Bis auf zwei Pool-Fahrzeuge sind die Firmenwagen bei der Generic.de Software Technologies AG ein Bonus für die Beschäftigten. Nur die Führungskräfte und ein Vertriebsmitarbeiter sind mit ihrem Fahrzeug oft dienstlich unterwegs. Die Softwareentwickler, Consultants und Produkt Designer arbeiten vorwiegend im Unternehmen oder bundesweit im Home Office. Gleichwohl wünscht sich der eine oder andere von ihnen ein Auto, um mobil zu sein. Viele legen dabei Wert auf alternative Antriebe und tragen das an Michael Puder heran. Auf diesen Wunsch hat der Vorstandsvorsitzende lange Zeit mangels Lademöglichkeiten im Unternehmen oder bei den Nutzern zuhause nur bedingt eingehen können. Der Grund: zu teuer.
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Das hat sich mit dem Umzug im Herbst 2022 in die neue Firmenzentrale geändert. Dort hat Puder auf dem Gelände im Karlsruher Norden 31 Ladepunkte mit je elf Kilowatt (kW)-Leistung installieren lassen. Die Investitionskosten dafür: zirka 65.000 Euro, inklusive Bafa-Förderung von etwa 27.000 Euro. Damit ist der Startschuss für den Wandel hin zur reinen E-Flotte gefallen. So bestehen die insgesamt 29 Firmen-Pkw inzwischen aus einer bunten Palette an Modellen aus 13 Stromern, drei Plug-in-Hybriden und 13 Benzinern. Der Leasingvertrag für den letzten Verbrenner respektive Hybriden läuft Anfang 2025 aus. Mit dem Nachfolger schließt die Softwareschmiede dann den Transformationsprozess ab.
Stellschrauben zur Kostendämpfung
Auf dem Weg dorthin hat der Vorstand jedoch immer wieder Herausforderungen zu bewältigen. Eine sind die steigenden Leasingraten durch den Wegfall des Umweltbonus zum 1. September 2023. Das Unternehmen hat für die bestellten, noch nicht gelieferten Fahrzeuge, bei denen fest mit der Förderung gerechnet wurde, eine neue Regelung mit den Mitarbeitern vereinbaren müssen. Die staatlich gestrichene Prämie von 4.500 Euro wird nun auf die monatlichen Finanzraten über die Dauer der Leasingverträge verteilt. „Bei einer Laufzeit von drei Jahren erhöht sich der Eigenanteil der Mitarbeiter um über 100 Euro pro Monat“, konstatiert Michel Puder. Zugleich klettern die monatlichen Raten durch die hohen Zinsen. Der Wechsel hin zu Battery Electric Vehicles (BEV) lässt folglich die Ausgaben steigen. „Die Raten haben sich zum Großteil mehr als verdoppelt“, sagt Puder.
VW ID.7 Tourer
BildergalerieMG neu in der Flotte
Das ist für den Diplom-Informatiker im vergangenen Jahr ein Grund gewesen, die Bestelloptionen um MG-Modelle zu erweitern. Er begründet: „Die dafür aufgerufenen Leasingraten eröffnen eine günstigere Alternative mit kürzeren Lieferzeiten zu den bisher vorhandenen Angeboten.“ Vorher hat der Entscheider ausschließlich auf die Zusammenarbeit mit einem Autohaus gesetzt, das mehr als zehn andere Marken vertritt. Jetzt gesellt sich ein zweites mit der chinesischen Marke hinzu.
Darüber hinaus hat der Vorstand die Auswahl an Fahrzeugen auf den Cupra Born mit 58 kWh-, MG4 mit 64 kWh-, Škoda Enyaq mit 60 kWh- und VW ID.3 Pro mit 58 kWh-Batterie limitiert. „Wir haben nun vier standardisierte Modelle definiert. Das erleichtert das Management und die Arbeit aller Beteiligten enorm“, sagt Puder. Der Mix an Maßnahmen dämpft wiederum den Aufwärtstrend bei den Finanz-Leasingraten, die einen definierten Höchstwert nicht überschreiten dürfen.
Progressives Beteiligungsmodell
Im Kampf um die Talente gewährt Generic.de prinzipiell der gesamten gut 90-köpfigen Belegschaft nach der Probezeit den Zugang zu einem Firmenwagen. Dafür hat die IT-Firma ein spezielles Modell inklusive Arbeitgeberbeteiligung aufgesetzt. Demnach können alle bis zu einer Finanz-Leasingrate von höchstens 375 Euro (netto) aus den vier Modellen ihr Wunschauto wählen. Zur jeweiligen monatlichen Zahlung steuert der Arbeitgeber 175 Euro bei. Die Differenz trägt der Nutzer über seinen Bruttolohn. Da Michael Puder mit weiter steigenden Finanz-Leasingraten rechnet, passt er die Referenzwerte in Zukunft bei Bedarf an. 2025 soll das Maximum auf 395 Euro und der Arbeitgeberanteil auf 185 Euro aufgestockt werden.
Basis für die Kalkulation aller Leasingverträge ist eine Laufzeit von drei Jahren mit Laufleistungen zwischen 12.500 und 20.000 Kilometern pro Jahr. Wenn möglich, bucht Generic.de die Wartungs- sowie Räder-/Reifen-Pakete dazu. Diese sowie alle weiteren Aufwendungen rund um den Betrieb der Fahrzeuge übernimmt der Arbeitgeber. Das gilt auch für die Ladekosten am Unternehmenssitz.
Ladestrom günstig halten
Deshalb hat Michael Puder schon vor Bezug der neuen Räumlichkeiten dafür gesorgt, dass die Kosten für Ladestrom überschaubar sind. Zum damaligen Zeitpunkt vor etwa zwei Jahren war der Zeitpunkt gut, um mit den Stadtwerken Karlsruhe einen langfristigen Liefervertrag bis Ende 2027 mit einem Preis von 24 Cent pro Kilowattstunde (kWh) Strom zu schließen. So können die Mitarbeiter auf dem Firmengelände zu kalkulierbaren Preisen für Generic.de laden. Das ist ihnen jederzeit erlaubt. Ladekarten oder -Apps für externe Stationen werden nicht gestellt. Wenn Mitarbeiter Wallboxen daheim errichten, tun sie das in Eigenregie.
Damit die Kosten auch nach Ablauf des Vertrages niedrig bleiben, soll noch eine Photovoltaikanlage auf das Gebäudedach. Die Planungen stehen schon. „Es wird eine mittelgroße Photovoltaik-Anlage mit einer Spitzenleistung von 65 Kilowatt Peak installiert, mit der wir dann den Ladestrom selbst produzieren können“, erläutert Puder. Er geht davon aus, dass die Kapazität auch für den Fuhrpark in einigen Jahren reicht. Hintergrund: Viele Beschäftigte wollen keinen eigenen Firmen-Pkw. Wenn sie doch mal eine Dienstreise unternehmen, fahren sie lieber mit Kollegen oder greifen auf die Pool-Fahrzeuge zu. Je jünger, desto stärker ist dieses Verhalten ausgeprägt.
Nichtsdestotrotz steigt die Zahl der Fahrzeuge bei Generic.de. Treiber ist das angepeilte Wachstum der Belegschaft. Sie soll sich bis Ende 2025 um 25 neue Teammitglieder vergrößern. Infolgedessen nähert sich der Fahrzeugbestand voraussichtlich der Marke von etwa 40 Einheiten.
Bike-Leasing als zusätzlicher Benefit
Indessen hat Generic.de die sich wandelnden Mobilitätswünsche schon länger antizipiert. Bereits vor etwa fünf Jahren wurde zusätzlich zum Firmenwagen das Dienstrad-Leasing als weiteren Benefit rund um die Mobilität aufgenommen. Der Vertrag für das erste Business-Fahrrad kam im Frühjahr 2019 via Jobrad als Provider zustande. Inzwischen sind rund 25 E-Bikes über das Unternehmen geleast.
Auf irgendwelche Grenzen, etwa ein Limit beim Bruttolistenpreis, wurde verzichtet. „Zum einen trägt der Mitarbeiter die Kosten, zum anderen ist das Bestellverhalten bisher nicht ausgeufert“, sagt Puder. Die IT-Experten haben folglich nicht nur bei ihren E-Autos, sondern auch bei den E-Bikes die Zahlen unter Kontrolle.