_ Ein Re-Branding führte Rentokil Initial und Signal Reklame zusammen. Der eine ist Profi für Schädlingsbekämpfung (Rentokil) und Waschraum-Hygiene sowie Mietbekleidung (Initial), der andere ist einer der größten Folierungsprofis in Deutschland (siehe Autoflotte 9/2014, S. 26). Den Startschuss dieser Beziehung lieferte die Entscheidung des britischen Mutterkonzerns, dass alle Landesgesellschaften künftig unter einem Design sichtbar sein sollten. Also ging man auf die Suche nach einem Partner, der die Corporate Identity (CI) auf die Pkw, Transporter und Anhänger in der Flotte bringt. Fündig wurde man in Schwäbisch Hall, der Zentrale von Signal Reklame. Hier werden unter anderem Porsche mit edlem Martini-Design versehen, Fernreisebusse auf Grün gebracht oder eben ganze Flotten foliert.
Zwei Flotten
Und das heißt im Fall von Rentokil Initial nahezu 900 Einheiten. Neben dem Standard-Sprinter, in dem Miet-Textilien, Handtuchrollen oder Fußmatten transportiert werden, touren Caddys, Vitos, ja sogar vereinzelt Pick-ups in Initial-Blau oder Rentokil-Rot durch die Lande. Die rote Flotte, vermehrt Caddys, hat die Schädlingsbekämpfungsmittel an Bord. Diese Fahrer agieren von zu Hause aus und werden online zu den Einsätzen geschickt. "Darunter befinden sich eine Menge Biologen, da die Vorgaben an die Schädlingsbekämpfung strikt sind. In einem Fall wurden wir sogar zur Anlegestelle eines Kreuzfahrtschiffes gerufen, da dort ein Virus ausgebrochen war. Plötzlich steht man ziemlich in der Öffentlichkeit, umso wichtiger ist dabei ein guter Auftritt auch mit den Fahrzeugen", weiß Flottenmanager Frank Becker. Es gibt aber auch das Gegenbeispiel: Zu offensichtlich sollten die Schädlingsbekämpfer nicht in die Unternehmen gehen, gerade was den Lebensmittel- und Gastronomiebereich betrifft. Deshalb prangt von diesen Einsatzfahrzeugen nur ein dezenter Schriftzug. Aber der ist überall in Deutschland der gleiche. Für die im Vertrieb eingesetzten Pkw, in der Regel sind dies Opel Astra Sports Tourer, ist dies ein dezenter Aufkleber am Heck. Zudem erhalten die Autos einen Kennzeichenverstärker im Firmendesign. Auf die Typenbezeichnung am Heck wird indes bewusst verzichtet.
Das Netzwerk
Genau in dieser Dezentralität besteht nicht nur für die Folierung die Herausforderung. Sie ist das tägliche Geschäft von Frank Becker. Er gehört zum Duo der deutschen Flottenmanager von Rentokil/Initial, das von Köln aus die Belange steuert. An jedem der 18 Standorte übernimmt der Disponent auch die Steuerung der Flotte. Zentrale Entscheidungen und die Beschaffung laufen dann über den Schreibtisch von Becker und seinem Kollegen in Köln. Wichtig ist hier, dass alle Fahrzeuge immer einer Kostenstelle zugeordnet sind. Nicht nur in der Außendarstellung sind hier Standards essenziell, um den Überblick zu behalten.
So werden alle 900 Einheiten bundesweit von gerade mal vier Autohäusern ausgeliefert. "Da kennt jeder die Abläufe und Wünsche des anderen", betont Becker. Zudem werden die Dienstfahrzeuge, nachdem sie ihren Ausbau und die Folierung erhalten haben, direkt an die Niederlassung oder die Privatanschrift des Dienstwagenfahrers gebracht. Beckers wichtigstes Hilfsmittel in diesem ständigen Kreislauf ist seine Liste der Fahrer und Fahrzeuge. "Ohne diese Übersicht, die ständig aktualisiert wird, könnten wir nicht arbeiten", lacht der Rheinländer, der seit gut zweieinhalb Jahren bei Rentokil Initial im Flotten-Management arbeitet. Hier schlägt die Stunde von Ari Fleet.
Der unabhängige Flottendienstleister ist der verlängerte Arm des Flotten-Managements. "Von Reparaturfreigaben über Rechnungsprüfung bis zum Schadenmanagement läuft alles über Ari, die uns dann jeden Monat eine Gesamtrechnung für die Flotte ausweisen." So hat sich eine Prozesskette gebildet, deren Glieder namens Hersteller, Autohaus, Umrüster, Folierer und Flottenmanagementunternehmen ineinandergreifen müssen. "Nur so kann unsere Arbeit funktionieren", bekräftigt Becker.
Auf die Folierung gemünzt heißt dies, dass die Fahrzeuge ihre zweite Haut direkt in den vier Autohäusern erhalten, wo die Mitarbeiter von Signal Reklame mittels der 90 Grad Celsius heißen Luft aus dem Föhn die Folien anbringen, glattstreichen, dabei die Lufteinschlüsse herausarbeiten und das Ganze dann abkühlen lassen. "Wichtig ist dabei, dass wir entsprechende Arbeitsbedingungen vor Ort haben. Sprich eine saubere, nicht zu kalte Halle, in der wir arbeiten und anschließend die Autos noch stehen lassen können, denn die aufgebrachten Folien kühlen nur langsam ab, sodass sie am besten erst acht Stunden nach der Beklebung aus der Halle gebracht werden sollten", erklärt Sebastian Kreuzer, Vertriebsleiter bei Signal Reklame. Das sind Idealbedingungen, wie man sie in der Zentrale in Schwäbisch Hall vorfindet. "Aber da wir schon seit Jahren mit den Autohäusern zusammenarbeiten, haben wir hier auch ein sehr gutes Umfeld geschaffen, um eine Top-Qualität liefern zu können", betont Kreuzer. Ein Mitarbeiter schafft dabei ungefähr zwei Sprinter am Tag. Bis zu 14 Tage arbeitet die Folie noch - zieht sich zusammen oder weitet sich leicht aus. Sie ist also ein sensibler Hingucker und Schutz in einem, der nur von Profihand aufgetragen werden sollte.
Detailarbeit
"Die Qualität des Folierers zeigt sich oft am Detailgrad der Arbeiten", erklärt der Profi Kreuzer. "Anbauteile wie Blinker oder Türgriffe werden bei uns immer abmontiert, bevor die Folie aufgeklebt wird." Das kommt dem Gesamtbild zugute, kostet aber etwas Zeit. Es gibt aber auch unpraktische Stellen am Fahrzeug, an der die zweite Haut nur schlecht halten würde. "Das sind zum einen Plastikteile wie Stoßfänger und zum anderen gewellte Oberflächen wie die meisten Dächer der Transporter", so der Vertriebschef. Deshalb wird auch bei Rentokil Initial die obere Folie nur leicht oberhalb der Sichtkante des Transporters geklebt.
Ein Spezialfall, der gar nicht so selten vorkommt, sind Unfallwagen. "Damit diese nach der Reparatur gleich wieder dem CI entsprechen, gehen die Infos zur Instandsetzung direkt an Signal Reklame. So können sich die Werkstatt und der Folierer absprechen, ohne dass ich mich zwischenschalten muss. Am Ende kann ich aber sicher sein, dass auch verunfallte Fahrzeuge schnell wieder unser Design tragen", erklärt Becker.
Am liebsten sieht der Flottenmanager aber seine unversehrten Fahrzeuge durch Deutschland touren. Die verwendeten Caddys sind Kombis, also mit hinteren Seitenscheiben und einer Pkw-Zulassung. Navi und Klimaanlage sind ebenfalls an Bord. "Was allerdings für alle Fahrzeuge Pflicht ist, sind Parksensoren sowie eine Rückfahrkamera. Gerade für die Sprinter ist das absolut notwendig, um Unfälle und Parkschäden zu vermeiden", berichtet der Flottenmanager.
Auch sind die Transporter auf Tempo 130 gedrosselt. Die fahrzeugspezifischen Einbauten erhalten die Transporter von einem Ausbauer bei der Firma Senger in Lingen, wo übrigens die frühere Zentrale von Initial beheimatet war. Man kennt sich also, was diesem langsam gewachsenen sensiblen Netzwerk zugutekommt.
In Kürze
Rentokil Initial
Rentokil Initial bedient als Dienstleistungsunternehmen täglich über eine Millionen Kunden. Der Umsatz lag 2015 bei 1,8 Milliarden Pfund Sterling. In Deutschland ist das britische Unternehmen in den Bereichen Schädlingsbekämpfung, Miettextilien, Waschraum-Hygiene sowie technischer Hygieneservice und Innenraumbegrünung tätig. An den 20 Standorten gibt es rund 1.600 Mitarbeiter. rs
Auf einen Blick
Der Fuhrpark von Rentokil Initial
- Anzahl der Fahrzeuge: circa 900 Einheiten, davon rund 550 Pkw und Kleintransporter, gut 300 Transporter und 40 Anhänger- Flotte: Mischfuhrpark aus Leasing und Kauf mit sehr unterschiedlichen Laufleistungen entsprechend des Einsatzes- Modelle: Opel Astra Sports Tourer, VW Caddy, Mercedes-Benz Sprinter- Partner für das Flottenmanagement: Ari Fleet- Reifenpartner: A.T. U- Tankkarten: vorwiegend Aral Card- Einbauten: spezieller Ausbauer bei der Firma Senger- Autohaus-Partner: Mercedes-Benz Senger (Rheine), VW Autohaus Senger (Lingen), Opel, Ford Autohaus Dresen (Neuss), BMW AHG
- Ausgabe 10/2016 Seite 86 (637.5 KB, PDF)