Ein starkes Leasing- und Gebrauchtwagengeschäft hat der Finanzsparte des VW-Konzerns (VWFS) das bisher höchste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte verschafft. Nun sollen weitere Investitionen etwa in die Online-Plattform Heycar fließen, die man europaweit ausbauen wolle. "2021 wird das beste Jahr aller Zeiten sein", sagte Vorstandschef Lars Henner Santelmann. Eine genaue Zahl nannte er noch nicht, hierfür müsse man den restlichen Dezember abwarten. Klar sei aber schon jetzt, dass der Betriebsgewinn über der zur Jahresmitte ausgegebenen Zielmarke von vier Milliarden Euro liegen dürfte. Auch eine weiter verbesserte Produktivität durch online abgeschlossene Verträge habe dabei eine Rolle gespielt.
"Ein relativ außergewöhnliches Jahr geht dem Ende entgegen", meinte Santelmann, der Ende Januar vom Leiter des VW-Konzernvertriebs, Christian Dahlheim, abgelöst werden soll. Die 2020 nach dem Beginn der Corona-Krise aufgestaute Nachfrage habe sich weiter abgebaut, Leasing und auch Anfragen für Autokredite zögen wieder "enorm" an. Allerdings mache sich die verringerte Produktion aufgrund des Chipmangels indirekt auch bei den Autobanken bemerkbar. "Ohne dieses Problem hätten wir noch mehr Neugeschäft machen können", sagte Santelmann.
Lange Wartezeiten und Preiserhöhungen für neue Fahrzeuge führten in den vergangenen Monaten dazu, dass viele Verbraucher und Firmen auf Gebrauchtwagen auswichen – was dort ebenfalls die Preise trieb. VWFS kann den Trend für sich nutzen, weil viele der konzerneigenen Rückläufer-Autos aus Leasing- oder Finanzierungsverträgen meist noch recht jung sind und sich mit hohen Restwerten weitervermarkten lassen. Parallel dazu wird der Handel mit Gebrauchtfahrzeugen auch externer Marken über offene Internetportale immer wichtiger.
Ausbau von Heycar – "Frankreich nächster großer Markt"
So wollen die Braunschweiger das Angebot der Fahrzeugbörse Heycar nun "in ganz Europa ausrollen", wie Finanzchef Frank Fiedler ankündigte. Als Anbieter begleitender Versicherungen sei die Allianz dabei, vonseiten der Hersteller etwa Renault. "Damit ist klar, dass Frankreich der nächste große Markt ist." VWFS will überdies den noch jungen Bereich von Auto-Abos erweitern. Bis zum Jahr 2030 solle gut die Hälfte der Verträge für die meist mehrmonatige Kurzzeit-Miete mit Gebrauchtwagen abgedeckt werden.
Die robuste Lage von VWFS sei auch darin begründet, dass die Ausfallrisiken trotz anhaltender Corona-Unsicherheit überschaubar blieben. Zugleich laufe das interne Sparprogramm weiter. Nach den ersten sechs Monaten 2021 hatte bei VWFS im laufenden Geschäft ein Rekordgewinn von 2,34 Milliarden Euro in den Büchern gestanden. Auch das Geschäft mit Firmenflotten und Beratungsdiensten rund um Fuhrparks liefere wichtige Beiträge, berichteten die Manager. (dpa)