Fahrfreuden im Flottenalltag
Praxistest | Ein Allradler mit Handschaltung und satten 163 PS ist keine alltägliche Kombination im Fuhrpark. Aber das Kraftpaket Opel Insignia Sports Tourer will genau dies auch sein – was die Tester auch bestätigen.
— Für einen sportlichen Flottenneuzugang entscheiden sich unsere drei Fuhrparkleiter, die mit ihren Kollegen zwei Wochen lang beim Autoflotte Flottencheck dem Opel Insignia Sport Tourer auf den Zahn fühlten. Allradantrieb und Handschalter, gepaart mit 163 PS, sind ein Mix, der nicht in jede Car Policy passt, der aber auch Freunde finden kann, wie das Urteil nach je über 2.000 Testkilometern zeigt. Wir blicken in die Testtagebücher!
Der Flottenverantwortliche (Zentraleinkäufer Material und Dienstleistungen) Robert Panzner des Non-Food-Dienstleisters J.E.Schum aus Würzburg sowie Jens Heinze, Director of Operations bei UCI Kinowelt aus Bochum, tourten über die volle Distanz. Volker Petruschke, Verantwortlicher für das Fuhrparkmanagement der Schörghuber Stiftung in München, legte mit seinem Kollegen Jörg Besser nur gut 300 Kilometer mit dem Rüsselsheimer zurück, da der Mittelklässler etwas verspätet seinen Weg in die Flotte fand. Spontan gab es vom hiesigen Großkunden-Verkäufer Ersatz – einen Opel Insignia Country Tourer für eine Woche. Was natürlich einen noch besseren Vergleich ermöglicht. Etwas ungewöhnlich für einen Dauerläufer war sicherlich die Handschaltung. „Über alle Insignia-Modelle hinweg liegt der Anteil der Automatikgetriebe bei zirka 40 Prozent. Der Insignia Sports Tourer mit Allradsystem bildet dabei keine Ausnahme und die Verteilung von Automatikgetriebe und Handschaltung bewegt sich in ähnlichen Größenordnungen“, bestätigt Marcus Ziegler, Direktor Verkauf an Groß- und Gewerbekunden bei Opel (siehe S. 57).
Volker Petruschke (Schörghuber): Der Motor ist ein wenig enttäuschend, wenn man den Durchzug im Vergleich zu einem 140-PS-Fahrzeug setzt. Dafür ist die Laufkultur hervorragend.
Robert Panzner (J. E. Schum): Der Motor war besonders beim Beschleunigen sehr laut, das Fahrgeräusch sollte gedrosselt werden.
Knuth Schultchen und Jens Heinze (UCI): Das Triebwerk arbeitet ruhig, spontan und drehfreudig. Im hohen Geschwindigkeitsbereich ist das Ansprechverhalten gedämpfter, die Fahrleistungen sind insgesamt zufriedenstellend.
Sechsgang-Handschalter/Automatik
Volker Petruschke (Schörghuber): Das Getriebe schaltet exakt, der Schalthebel ist ergonomisch und von der Position fahrerfreundlich. Das Start-Stopp-System lief ohne Beanstandung. Mit dem Schaltgetriebe war der Insignia leiser als mit der Automatik.
Robert Panzner (J. E. Schum): Zum flotten Beschleunigen ist die PS-Anzahl für das Fahrzeug zu gering.
Knuth Schultchen und Jens Heinze (UCI): Die Schaltung war sehr gut bedienbar und die kurzen Schaltwege haben einen schnellen Gangwechsel ermöglicht. Start-Stopp funktionierte einwandfrei und optional.
Innenraum
Volker Petruschke (Schörghuber): Das Platzangebot im Innern ist ausreichend und von hoher Qualität. Der Kofferraum ist für mein Empfinden leider etwas klein, aber gegenüber den Wettbewerbern normal groß. Die Ladekante ist zu tief. Ablagemöglichkeiten gibt es meines Erachtens zu wenige. Gut finde ich die Klappe unten links vom Lenkrad wie beim BMW 3er. Die Heizung ist mangelhaft, bei eingestellten 26 Grad Celsius wurde es gerade angenehm. Die Qualität der Rückfahrkamra ist eher schlecht. Optisch ist der Opel aber prima.
Robert Panzner (J. E. Schum): Der Insignia ist vom Platzangebot in allen Bereichen sehr gut.
Knuth Schultchen und Jens Heinze (UCI): Das Platzangebot vorn ist sehr gut, die Anordnung und die Bedienung der Schalter sind selbsterklärend. Die Heizung spricht recht verzögert an. Das Platzangebot im hinteren Bereich ist gut. Der Kofferraum ist schwer zu beladen.
Komfort
Volker Petruschke (Schörghuber): Die Sitze sind perfekt. Alles andere ist ohne Beanstandung.
Robert Panzner (J. E. Schum): Mit dem Premium-Paket-Leder und den verschiedenen Einstellmöglichkeiten war ich sehr zufrieden.
Knuth Schultchen und Jens Heinze (UCI): Die Sitze sind sehr gut, auch Langestreckenfahrten sind damit vernünftig umsetzbar.
Optik
Volker Petruschke (Schörghuber): Der äußere Eindruck des Insignia gefällt und das Design ist gelungen.
Robert Panzner (J. E. Schum): Das Fahrzeug ist vom Design her sehr gelungen!
Knuth Schultchen und Jens Heinze (UCI): Die Optik ist sportlich und ansprechend.
Verarbeitung
Volker Petruschke (Schörghuber): Hier kann ich nur Positives sagen, es gibt keine Kritik.
Knuth Schultchen und Jens Heinze (UCI): Die Verarbeitung wirkt ordentlich und wertig.
Sonderausstattung
Volker Petruschke (Schörghuber): Die Frontkamera gibt es leider nur in Verbindung mit dem Schaltgetriebe. Die Hinweise im Fahrerdisplay waren für mich als Erstnutzer und eigentlichen Automatikfahrer informativ.
Robert Panzner (J. E. Schum): Hilfreich waren Rückfahrkamera und Toter-Winkel-Warner.
Knuth Schultchen und Jens Heinze (UCI): Die Assistenzsysteme wie Verkehrsschilderkennung, Toter Winkel Assistent, Spurwechselwarner sowie der Tempomat mit Abstandsregelung waren sehr hilfreich. Die Rückfahrkamera verschmutzte leicht (z. B.Autobahnfahrt im Regen/Schnee) und ist dann nahezu unbrauchbar.
Weitere Sonderausstattung
Volker Petruschke (Schörghuber): Der Insignia war top ausgestattet. Es gibt keine Wünsche.
Robert Panzner (J. E. Schum): Die Ausstattung war durchaus ausreichend. Getönte Scheiben hinten wären nicht schlecht gewesen.
Fahrverhalten
Volker Petruschke (Schörghuber): Im Vergleich zum BMW 3er oder VW Passat besteht der Insignia den Vergeich hervorragend. Es gibt keine Beanstandungen. Wenngleich der 163-PS-Motor mir ein wenig zu schwach war.
Robert Panzner (J. E. Schum): Durch den Allradantrieb ist das Verhalten besonders in Kurven sehr positiv, es gibt einem mehr Sicherheit.
Knuth Schultchen und Jens Heinze (UCI): Das Fahrverhalten war sehr exakt. Das Fahrwerk hat einen sehr guten Eindruck hinterlassen und eine sportliche Fahrweise war auch auf der Landstraße problemlos möglich.
Stärken
Volker Petruschke (Schörghuber): Verarbeitung und Fahrwerk gehören zu den Stärken.
Robert Panzner (J. E. Schum): Der Insignia hat ein sehr gutes Platzangebot und zeigt gutes Fahrverhalten besonders bei Regen.
Knuth Schultchen und Jens Heinze (UCI): Die Straßenlage und das Fahrwerk.
Schwächen
Volker Petruschke (Schörghuber): Rückfahrkamera, Heizung und die Sicht nach hinten.
Robert Panzner (J. E. Schum): Radio und die Navigation sind sehr schwerfällig mit dem Touchpad zu bedienen!
Knuth Schultchen und Jens Heinze (UCI): Die Heizungswirkung sowie das Gewicht.
Ist das Auto für Ihren Fuhrpark interessant?
Volker Petruschke (Schörghuber): Der Insignia wäre schon für uns interessant, denn das Preis-Leistungs-Verhältniss bei der Business Edition stimmt.
Robert Panzner (J.E. Schum): Opel bleibt der Weg in den Fuhrpark durch die Entscheidung der Geschäftsführung momentan verwehrt. Vergleichbar ist der Insignia mit dem Ford Mondeo, Skoda Superb und VW Passat. Das Raumangebot und das Fahrverhalten sind beim Testwagen besser gewesen. Andererseits sind die Wettbewerbsmodelle vom Motorgeräusch leiser und Radio sowie Navigation lassen sich einfacher bedienen.
Knuth Schultchen und Jens Heinze (UCI): Der Insignia kann mit vergleichbaren Modellen von Wettbewerbern erfolgreich konkurrieren. Die Erfahrungen mit der Blitzmarke sind umfangreich und reichen vom Opel Zafira über den Astra Caravan bis zum Vectra. Verglichen mit dem VW Passat sprechen das gute Navigationssystem, das sehr gute Design und die besser ansprechenden Warnsysteme, z. B. beim Rückwärtsfahren, für den Rüsselsheimer. Am Wolfsburger Konkurrenten werden das bequemere Be- und Entladen des Kofferraums und eine besser positionierte Rückfahrkamera geschätzt.
| Protokoll: Rocco Swantusch
Opel Insignia Sports Tourer | Bewertung der Teilnehmer in Schulnoten (Durchschnitt)
äußeres Design 1,33
inneres Design 1,66
Qualitätsanmutung insgesamt 2,00
Qualität der Materialien/Verarbeitung 2,00
Ausstattungsniveau 1,66
Bedienfreundlichkeit 3,00
Sicherheitsgefühl 2,00
Sitzkomfort 1,33
Einstiegskomfort 2,33
Kraftstoffverbrauch 2,66
Übersichtlichkeit innen 2,66
Übersichtlichkeit außen 2,66
Ablagemöglichkeiten 2,66
Stauraum 2,00
Ladevolumen/Variabilität 2,33
Heizung/Klimaanlage/Lüftung 2,66
Beschleunigungsverhalten 2,66
Bremsverhalten 2,00
Schaltung 2,00
Fahrverhalten 2,00
Federung 2,00
Fahrgeräusch 2,66
Jaguar XF Sportbrak
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Interview Marcus Ziegler | Direktor Verkauf an Groß- und Gewerbekunden bei Opel
– Der Opel Insignia gehört zu den Top-5-Modellen im Mittelklasse-Segment. Wie sehen die Ziele für dieses Jahr aus?
Wir haben uns mit der ersten Generation des Insignia eine hervorragende Ausgangssituation erarbeitet. 600.000 verkaufte Exemplare sind auch ein Beleg dafür, dass wir die Erwartungen der Flottenkunden erfüllt haben. Der neue Insignia wird für noch mehr Begeisterung sorgen, denn neben der dynamischen Optik und den intuitiv bedienbaren Infotainment-Systemen haben wir vor allem das Herzstück verbessert: die Motorentechnik. Dass der 2,0-Liter-Turbodiesel ecoFLEX mit den zwei Leistungsstufen 120 und 140 PS jeweils den Klassenbestwert von nur 3,7 Liter Diesel pro 100 Kilometer verbraucht und nur 98 Gramm CO2 pro Kilometer ausstößt, verbessert die Wirtschaftlichkeit und belastet die Umwelt weniger. Der neue Insignia wird deshalb seine starke Position in diesem höchst umkämpften Segment behaupten und – wie ich hoffe – noch ausbauen. Die Bestellungen seit dem Marktstart im vergangenen September bestätigen diese Einschätzung.
– Robuste Mobilität zeichnet den Insignia aus, für den es vier Allrad-Versionen (darunter zwei Selbstzünder) gibt. Zudem lockt der Country Tourer mit Offroad-Look. Wie hoch ist momentan die Orderrate für die 4x4-Modelle unter den Flottenkunden?
Auf den ersten Blick gehören Allrad-Modelle nicht unbedingt zu den klassischen Flottenautos. Wir haben es aber geschafft, zwei Kundengruppen dafür zu interessieren und sie von unserem Angebot zu überzeugen. Zum einen sind das User-Chooser, die mit einem attraktiven Modell wie dem Insignia Country Tourer eine Differenzierung zum „normalen“ Firmenauto suchen, und zum anderen Kunden, die die Vorzüge des Allradantriebs selbst erfahren haben. Das Feedback der Fuhrparkmanager, die beispielsweise unser Wintertraining in Österreich absolviert und das adaptive 4x4-System live erlebt haben, war durchweg positiv oder besser: Sie sind begeistert. Aus diesem Kundenkreis haben wir überproportional viele Bestellungen generiert. Der Insignia Country Tourer befindet sich noch in der Einführungsphase und für ein Fazit ist es noch zu früh, aber ich bin mit den ersten Zahlen im Fleet-Bereich sehr zufrieden.
– Wie oft wird die Business Edition des Insignia Sports Tourer bestellt?
Das Flottenmodell Business Edition ist sehr erfolgreich und hat unsere Erwartungen bisher vollständig erfüllt. Die Bestellrate liegt bei allen Insignia-Varianten bei zirka 20 Prozent. Die Kunden profitieren dabei von einem attraktiv ausgestatteten Dienstwagen mit niedrigem Listenpreis, mit Navi 900 IntelliLink, Parkpilot, Premium-Sitz mit Gütesiegel AGR u. v. m. Und Dienstwagenfahrer sparen bares Geld, denn im Gegensatz zu einem Business-Paket entsteht bei unserem Flottenmodell kein zusätzlich zu versteuernder geldwerter Vorteil. Um den Wünschen unserer Kunden nach technischen Innovationen noch stärker Rechnung zu tragen, wird momentan ein weiteres Flottenmodell diskutiert. Mehr können wir zum aktuellen Zeitpunkt darüber nicht mitteilen.
– Einer der Kritikpunkte im Test, den alle drei Flottenverantwortlichen teilten, war die Heizung. Gibt es hier Tipps, wie sich diese optimal einstellen lässt?
Bei einigen Fahrzeugen, die vor Dezember 2013 produziert wurden, gab es Skalierungsungenauigkeiten. Daher war es eventuell nötig, eine höhere als die vielleicht gewohnte Temperatur anzuwählen, um das gleiche Gefühl zu erhalten. Das lässt sich für die betroffenen Fahrzeuge durch ein Software-Update ändern.
| Interview: Rocco Swantusch
- Ausgabe 4/2014 Seite 54 (7.3 MB, PDF)