_ Begeisterungsstürme gab es nicht, als Skoda die ersten Bilder vom überarbeiteten Octavia veröffentlichte: Das Vier-Augen-Gesicht polarisiert stark und der Vorstand war über das Medienecho nicht sonderlich glücklich. Ein Schelm, wer einen Zusammenhang mit dem plötzlichen Abgang des Chef-Designers Jozef Kaban herstellt, der nach München zu BMW umsiedelt. Nein, der Kreative wurde sicher nicht vom Hof gejagt: Die Marke hat Kaban, der sich (inklusive des noch 2017 kommenden neuen Yetis) einmal durchs Portfolio gearbeitet hat, viel zu verdanken - und auf der Straße sieht der aufgefrischte Octavia richtig gut aus.
Immer online
Abgesehen von der neuen Front haben sich die Techniker vor allem mit Details beschäftigt. Highlight ist das neue Infotainmentsystem, das erst kürzlich im VW Golf debütierte (siehe S. 50) und schon jetzt im Octavia eingebaut wird - die Zeit, da Skoda erst mal die alte Technik der Konzernmutter auftragen musste, ist vorbei.
Das neue System kommt mit einer großen, iPad-ähnlichen Glasoberfläche daher und verzichtet gänzlich auf klassische Tasten. Auf Wunsch ist es immer online und zieht sich unter anderem Google-Earth-Bilder, Wetterdaten und aktuelle Tankstellenpreise aus dem Netz. Indes Wischgesten in der Luft versteht im Moment nur der Golf.
Neben der Software hat Skoda auch an der Hardware gearbeitet: Die hintere Spur ist etwas breiter geworden, das Fahrwerk wurde neu abgestimmt und auf Wunsch gibt es jetzt adaptive Dämpfer (773 Euro), die die Wahl zwischen komfortabler und sportlicher Ausrichtung ermöglichen. Insgesamt federt der Neue feiner als sein Vorgänger und rollt geschmeidiger ab, zusammen mit dem außerordentlich guten Gestühl präsentiert er sich als tadelloser Langstrecken-Läufer. Nur plötzliche Anregungen durch Trambahnschienen oder Schlaglöcher verdaut er immer noch nicht besonders gut.
Bekannte Motoren
Die vier Diesel reichen weiterhin von 90 bis 186 PS, die ebenfalls vier Benziner decken 86 bis 180 PS ab; darüber rangiert der 230-PS-RS. Schon in der zweiten Jahreshälfte wollen die Tschechen den ebenfalls gerade im Golf eingeführten neuen 1.5 TSI mit 150 PS nachreichen. Je nach Motor gibt es Fünf- oder Sechsgang-Handschalter, Doppelkuppler stehen mit sechs oder sieben Stufen zur Wahl. Für die stärkeren Motoren gibt es Allrad-Antrieb.
Bestseller wird weiterhin der 2.0 TDI sein, der mit 150 PS und 340 Nm Drehmoment einerseits und nur 4,3 Litern Normverbrauch andererseits einen guten Kompromiss zwischen Fahrspaß und Sparspaß bietet. Aber auch die Erdgasvariante 1.4 TSI G-Tec empfiehlt sich für Vielfahrer: Der 110-PS-Motor läuft nicht unruhiger als die Ottomotoren, ist drehfreudig und zieht mit 200 Nm gut durch. (Verbrauch: rund 4,5 kg/100 km).
Kleiner Kombi-Aufschlag
Die Preise für den gelifteten Octavia beginnen bei 14.664 Euro; der geräumige Kombi kostet nur 588 Euro mehr. Neu in der Ausstattungsliste ist unter anderem der Trailer-Assist, der beim Rückwärtsfahren mit Anhänger das Lenken übernimmt. Außerdem hilft der Skoda zukünftig, Parkrempler zu vermeiden, indem er beim Rangieren den Bereich rund um das Auto überwacht und zur Not in die Eisen tritt. Auch der Querverkehr wird jetzt beobachtet, was beim Rückwärtsausparken hilfreich ist. Ebenfalls neu in der Preisliste sind die zwei praktischen USB-Anschlüsse und eine 230-Volt-Steckdose im Fond. Damit ist zumindest die Energie-Versorgung für die Smartphones der Mitreisenden oder des Nachwuchses gesichert - und die Ruhe für den Fahrer.
- Ausgabe 03/2017 Seite 49 (143.7 KB, PDF)