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Flottentaugliche Vielfalt

01.06.2018 06:00 Uhr

Lang tat man sich schwer mit Erdgas-Fahrzeugen nun macht aber VW Ernst. Im Konzern geht Seat voran und profitiert davon bereits.

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_ Wer Gutes tut, will dafür nicht bestraft werden. So ähnlich könnte man den Konflikt für viele beschreiben, die bisher Infos über Erdgasfahrzeuge gesammelt haben, aber beim Bestellen dann doch den Diesel oder Benziner angekreuzt haben. Im Fall von Seat könnte man nun immerhin beim Konfigurieren des Ibizas alle verfügbaren Niveaus wählen und musste nicht aufgrund des bivalenten Antriebs mit der Basisausstattung vorliebnehmen. Dies wird sich nun ändern, was an zwei Dingen liegt.

Zum einen übernehmen die Spanier für den VW-Konzern die Regie beim Thema Erdgas oder, besser gesagt, CNG (Compressed Natural Gas), wie der Kraftstoff ab Herbst einheitlich in Europa auf dem Preismast beworben wird, und zum anderen hat die konzerneigene Umweltprämie den Verkauf der Fahrzeuge mit zwei Tanksystemen an Bord geradezu beflügelt. Mit dem Rabatt in der Hinterhand schwindet das Argument des Aufpreises und die aktuelle Skepsis gegenüber dem Diesel oder den E-Fahrzeugen tut ihr Übriges. So freut sich Seat-Deutschland-Geschäftsführer Bernhard Bauer über den jüngsten Boom der TGI-Modelle mit Seat- Signet mit einem Mixanteil an den Bestellungen im ersten Quartal des Jahres von fast neun Prozent. Das liest sich besonders beeindruckend in den Orderbüchern des Leon und Ibiza. Vom Kompakt-Spanier wurden jüngst 13 Prozent mit dem 1,4-Liter-TGI-Motor bestellt, bei einem Dieselanteil von gerade einmal 17 Prozent. Beim Ibiza hat der bivalente 1,0-Liter-TGI den Selbstzünder schon distanziert (14 zu 10 Prozent). Der Leon übertrumpfe sogar die hausinterne Konkurrenz an Erdgasmodellen, freuen sich die Iberer.

Damit sich dieser Aufschwung einer seit zwei Dekaden bekannten und immer noch verhalten angenommenen Technik dauerhaft trägt, will zum einen VW zusammen mit der Industrie den Ausbau der CNG-Tankstellen massiv vorantreiben und damit ein Hauptmanko angehen. Zum anderen wird ab Herbst der 1,4-Liter-Motor mit 110 PS durch einen 1,5-Liter-TGI ersetzt, der dann 130 PS an die Vorderachse schickt. Der eben auf dem Wiener Motorensymposium debütierte 1.5 TGI Evo soll beispielsweise im VW Golf mit DSG-Getriebe auf 100 Kilometer 3,5 Kilogramm Kraftstoff verbrauchen. Das sehr bequeme DSG-Getriebe gibt es bereits für den Leon-TGI, was sich auf der Testfahrt auch bewährt hat. Den Ibiza und den Mii, die im Moment das Angebot vervollständigen (siehe Tabelle unten), müssen jeweils Fünfganghandschalter in Schwung halten, was über Land kein Problem, im Stadtverkehr aber nichts für Schaltfaule ist. Dafür sind alle Motoren baubedingt extrem leise und laufruhig.

Größere Tanks

Im Herbst soll sich zudem das Verhältnis zwischen Ottokraftstofftank und CNG-Speicherkapazität deutlich zugunsten des nahezu rückstandslos verbrennenden Methans verschieben. Im Moment treffen im Mii zehn Liter Benzin auf elf Kilogramm CNG, im Ibiza sind es 40 Liter und 13 Kilogramm sowie beim Leon 50 Liter und 15 Kilogramm. In Kombination reicht dies locker als Dieselalternative, nur greift beispielsweise der Leon am Ende von gut 400 Erdgas-Kilometern auf den Ottokraftstoff zurück. Der zum einen teurer ist und zum anderen etwas weniger Leistung verspricht als CNG mit 130 Oktan Energiegehalt. Hier will Seat die Zahl der Tanks erhöhen und dadurch dauerhaft die Tankrechnung im niedrigen Bereich etablieren. Hierbei ist es wichtig zu erwähnen, dass an vielen Preismasten der Kraftstoffpreis in Kilogramm angegeben und nicht auf Liter umgerechnet wird, was die Rechnung nicht eindeutig vergleichbar macht.

Staunachteil

Mehr Aufwand beim TÜV müssen die Nutzer indes nicht befürchten, denn wie Birgit Wöber vom Interessenverband "gibgas" erklärte, ist für CNG-Modelle nur eine zusätzliche Gastankprüfung Pflicht, die etwa 30 Euro kostet. An zwei Einschränkungen gibt es im Moment aber noch nichts zu deuteln. Zum einen verliert die Gesamtkapazität des Kofferraums für alle nicht unterflurig verbauten Modelle wie jene von Seat. Beim Ibiza bleiben 262 Liter (von ursprünglich 355 Litern), was üppiger ist, als es klingt, denn bis zum Ladeboden ist alles gleich zum Benziner oder Diesel. Nur direkt darunter gehen die Extra-Liter verloren. Im Leon ST werden aus 587 Litern 482. Im Mii, der mit 68 PS eine flotte Performance hinlegt und den man in vier Ausstattungsvarianten erhält, bleiben 213 Liter (statt 251). Das andere Manko betrifft Tiefgaragen. Viele Betreiber sperren alle Gasfahrzeuge aus, obwohl nur Autogas gefährlich werden kann.

Eine Unterscheidung zwischen den Ausstattungsmöglichkeiten der Benziner und Diesel gegenüber den CNG-Modellen wird bei Seat nun langsam aufgehoben. So soll es künftig vom TGI-Leon mehr als nur das aktuell wählbare Style-Niveau geben. Preislich bleibt der CNG-Aufpreis allerdings ein Thema. So startet der Mii (Reference) bei 10.752 Euro, für den Ibiza werden mindestens 14.513 Euro (Reference) und für den erwähnten Leon 19.630 Euro (Style) aufgerufen. Den alternativen Mii (Style) als 75-PS-Benziner gibt es ab 9.765 Euro, der 95-PS-Benziner-Ibiza startet in der Preisliste bei 13.038 Euro, der Leon mit 110-PS-Ottomotor ist mit 17.529 Euro (Style) eingepreist. Aber hier greift im Moment eben noch die Umweltwechselprämie des Wolfsburger Konzerns, der dem spanischen Ableger eine Eroberungsrate von sagenhaften 86 Prozent bescherte. Damit kam man plötzlich wieder auf einige Shoppinglisten von Flottenbetreibern.

Das Momentum spricht also für die Dieselalternative und so will Seat sein Kompakt-SUV Arona bis Jahresende ebenfalls mit den stählernen Gasflaschen versehen - und vielleicht finden sich bis dahin noch weitere Flotten-Umsteiger.

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