"Ganz im Sinne unserer schönen Volkswagen-Tradition, immer einen Schritt weiterzudenken, arbeiten wir schon jetzt an Lösungen für die Herausforderungen von morgen, für nachhaltige Mobilität unserer Kunden und zur Verbesserung der Luftqualität in unseren Städten", umschrieb Thomas Sedran, Vorsitzender des Markenvorstands Volkswagen Nutzfahrzeuge, die Vorgabe an die Niedersachsen für die diesjährige IAA. Herausgekommen ist unter anderem das erste eigene Lastenrad. Das Cargo e-Bike soll inklusive Fahrer 210 Kilogramm Gewicht in die Innenstadt bringen, um auf der letzten Meile schnell, sauber und leise voranzukommen.
Eine Idee, die nun auch VW aufgreift, ist die Ordnung auf der Ladefläche der Transporter. Die Studie I.D. Buzz Cargo bietet ein Regalsystem, das mit dem Auftrags- und Bestellsystem vernetzt ist. Alle Artikel im Regal lassen sich damit nachverfolgen. Vom Crafter, der eben erst elektrifiziert wurde, könnte es in naher Zukunft auch eine saubere Lösung mit bis zu 500 Kilometer Reichweite geben. Das erreichen die Niedersachsen nicht durch mehr Batterien an Bord. Vielmehr nutzt man eine Brennstoffzelle als CO2-freien Range-Extender. Noch ist es allerdings nur eine Studie.
Transit Custom als Plug-in
Fords Erfolg im Transporterbereich trägt den Namen "Transit". Dieser wird Mitte des kommenden Jahres beim Händler stehen und unter anderem ein neues Top-Triebwerk mit 185 PS (2,0-Liter-Ecoblue-Diesel) erhalten. Ab 2020 kann auch bequem auf eine Zehngang-Automatik vertraut werden. Für die Flottensteuerung interessant ist das"Ford Pass Connect Modem" im neuen Transit, das es auch als Nachrüstlösung für Modelle bis Baujahr 2012 geben wird.
Mit den beiden Diensten "Ford Telematics" und "Ford Data Services" soll die Konnektivität ab Mitte 2019 auf eine neue Stufe gebracht werden. Neues tut sich auch beim Transit Custom. Dieser erhält im nächsten Jahr ein Doppelherz. Im Plug-in-Hybrid soll das Lithium-Ionen-Batterie-Pack für mehr als 50 Kilometer Aktionsradius reichen, bevor der Ecoboost-Benziner eingreift und für bis zu 500 Kilometer Vorankommen sorgt. Ein reiner Stromer verlässt jetzt schon die Kölner Hallen: der Streetscooter Work XL. Die Karosserie aus der Türkei erhält hier den passenden Antriebsstrang, bevor der größte der Streetscooter-Familie auch über das Ford-Händlernetz an die Kunden geht.
Bott gibt Vollgas
Seit Anfang des Jahres ist Jan Willem Jongert Sprecher der Geschäftsführung bei Bott. Vorher war der Niederländer ein Vierteljahrhundert beim Staplerhersteller Jungheinrich, später beim Anhängerhersteller Schwarzmüller tätig. Logistik ist also sein Geschäft. Und hier sieht er Potenzial für seinen neuen Arbeitgeber. "Die Marke hat es in sich und so passt auch das Motto der IAA 'Driving the future' zu uns vor allem beim Thema der städtischen Belieferung auf der letzten Meile." "Die Lösung liefern wir", heißt es selbstbewusst beim Ausbauer aus Gaildorf. Die Lösungen finden sich unter anderem im Streetscooter wieder, so dass E-Mobilität bereits Teil des Geschäfts ist. Hier sprach übrigens laut Jongert gerade das geringe Eigengewicht des Bott-Ausbaus für die Kooperation. Auch andere Kollaborationen wie neuerdings die Zusammenarbeit mit Festool und Berner gehören zum Portfolio der Gaildorfer. Gemeinsam mit Graphmasters wurde zudem ein schwarmbasierter Routenplaner entwickelt, der im Hintergrund rechnet und navigiert, um für möglichst zeitsparende Wege zur Baustelle oder zum Kunden zu sorgen. Um dann beispielsweise als ein Kurierdienst trotz dynamischer Route zu wissen, wo das nächste Paket im Laderaum liegt, das zugestellt werden muss, wurde ein Pick-to-Light-System installiert.
Personalmangel als Triebfeder
Ein zweites großes Thema zahlt ebenfalls auf die Eigenentwicklungen von Bott ein, auch wenn dies zunächst etwas weit weg von Regalen und Schubladen klingt: der Personalmangel. Weniger Fachkräfte brauchen einen effektiveren Arbeitsplatz. Ordnungssysteme wie Pick-to-Light sind das eine. Eine weitere clevere Lösung ist zum Beispiel das Befüllen der Baustellenfahrzeuge per Nachtsprung. Mit dem übertragbaren Keyless-Entry, wie ihn Bott bietet, kann der Transporter über Nacht fit für den nächsten Einsatz gemacht werden. Man entfernt sich also vom klassischen Ausbau in Gaildorf. Oder wie es Jongert formuliert: "Wir wollen als Lösungs- und Systemanbieter wahrgenommen werden." Als Basis sieht der CEO die Qualitätsführerschaft zu halten, um in diesem Jahr rund 60.000 Umbauten durchführen zu können - mittelfristig sollen es mal 100.000 Einheiten werden.
Konkurrent Sortimo zeigte mit "mySortimo" eine Plattform, die zentrale Anlaufstelle für Produkt- und Servicedienstleistungen ist. Handwerker, Logistiker und Servicedienstleister sollen schlüsselfertige und einhundert Prozent individualisierte Lösungen rund um ihre mobile Werkstatt erhalten, die mit der Co-Creation-Methode erstellt werden und auf branchenindividuelle Anforderungen abgestimmt sind.
Aluca feiert Firmenjubiläum
Zudem können sämtliche Daten rund um die Firmenfahrzeugflotte hinterlegt werden - vom TÜV-Termin und Leasingauslauf bis hin zu den Bestellungen. Darüber hinaus hat der Anwender direkten Zugang zu Services wie dem Fahrzeugeinrichtungsoder dem Beklebungskonfigurator. Nicht digital, sondern klassisch zeigt sich das Regalsystem der 5. Generation - SR5. Die schmalen Alu-Seitenprofile ersetzen dabei einen umfangreichen Space-Frame. Darüber hinaus können die Fachböden des Regalsystems nach vorne und hinten variabel positioniert werden, wodurch sich das SR5 Regal optimal an die Fahrzeugkontur anpassen lässt. So steht nicht nur deutlich mehr Raum am Fahrzeugboden zur Verfügung, auch der sonst kaum dienliche Dachbereich wird maximal genutzt. Eine Studie weist den Weg in die Zukunft. Das Pro Cargo CQ1 schließt dabei die Lücke zwischen Lastenrad und Mini-Van als Transportlösung auf der letzten Meile.
Das Lastenrad spielte auch bei Aluca eine tragende Rolle. Mit der Gazelle wird ein bis zu 25 Stundenkilometer schnelles Cargo-Fahrrad angeboten, das mit einem Anhänger zwei Kubikmeter Ware aufnehmen kann. Die Transportbox fast dabei eine Europalette.
Ideen wie diese waren vielleicht schon 1993 denkbar. Damals gründete Friedrich Beißwenger in Schwäbisch-Hall Aluca in einer ehemaligen Flaschnerei. Das 25-jährige Firmenjubiläum wurde entsprechend auf der IAA in Hannover gefeiert.
- Ausgabe 12/2018 Seite 57 (444.3 KB, PDF)