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Besser als Vertrauen

26.02.2015 11:30 Uhr

Aktuell elf Produkte für die elektronische Führerscheinkontrolle werben um Flotten, die es mit den gesetzlichen Pflichten bislang nicht so genau genommen oder auf ein eigenes Kontroll-Verfahren gesetzt haben.

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_ Im Dezember vergangenen Jahres ging ein prominentes Beispiel für Fahren ohne Führerschein durch die deutsche Presse: Bereits im März 2014 wurde Bundesliga- und Nationalspieler Marco Reus dabei erwischt, als er mit seinem Aston Martin in eine Verkehrskontrolle geriet. Die Polizeibeamten stellten bei der Überprüfung seiner Personalien durch die Leitstelle fest, dass der Sportwagenfahrer nicht im Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis ist. Er soll den Medienberichten zufolge einen gefälschten niederländischen Führerschein vorgezeigt haben.

Dass der Profifußballer noch nie einen gültigen Führerschein besessen hat, war bei insgesamt fünf Verkehrsverstößen wegen zu schnellen Fahrens, die er seit 2011 begangen hatte, gar nicht aufgefallen.

Wäre Reus mit einem Dienstwagen unterwegs gewesen, der Profifußballern von deren Vereinen oft zur Verfügung gestellt wird, wäre es nicht nur beim Strafbefehl von 540.000 Euro für den Profispieler geblieben, sondern dann hätte auch sein Arbeitgeber Borussia Dortmund (BVB) als Fahrzeughalter ein ernsthaftes "Problem" gehabt.

Auf die Frage, was der Bundesliga-Verein nun unternehmen wolle, wird der Direktor Kommunikation beim BVB, Sascha Fligge, zum Beispiel in den Onlineportalen der Zeitungen "Welt" und "Zeit" am 18. Dezember 2014 mit den Worten zitiert: "Er hat versprochen, dass so etwas nicht wieder vorkommt." Vertrauen ist gut - Kontrolle wäre hingegen deutlich besser. Nicht nur durch dieses Promi-Beispiel ist und bleibt die Führerscheinkontrolle weiterhin ein Trend-Thema.

Und für die Kontrolle der Führerscheine von Mitarbeitern, die beruflich oder privat mit einem von der Firma gestellten Wagen unterwegs sind, gibt es immer mehr professionelle Systeme, die das noch schlummernde Marktpotenzial erschließen wollen. Ein hart umkämpftes Business.

Unterschätzte Risiken

Wie auch einige Leasing- und Fuhrparkmanagementanbieter (siehe Seite 26/27)beobachten ebenso die Anbieter elektronischer Kontrollsysteme bei den fuhrparkbetreibenden Unternehmen teilweise nicht ausreichendes Wissen zu den rechtlichen Anforderungen. Vor allem dann, wenn ein Mitarbeiter als Fuhrparkleiter "installiert" worden sei, ohne Unterstützung oder fachlich ausreichende Vorbereitung, stellt Niels Krüger, Geschäftsführer der TCS Technology Content Services und Anbieter von E-Flotte, fest.

"Viele Fuhrparkleiter glauben, das Thema allein stemmen zu können und es ist zu bezweifeln, ob handschriftliche Notizen mit mangelnder Dokumentation helfen im Fall der Fälle", so sein Plädoyer für die elektronische Kontrolle.

"Unternehmen verkennen oftmals den Aufwand, den eine manuelle Kontrolle verursacht", sagt auch Jörg Schnermann, Geschäftsführer bei LapID, dem Anbieter des ersten Systems auf dem Markt elektronischer Kontrolllösungen, das nach eigenen Angaben übrigens auch bei mehreren Bundesliga-Vereinen im Einsatz sein soll.

Doch auch den drohenden Konsequenzen, wenn die Fahrerlaubnisse nicht kontrolliert würden, werde im Vorfeld nicht genug Beachtung geschenkt. "In der Regel wird das Risiko oder werden die Folgen eines Schadenfalls in Verbindung mit einer nicht durchgeführten Führerscheinkontrolle unterschätzt", sagt Schnermann. "Häufig wird erst in Form einer elektronischen Führerscheinkontrolle reagiert, wenn ein Schadenfall eingetreten ist", so Schnermann weiter.

Elf Systeme

Diejenigen Fuhrparkbetreiber, die durch eine schmerzhafte Erfahrung oder auch ohne konkreten Vorfall für die Notwendigkeit einer verlässlichen Kontrolle sensibilisiert wurden, finden einen großen Markt vor. Elf Systeme werden in unserer diesjährigen Marktübersicht vorgestellt, darunter zehn, die mit einer Beklebung des Führerscheins arbeiten, und eine siegellose (FK-Scan). Fünf von ihnen können nur unternehmensintern eingesetzt werden - mit eigenem Terminal, eigener Prüfstation oder RFID-Leser im Auto, während die verbleibenden sechs sowohl als Inhouse-Lösung als auch als externe Lösung genutzt werden können, bei denen die Kontrolle also auch öffentlich durchgeführt werden kann, zum Beispiel an Tankstellen oder beim Reifendienstleister. Zudem gibt es Systeme, die nach der manuellen Erstprüfung, Datenerfassung und Aufbringung des Siegels vollautomatisch laufen - der Fuhrparkverantwortliche erhält dann nur noch die Berichte über erfolgreiche Prüfungen oder eine Liste über die "Eskalationen", bei denen die Fahrer ", bei denen die Fahrer " den mehrmaligen Aufforderungen zur Kontrolle nicht gefolgt sind. Es gibt aber auch Systeme, die zwar elektronisch sind, bei denen aber dennoch ein Mitarbeiter als Kontrollbeauftragter involviert ist.

Angesichts des zunehmenden Wettbewerbsdrucks äußern sich die Anbieter durchaus kritisch über die Lösungen ihrer Wettbewerber. So sagt zum Beispiel der Geschäftsführer von Lap ID Service, Anbieter einer vollautomatischen Lösung: "Tatsächlich bieten einige Lösungen nur eine Teilautomatisierung der Führerscheinkontrolle an oder sind einfach manipulierbar, sodass straf- und versicherungsrechtlich keine Entlastung beim Fahrzeughalter gewährleistet werden kann."

Marktangebote kommen und gehen

Der Markt für professionelle Führerscheinkontrolle verändert sich rasant. "Die technische Lösung ist an sich nicht statisch. Insofern kommen und gehen Marktangebote", sagt Peter Vogel, Senior Sales Manager Mobilität bei Kemas. Sein Produkt Licence Net ist seit 2008 erhältlich und gehört damit zu den älteren Systemen.

Noch immer strömen neue Anbieter auf den Markt wie die mit einem RFID-Leser im Fahrzeug funktionierende E-Führerscheinkontrolle der PTC GPS-Services, die im vergangenen Jahr an den Start gegangen und erstmals in unserer Übersicht aufgelistet ist (siehe S. 23).

"Es tauchen weitere Anbieter auf, die sich im Wesentlichen durch die eingesetzte Technik unterscheiden", sagt K.-Theodor Hermann, Leiter Vertrieb bei Vispiron, der die Lösung Carsync-Log im Portfolio hat. Die zentrale Frage auch dabei für ihn - Stichwort "Teilautomatisierung": "Muss jemand noch einen fremden Führerschein für die Kontrolle in die Hand nehmen?" Der Unterschied zwischen den Lösungen bestehe für ihn darin, ob der Datenschutz bei notwendigem Einsatz von Personal eingehalten werden könne.

Einen fremden Führerschein in die Hand nehmen - das ist erforderlich bei den smartphonebasierten Lösungen, bei denen die Dokumente mittels einer App kontrolliert werden. Auch der marktälteste Teilnehmer Lap ID passt sein Angebot dem Puls der Zeit an und setzt auf mobile Endgeräte als Kontrollmedium. Ab dem zweiten Quartal soll zusätzlich eine Smartphone-App zur Unterstützung der Vorgesetztenkontrolle angeboten werden.

Kritisch über Scan-Lösungen äußern sich dagegen diejenigen Anbieter, die eine andere Technik nutzen. Ein Führerschein dürfe nicht gescannt oder fotografiert und gespeichert werden, wendet Niels Krüger von TCS ein.

Andere Produkte, gegen die rechtliche Bedenken geäußert wurden, sind mittlerweile wieder verschwunden - auch wenn seit unserer letzten Marktübersicht vor rund einem Jahr keine weiteren Abgänge zu verzeichnen sind. Gemeint sindzwei auf Behördenabfragen beruhende, nicht elektronische Lösungen. Und das auf RFID-Tag basierende Produkt Reditac Compact D von Komack konnteKomack konnteKomack im harten Preiskampf nicht mehr rentabel angeboten werden (siehe Autoflotte 04/2014, S. 20-21).

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