Der Hauptsitz ist in Bayreuth, Geschäftsstellen betreibt das Bauunternehmen in Immenreuth, Marktredwitz, München, Weiden und Zinst. Regionalbüros gibt es in Berlin, Frankfurt, Hamburg und Zwickau. Der Mittelständler beschäftigt rund 900 Mitarbeiter und erreicht im aktuellen Geschäftsjahr eine Bauleistung von rund 400 Millionen Euro.
Auf einen Blick
Der Markgraf-Fuhrpark
- 160 Nutzfahrzeuge im getrennt verwalteten Nutzfuhrpark und rund 200 Dienstwagen zur dienstlichen und privaten Nutzung im Dienstwagenfuhrpark- Dienstwagenfuhrpark mit verschiedenen Referenzmodellen und Motorleistungs- Obergrenzen- Basis für die Konfiguration ist eine Full-Service- Rate mit vorgeschriebener Mindestausstattung- Bonus-Malus-Regel zur CO2-Reduktion mit definiertem Korridor- Marken (in alphabetischer Reihenfolge): Audi, BMW, Mercedes, Opel, Skoda und Volkswagen- Leasinggeber: Arval (vormals GE) mit rund 70 Prozent Anteil und Alphabet (30 Prozent)- Laufzeit zwischen 36 und 48 Monaten, Laufleistungen zwischen 40.000 und 70.000 Kilometer p. a.
- Ausgabe 11/2016 Seite 56 (208.7 KB, PDF)