_ Als das Elbhochwasser 2013 gewütet hat, sind Retter und Gefährte der Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e. V. (DLRG) in allen möglichen Einsätzen zu sehen gewesen - vom roten Boot mit gelbem DLRG-Schriftzug, das in der Luft von einem Hubschrauber der Bundeswehr zu den unzugänglichen Einsatzorten befördert wurde, bis zu den in Corporate Design beklebten Fahrzeugen an den Deichen, mit denen die Retter die Städte und Dörfer vor der Flut verteidigt haben.
Auch der Landesverband (LV) Württemberg der DLRG ist mit dem Geschwisterverband LV Baden nach einer Anfrage des Landes Sachsen-Anhalt beim gemeinsamen Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern (GMLZ) mit zwei von jeweils fünf Wasserrettungszügen in den beiden Landesverbänden ausgerückt. Innerhalb einer Stunde nach der offiziellen Anfrage war der LV Württemberg der DLRG mit fünf Fahrzeugen und zwei Booten abfahrbereit und hatte sich auf den Weg nach Wittenberg gemacht. Und das, obwohl die Fahrzeuge aus den verschiedenen Kreisen zusammengezogen werden mussten und die Mitglieder der DLRG rein ehrenamtlich tätig sind. Darauf sind Eberhard Metzger, der technische Leiter Einsatz des DL-RG Landesverbandes Württemberg, und Stefan Häfele, Referatsleiter Öffentliche Gefahrenabwehr bzw. Katastrophenschutz, stolz.
Einsätze vor Ort
Doch solche Extreme sind für die Retter nur Ausnahmefälle, auch wenn sie sich das ganze Jahr auf diese Ereignisse vorbereiten und sich so den Ruf der Spezialisten, zum Beispiel als Profis für Rettungen in Strömungsgewässern, erarbeitet haben.
Der Alltag sieht jedoch anders aus und konzentriert sich auf den Einsatz in der jeweiligen Region. Der DLRG LV Württemberg weist etwa in seiner Statistik 434 Einsätze in 2013 aus, von denen unter anderem 72 in der Notfallmedizin, 65 Rettungen von Personen im Wasser und 39 Notfälle am, im oder auf dem Wasser gewesen sind.
Gesetz gibt Beschaffungsrahmen vor
Für das breite Spektrum an Einsätzen braucht es unter anderem Fahrzeuge mit entsprechender Ausstattung, welche das Rettungsdienstgesetz Baden-Württemberg vorgibt.
Denn darin sind nicht nur die verschiedenen Kostenfragen wie die Finanzierung und unmittelbaren Ausführungsvorschriften im Rettungsdienstplan geregelt, sondern auch, wie viele Rettungsmittel vorgehalten werden müssen, um eine bedarfsgerechte Rettung zu ermöglichen. "Ein Teil des Gesetzes regelt auch die Wasserrettung. Es legt etwa fest, wie viele Gefahrenstellen es gibt und wie viele Mittel und Personal demzufolge bereitzustehen haben", erklärt Eberhard Metzger. So resultiert daraus letztlich die Fahrzeugauswahl, da Faktoren wie die Zahl der Besatzung für die unterschiedlichen Einsatzarten definiert sind.
Auswahl
So müssen beispielsweise in einem Bootsgruppenfahrzeug stets ein Gruppenführer, ein Kraftfahrer, ein Bootsführer sowie zwei bis drei Helfer an Bord sein. Infolgedessen muss das Fahrzeug mindestens sechs Sitzplätze haben.
Wird die Ausstattungspflicht des Wasserrettungsfahrzeugs einbezogen, die unter anderem bestimmte Funkgeräte, Feuerlöscher, Wurfleinensack, sechs Rettungswesten, eine Sanitäts-Ausrüstung, sechs Warnwesten, Bolzenschneider und Spanngurte sowie drei Mal erweiterte persönliche Schutzausstattung wie Neoprenanzug, -schuhe, Helm, Haltegurt, Schwimmweste, Basis- und Seilrucksack beinhaltet, dann reicht auch kein Bus mehr aus. Zudem sollte das Fahrzeug etwa geländegängig mit Allradantrieb und watfähig mit mindestens 40 Zentimetern sein und bei Transportern über mindestens sechs Sitzplätze verfügen. Deshalb kommen hier meist nur Transporter in der Hoch- und Langversion als Spezialumbauten etwa auf Basis des Mercedes-Benz Sprinter oder VW Crafter infrage.
Bei den Kommandowagen werden dagegen Pkw, kleinere Geländewagen und SUV verschiedener Marken genutzt. Und für die Strömungsrettung dienen zum Beispiel VW Amarok und Nissan Navara mit Aufbauten.
Aktueller Flottenbestand
Nach diesen Vorgaben betreiben die Verantwortlichen in Württemberg derzeit 126 Fahrzeuge, von denen laut Bedarfsplan 81 Fahrzeuge im Wasserrettungsdienst sind. "Die anderen Fahrzeuge sind zum Beispiel zu logistischen Zwecken, für den reinen Transport von Gruppen oder für den Katastrophenschutz im Einsatz", sagt Stefan Häfele, Referatsleiter Öffentliche Gefahrenabwehr bzw. Katastrophenschutz.
Beschaffungsstrategie
Generell werden alle Fahrzeuge gekauft. Dazu kann der DLRG LV Württemberg auf den sogenannten Blaulichtrabatt bei allen Automobilherstellern zurückgreifen und über Sonderkonditionen des Bundesverbandes etwa die Materialien und den Ausbau beschaffen. "Wir greifen damit automatisch auf die Behördenabteilungen der Hersteller zurück oder docken uns bei Gelegenheit auch mal bei einer Ausschreibung der Bayern an", sagt Metzger.
Welche Fahrzeuge und Marke dann den Zuschlag erhalten, entscheidet aber auch die Präsenz der Händler vor Ort. "Die Beschaffung erfolgt hauptsächlich über Antragstellung aus Mitteln des Rettungsdienstes, ein kleiner Teil wird vom Land für den Katastrophenschutz zur Verfügung gestellt und manche werden aus Spenden finanziert", ergänzt Stefan Häfele.
In der Regel werden die Fahrzeuge bis zu 20 Jahre im Wasserrettungsdienst gefahren. Schließlich kosten die Fahrzeuge meist zwischen 50.000 und 70.000 Euro netto, sodass sich die Investition über einen längeren Zeitraum rechnen muss. Denn aufgrund der Finanzierung, die sowohl aus Entgelt für die Einsätze als auch begrenzten Fördermitteln des Landes besteht, muss der Landesverband genau auf seine Ausgaben schauen.
Häufig zahlt die Landes-, Bezirks- oder Ortsgruppe daher Defekte an den Fahrzeugen aus Eigenmitteln. "Durch die Anforderungen in begrenztem regionalem Raum haben die Fahrzeuge nach zehn Jahren aber auch oft nur 20.000 bis 25.000 Kilometer auf dem Tacho, sodass sie leicht noch mal zehn Jahre einsatzfähig sind. Schließlich werden sie auch von den Leuten liebevoll gepflegt", sagt Metzger.
Fuhrparkmanagement vor Ort
Prinzipiell liegt das Management der Fahrzeuge innerhalb des DLRG LV Württemberg in der Obhut der örtlichen Gliederungen. Dort kümmern sich die ehrenamtlichen Kräfte um den Kfz-Betrieb. "Meist haben die Kameraden eine technische Ausbildung. Außerdem gehen die Fahrzeuge bei Problemen in eine Vertragswerkstatt", so Häfele.
Versichert ist die Flotte wiederum über einen bundesweiten Rahmenvertrag bei der LVM Versicherung. Dabei ist der Versicherer über eine Ausschreibung des Bundesverbandes zum Partner geworden, der die Einheiten in der Haftpflicht sowie in der Voll- und Teilkasko mit 300 respektive 500 Euro in der Selbstbeteiligung eindeckt.
Diesen Rundumschutz kann die Organisation nicht nur wegen der niedrigen Fahrleistungen leisten. "Die Fahrer werden überdies in Theorie und Praxis geschult und bekommen eine Unterweisung im Fahren mit Sonderrechten und im Verband, lernen das Fahren mit Anhänger und erhalten Schulungen in Handzeichen für Einweiser", sagt Häfele. Die Schäden und Unfälle seien daher minimal. Prävention wird folglich großgeschrieben.
DLRG Württemberg
In Kürze
Der DLRG Landesverband Württemberg e.V. ist einer von 18 Landesverbänden der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), die 1913 in Leipzig aufgrund mehrerer Ereignisse wie dem Einsturz einer mit Menschen befüllten Brücke in Binz und dem Untergang der Titanic gegründet wurde. Oberstes Ziel der gemeinnützigen Organisation laut Satzung ist daher die Bekämpfung des nassen Todes. Die Leistungen der DLRG reichen von der Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung als Kernaufgabe über die Wasserrettung bis hin zum Katastrophenschutz. Speziell der DLRG LV Württemberg besteht aus 22 Bezirken, 209 Ortsgruppen und Stützpunkten mit etwa 62.000 Mitgliedern. Sitz des Landesverbandes ist Stuttgart.
Fuhrpark
Auf einen Blick
- DLRG LV Württemberg: 126 Fahrzeuge im Einsatz, davon 81 für den Wasserrettungsdienst plus Fahrzeuge z. B. für den Transport von Gruppen- Kfz-Typen: Gerätewagen-Wasserrettung (für den Bereich Tauchen): Mercedes-Benz Sprinter, Bootsgruppenfahrzeug/Geländewagen (für den Bereich Boot): VW-Bus, Kommandowagen (für den Bereich Führung): Pkw-Kombi, kleinere Geländewagen, SUV, Strömungsrettergruppenfahrzeug (für die Strömungsrettung): Geländewagen wie VW Amarok, Nissan Navara oder Mercedes-Benz Sprinter bzw. VW-Bus als Zugfahrzeug für Geräteanhänger oder Sprinter mit Vollausbau- Um- und Ausbauten je nach Bedarf z. B. von Binz- Beschaffung nach jährlicher Bedarfsermittlung mit örtlichen Verantwortlichen und Förderrichtlinien des Landes- alle Kfz gekauft; Haltedauer bis zu 20 Jahre- Fahrzeugmanagement jeweils in den Bezirksund Ortsgruppen: Wartung und Verschleiß und Reparaturen i. d. R. bei nahe gelegenem Händler, Tanken ind. geregelt- Kfz-Versicherung i. d. R. über bundesweiten Rahmenvertrag mit der LVM Versicherung: Haftpflicht und Teil- sowie Vollkasko mit 300 bzw. 500 Euro
- Ausgabe 02/2015 Seite 44 (311.2 KB, PDF)