Die lahmenden Autoverkäufe in Europa erweisen sich als immer größere Bürde für Ford. Im vergangenen Jahr hat der US-Konzern auf dem wichtigen Markt einen Vorsteuerverlust von annähernd 1,8 Milliarden Dollar (1,3 Milliarden Euro) eingefahren. Für das laufende Jahr geht der Hersteller in Erwartung weiterhin schwacher Verkäufe sogar von einem Minus von rund zwei Milliarden Dollar aus. Das ist mehr als das Unternehmen bislang kalkuliert hatte.
"Wir rechnen damit, dass die wirtschaftlich schwierigen Bedingungen anhalten", sagte Konzernchef Alan Mulally am Dienstag in einer Telefonkonferenz. 2013 werde wohl der Tiefpunkt sein, ergänzte Finanzchef Robert Shanks. Erst danach gehe es langsam wieder aufwärts. Mit der Rückkehr in die schwarzen Zahlen in Europa rechnet das Ford-Management weiterhin erst zur Mitte des Jahrzehnts.
Harter Sanierungskurs
Im Jahr 2011 hatte Ford beinahe noch ein ausgeglichenes Ergebnis in Europa erzielt. Dann aber brachen vor dem Hintergrund der Schuldenkrise branchenweit die Verkäufe auf den tiefsten Stand seit 1995 ein. Alleine im Schlussquartal verlor der Konzern in Europa 732 Millionen Dollar. Die Aktie gab um vier Prozent nach.
Um wieder in die Spur zu kommen, schließt Ford drei Werke in Großbritannien und Belgien – die damit verbundenen Kosten erhöhen die Verluste noch. Insgesamt 6.200 Jobs gehen nach derzeitigem Stand verloren. Ford werde die Situation beobachten und notfalls weitere Maßnahmen ergreifen, erklärte Finanzchef Shanks. "Wir werden das Nötige tun." Es sei aber zu früh, um darüber zu spekulieren. Der US-Hersteller besitzt auch große Werke in Köln und Saarlouis.
Nordamerika als Retter
Die Krise hatte Ford besonders heftig getroffen: Die europäischen Verkäufe gingen im vergangenen Jahr um 16 Prozent auf 1,35 Millionen Stück zurück. In Deutschland kam der Hersteller dabei noch glimpflich davon: Nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes sanken die Neuzulassungen um elf Prozent auf 206.000 Einheiten.
Im Gegensatz zur alten Welt floriert das Geschäft auf dem nordamerikanischen Heimatmarkt, was Ford letztlich die Bilanz rettete. Unterm Strich verdiente der Konzern im vergangenen Jahr knapp 5,7 Milliarden Dollar. Das ist eines der besten Ergebnisse der vergangenen Jahre.
Optimismus
"Wir sind gut aufgestellt für ein weiteres starkes Jahr", erklärte Mulally mit Blick auf 2013. So geht das Management davon aus, dass sich die Pick-up-Trucks besser verkaufen, weil der Hausbau anziehe. Die massigen Wagen mit ihrer offenen Ladefläche werden gerne von Handwerkern und Baufirmen benutzt.
Ford habe es schon einmal geschafft, aus einer verfahrenen Situation herauszukommen, betonte Mulally. In Europa will Ford die zurückhaltende Kundschaft mit neuen Modellen locken. In diesem Jahr kommen etwa der Kleinwagen Fiesta, der SUV Kuga sowie der Transporter Transit frisch auf den Markt.
Neue Werke in Asien
Mulallys Ziel ist es, die weltweiten Verkäufe bis 2015 auf rund acht Millionen Autos jährlich zu steigern. In Asien baut Ford gerade mehrere neue Werke. Im vergangenen Jahr konnte Ford seinen Absatz annähernd stabil halten bei 5,7 Millionen Autos. Zum Vergleich: Toyota als Nummer eins kam auf knapp 9,8 Millionen, GM auf 9,3 Millionen und VW ohne seine Lkw-Töchter auf 9,1 Millionen. Der Ford-Umsatz schmolz um ein Prozent auf 134,3 Milliarden Dollar. (dpa)