Noch prägen sie das Straßenbild der englischen Hauptstadt London: die meist schwarz lackierten London Taxis von LTI (London Taxi International). Jetzt musste die LTI-Mutter Manganese Bronze Holdings Insolvenz anmelden, wie die Onlineausgabe des britischen Fachmagazins Autocar berichtet.
LTI ist mit einem jährlichen Ausstoß von 20.000 Taxis des Typs TX4 der größte Fahrzeugproduzent in britischer Hand. Schließlich gehört Jaguar/Land Rover zum indischen Tata-Konzern, Rolls-Royce ist eine Tochter von BMW und VW hat sich Bentley einverleibt. LTI arbeitet seit 2007 im Rahmen eines Joint Venture mit dem größten nicht staatlichen chinesischen Autohersteller Geely International Corporation zusammen. Geely liefert Teile für die TX4-Produktion nach England und baut zudem komplette TX4 in Lizenz für den Heimatmarkt. Aber: Die chinesischen Wagen tragen zum einen das Geely-Markenemblem und zum anderen sind sie als normale Pkw und nicht als Taxi ausgelegt.
Produktion steht still
LTI und Geely ist es nicht gelungen, ein Rettungspaket für den schwächelnden Konzern zu schnüren. Laut Autocar musste LTI Anfang Oktober 400 Fahrzeuge wegen einer defekten Lenkung, die von Geely zugeliefert wurde, zurückrufen. Die Zulieferprobleme führten auch dazu, dass die TX4-Produktion im Moment still steht.
Im Jahr 2012 fuhr die LTI-Mutter Manganese Bronze bereits einen Verlust von umgerechnet zirka 4,4 Millionen Euro ein. Der Aktienkurs sank vom einstigen Höchststand (zehn Euro) im Jahr 2008 auf aktuell 38 Cent.
Starke Konkurrenz
LTI baut mit dem TX4 eines der wenigen Fahrzeuge, welche von Anfang an als Taxi konzipiert sind. Unter Druck gerät der Hersteller durch Konkurrenzfahrzeuge, die von einem herkömmlichen Pkw zu einem Taxi umgerüstet werden. In London konnte sich LTI bisher behaupten, da man als einziger Hersteller mit seinen Modellen den von der Stadtverwaltung für Taxis vorgeschriebenen sensationell geringen Wendekreis von 7,62 Meter einhielt. Zum Vergleich: Ein 2,70 Meter langer Smart Fortwo würde mit 8,80 Metern an dieser Vorgabe scheitern. Allerdings hat Mercedes jetzt mit einer speziellen lenkbaren Hinterachse für den Vito die Londoner Wendekreisvorgabe geschafft. Somit fällt gerade die letzte LTI-Bastion.
Auch Nissan will sich mit dem Modell NV200 auf dem Londoner Taximarkt engagieren. Die Japaner haben 2011 einen großen Ausschreibungs-Coup gelandet: Sie liefern mit dem NV200 ab Ende 2013 den Nachfolger des berühmten New Yorker Yellow Cab, da die Produktion des dem Yello Cab zugrunde liegenden Modells, des Ford Crown Viktoria, Ende August 2011 ohne direkten Nachfolger auslief. (ghe)