Auf Optimierungskurs
Für das neue Jahr hat sich Vivisol Deutschland im Fuhrpark einige wichtige Ziele auf die Fahnen ge-schrieben, um die Kosten zu senken und die Weichen für die Zukunft richtig zu stellen. Große Projekte in 2009: die Optimierung der Car Policy und die Reduktion der CO2-Werte.
Für alle Unternehmen, die Mitarbeiter im Dienstwagen zu geschäftlichen Terminen schicken, ist das Auto ein wichtiges Arbeitsmittel. Für Vivisol Deutschland, italienische Konzerntochter der Sol-Group, die sich auf Sauerstoffversorgung von Patienten in deren eigenen vier Wänden spezialisiert hat, hat der Dienstwagen noch eine größere Bedeutung: Er ist unverzichtbar, um in allen Winkeln Deutschlands präsent und bei technischen Notfällen möglichst schnell vor Ort zu sein. Eine Alternative zur Mobilität auf vier Rädern gibt es für Vivisol nicht. Auch weil große und schwere Güter wie Beatmungsgeräte und Sauerstoffbehälter, die so groß sind wie Bierfässer, transportiert werden müssen.
So kommt es, dass Prokurist Dr. Mirco Lazzarini, der das Unternehmen samt Fuhrpark – zunächst allein – Mitte der Neunzigerjahre in Deutschland aufgebaut hat, hohe Anforderungen an seine Fahrzeuge stellt. Sie müssen für seine Mitarbeiter, die im Jahr 60.000 bis 100.000 Kilometer zurücklegen, hohe Sicherheitsstandards erfüllen, zuverlässig und komfortabel sein, aber dennoch ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten und gleichzeitig die Mitarbeiter motivieren. Ein schwieriger Spagat, der Lazzarini im Laufe der Jahre immer besser gelungen ist und in diesem Jahr weiter perfektioniert wird. „Die Mitarbeiter verbringen eine Menge Zeit im Auto. Da sollen sie sich natürlich auch wohl fühlen“, sagt Lazzarini.
Als der Italiener Mitte 1996 nach Deutschland kam, um das neue Unternehmen aufzubauen, kam noch eine andere Schwierigkeit hinzu: Er musste eine Car Policy entwickeln, die deutschen Standards entspricht, die aber auch das Konzernmanagement in Italien absegnete. Denn die Konzernvorgaben aus Italien konnte Lazzarini im deutschen Fuhrpark nicht umsetzen. Auch das war ein schwieriger Spagat, da das Auto dort nicht so einen hohen Stellenwert hat wie hierzulande und Dienstwagenberechtigte generell eine Klasse niedriger fahren. „Das Auto hat sehr viel mit der Kultur eines Volkes zu tun“, so Lazzarinis Erfahrung.
Nach langen Diskussionen mit seinen italienischen Managementkollegen konnte er einige Referenzmodelle definieren, beispielsweise den VW Passat Variant für Außendienstmitarbeiter, während diese in Italien mit kleineren Kombis unterwegs sind, beispielsweise mit einem Ford Focus Turnier oder Astra Caravan.
Transporter für Gefahrgut
Die Car Policy bei Vivisol Deutschland war bislang recht offen, die Mitarbeiter hatten in einem gewissen Rahmen eine freie Auswahl. So kommt es, dass die Markenvielfalt, gemessen am Bestand von rund 40 Pkw, von Audi und Volkswagen über Mazda und Peugeot bis zu Alfa Ro- meo und Chrysler sehr groß ist.
Eine unentbehrliche Fahrzeugkategorie im Vivisol-Fuhrpark ist der Transporter. Sein Anteil liegt bei 50 Prozent, die Laufleistung mit durchschnittlich 100.000 Kilometern pro Jahr deutlich höher als bei den Pkw. Jeder Transporter versorgt täglich durchschnittlich 15 Patienten mit Sauerstoff, deshalb sind sie mit 600 bis 800 Liter großen Tanks ausgestattet.
In den Anfangsjahren kümmerte sich die Geschäftsleitung mit den jeweiligen Regionalleitern um die Beschaffung der Fahrzeuge und schloss Rahmenabkommen und Finanzleasingverträge mit einigen Herstellern. Inzwischen ist Vivisol so stark gewachsen, dass Lazzarini zwei Mitarbeiter beschäftigt, die sich neben anderen Aufgaben auch um den Fuhrpark kümmern: einer um die Verwaltung und den Einkauf, der andere um technische Details der Transporter, die wegen der Sauerstofftransporte den Gefahrgutvorschriften entsprechen müssen. Außerdem entschied Lazzarini vor einigen Jahren, die Abläufe im Fuhrpark zu vereinfachen und eine klare Linie in die Firmenwagenverwaltung zu bringen. Sein Ziel, einen Ansprechpartner für alle Angelegenheiten zu haben, verwirklichte er 2006 durch die Zusammenarbeit mit ASL.
Das war der Beginn einer ersten Optimierungsphase, denn gleichzeitig stellte Vivisol von Finanzleasing auf Full-Service inklusive Reifen, Tankkarten, Reparaturen, Schadenabwicklung und Versicherung um. Das machte die Kosten überschaubarer und vereinfachte die Budgetplanung.
Seit 2007 bezieht Vivisol nun auch die Transporter über ASL und verabschiedete sich damit vom langjährigen „Weggefährten“ Mercedes Sprinter. Denn der Leasinggeber half dem Gesundheitsdienstleister dabei, einen Transporter mit einem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis zu finden. Nur drei Modelle kamen unter Berücksichtigung der Gefahrgutauflagen in die Auswahl und der Opel Movano ging als Sieger hervor. „Der Movano hat für uns gegenüber dem Sprinter Vorteile bei der Ladungsmöglichkeit“, sagt Lazzarini. „Nachdem erste Tests positiv verlaufen waren, haben wir umgeswitcht und so unsere Fuhrparkkosten sukzessive gesenkt.“
Auch im neuen Jahr soll die Modellpalette im Vivisol-Fuhrpark unter Kostenaspekten weiter optimiert werden: Das betrifft die Auswahl der Hersteller ebenso wie die Antriebsart und Fahrzeuggrößen. Alle Fahrzeuge waren seit jeher Selbstzünder. Angesichts der hohen Diesel-Preise ist der Kostenvorteil – auch bei den hohen Laufleistungen – gegenüber Benzinern nicht mehr so groß. Deshalb kommt jetzt jedes Fahrzeug auf den Prüfstand. „Wir werden gemeinsam eine umfangreiche Studie anfertigen und dann eine Entscheidung finden“, kündigt Hans Westermayer, Regionalleiter bei ASL und zugleich Kundenbetreuer von Vivisol, entschieden an. „Es wird in Einzelfällen vielleicht auch mal ein Gasfahrzeug geben, wenn es von der regionalen Versorgung passt.“ Lazzarini hat gegenüber anderen Antriebsarten keine Vorbehalte: „Ich bin für alles offen. Man muss natürlich auch etwas für die Umwelt tun.“
Umweltoffensive in 2009
Die Umwelt und gleichzeitig aber auch die Firmenkasse schonen soll auch die CO2-Offensive, die in diesem Jahr starten soll. So soll der Fuhrpark gezielt auf CO2-arme Fahrzeuge umgestellt werden, was sowohl die Kraftstoffkosten als auch mittelfristig die Aufwendungen für die Kfz-Steuer reduzieren wird. Aktuell erarbeitet ASL innerhalb des neuen Service-Angebots „Clear Solutions“ diverse auf Vivisol zugeschnittene Lösungen, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren.
Außerdem plant Lazzarini, die bisher recht offene Car Policy etwas zu begren-zen und einen engeren Rahmen bei der Fahrzeugauswahl vorzugeben. Trotz der begrenzten Modellauswahl soll aber die Motivation der Mitarbeiter unbedingt gehalten werden. „Vielleicht gehen wir dann weg von großen Kombis hin zu kleineren Mittelklassefahrzeugen für den Außendienst“, sagt der Prokurist. Denn durch die stärkere Trennung von den Bereichen „technischer Support“ und „After Sales“ sei es für die Außerdienstler, die den Vertrieb bei den Krankenkassen und Ärzten ankurbeln, nicht mehr notwendig, Fahrzeuge mit großer Ladefläche zu fahren.
Einige Mitarbeiter haben schon von sich aus das „Downsizing“ verwirklicht und ein kleineres Fahrzeug bestellt, allen voran die weiblichen. „Einige Kollegen haben schon runtergefahren und beispielsweise einen Audi A3 bestellt. Es sind vor allem Frauen, die sagen: Ich brauch kein großes Auto, ich möchte lieber etwas Spritziges“, sagt Lazzarini. Die Konzernspitze in Italien wird diese Entwicklung freuen, denn mit dem Downsizing werden sich die Fuhrparks beider Länder 15 Jahre später etwas mehr annähern.
Mireille Pruvost
Der Vivisol-Fuhrpark auf einen Blick
Rund 80 Fahrzeuge, davon etwa 40 Pkw und 40 Transporter
Pkw-Modelle (nach Häufigkeit): Mazda6, VW Passat, Peugeot 406, Audi A3, Ford Mondeo, Ford Galaxy
Managementfahrzeuge: Chrysler Grand Voyager, Volvo S40, Alfa Romeo 159 Sportswagon, BMW, Mazda CX-7, Audi A4
Transporter: Mercedes Sprinter (Restbestand) und Opel Movano
Full-Service-Leasing bei GE Auto Service-Leasing inklusive Reifen, Reparaturen, Tankkartenmanagement, Schadensabwicklung und Versicherung
Laufzeit/Laufleistung: 36 Monate/60.000 km p. a. (Pkw); 24 Monate/100.000 km p. a. (Transporter),
Tankkarten: aktuell nur Shell, Kartendoppel in Planung
Vivisol in Kürze
Vivisol, Tochterunternehmen der italienischen Sol-Group, ist ein europaweit tätiger Gesundheitsdienstleister mit 40 Niederlassungen in Italien, Deutschland, Österreich, Niederlande, Frankreich und Belgien. Das Unternehmen ist spezialisiert auf die häusliche Krankenpflege mit den Schwerpunkten Sauerstofftherapie und Beatmung. Vivisol erzielt mit 120 Millionen Euro rund ein Viertel des Gesamtumsatzes des an der Mailänder Börse gehandelten Sol-Konzerns. Die Vivisol Deutschland GmbH wurde 1997 von Dr. Mirco Lazzarini gegründet und hat ihren Hauptsitz im bayrischen Mauern. Sie beschäftigt heute rund 100 Mitarbeiter und außerdem rund 70 ausgegliederte Mitarbeiter bei sechs Subunternehmern, die für die Logistik verantwortlich sind und teilweise eigene Fahrzeuge unterhalten.
- Ausgabe 2/2009 Seite 34 (259.4 KB, PDF)