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Arval Mobility Observatory 2021: Pulsmessen in aufregenden Zeiten

08.06.2021 10:30 Uhr
Arval Mobility Observatory 2021: Pulsmessen in aufregenden Zeiten
© Foto: Webfleet Solutions

Arval blickt turnusmäßig in die Flotten und vergleicht europäische und hiesige Besonderheiten. Die grünen Unternehmensziele lassen sich in erster Linie in Großfirmen am Fuhrpark nachweisen.

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Von Rocco Swantusch

Fast schon routiniert blickt der Leasinggeber Arval einmal im Jahr auf die Mobilitätswelt von Flottenbetreibern. Dabei geht die Reise quer durch Europa und darüber hinaus – 20 Länder spiegeln sich hier wider, wobei mit Schweden nun Skandinavien komplett ist und mit Russland und Brasilien weitere Länder dazukommen, die wie die Türkei den europäischen Blick aufs Flottengeschäft weiten.

Zunächst wurde der Blick allerdings in den vergangenen zwölf Monaten seit dem letzten jährlichen Update des Arval Mobility Observatory Barometer verengt. Und zwar auf die simple Frage: Was macht Corona mit der Wirtschaft und dem Mobilitätsverhalten der Dienstwagenfahrer in Europa? Diese Frage wurde national beantwortet, im Fall von Deutschland von 300 Fuhrparkverantwortlichen – insgesamt waren es knapp 5.200 – aus den vier Branchen Dienstleistungen, Industrie, Bauwesen und Handel. Jeder dritte Befragte (93 Interviewer) arbeitet bei einer Firma mit maximal neun Mitarbeitern, bei 61 sind maximal 99 Beschäftigte in der Firma vorhanden. Großunternehmen (bis 999 Beschäftigte) und Konzerne (ab 1.000) spielen eine recht große Rolle, da gut die Hälfte der Interviewpartner aus diesem Metier stammte. Und eines wird dabei schnell klar: Der wirtschaftliche Hintergrund einer Firma beeinflusst gerade das Thema Elektrifizierung der eigenen Flotte stark, wie die gut 90-seitige Studie dokumentiert.

So planen trotz der Teilschließung ganzer Wirtschaftszweige, einer Pandemie-bedingten recht vagen Einschätzung bezüglich der ökonomischen Erholung sowie der mittelfristigen Inflationsgefahr vier von zehn der befragten Unternehmen, ihre Fuhrparks weiter auszubauen. Lediglich acht Prozent gehen auf Rosskur. Gerade die Großflotten wollen aufrüsten, was unter anderem damit begründet wird, dass, wie 30 Prozent erklärten, sie ihren Mitarbeitenden mit den Firmenwagen einen sicheren Arbeitsweg ermöglichen wollen. Die Antwort auf die Frage, wie diese neuen Modelle angetrieben werden sollen, fällt ob der erforderlichen Dekarbonisierung im Mobilitätssektor erwartbar "grün" aus.

So entwickelt sich der BEV-Anteil

In drei von vier Flotten wird mindestens eine Diesel/Otto-Alternative umgesetzt oder zumindest ist deren Einsatz in Planung. Einige sind dabei so forsch, dass sie eine BEV-Quote, also den Flottenanteil vollelektrischer Fahrzeuge, binnen dreier Jahre von 30 Prozent sehen. Im Vergleich mit den befragten Managern aus den weiteren EU-Ländern ist dies allerdings noch nicht der Top-Wert, denn hier liegt der Schnitt bei 35 Prozent. Auffällig ist hier die Spreizung der Aussagen innerhalb der deutschen Flottenleiter. In den Fuhrparks der Kleinunternehmen wird nur jedes fünfte Mobil ein rein batterieelektrisches sein, während die Konzernlenker den BEV-Anteil eher bei fast 40 Prozent sehen. Die Unternehmensgröße korrespondiert hier also auch mit der Erwartungshaltung beim CO2-Sparen und wirft ein Schlaglicht auf jene Rolle, die dabei dem Flottenmanager zu Teil werden wird.

Neben dem Einkauf steht hierbei das Ändern der Car Policy im Mittelpunkt. Ab jener Unternehmensgröße mit zweistelligen Arbeitnehmerzahlen steigt der Änderungswille spürbar. So wollen 60 Prozent der kleinen Firmen die eigenen Firmenwagen-Richtlinien überarbeiten. Bei den Mittelgroßen sind es 70 Prozent, bei den Konzernen gar 83 Prozent. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Antwort auf folgende Frage: Investieren Sie in Nachhaltigkeit für Ihr Unternehmen und verstärken Sie den Einsatz alternativer Technologien, indem Sie die Fahrzeug- und Energiewahl an die Nutzungsbedürfnisse anpassen? Ein „Ja“ wählten 2020 noch 45 Prozent, im aktuellen Barometer nur noch 29 Prozent. Merke: Wenn der Dienstwagenberechtigte beispielsweise nach einem Plug-in-Hybriden Ausschau hält, muss das nicht zwingend den CO2-Sparvorgaben der Firma entsprechen. Die (Phev-)Technik allein ist nicht der Maßstab (für die Gesamtkosten und die CO2-Ziele). Das haben vor allem Konzerne erkannt.

Lieber gleich auf eine Karte setzen, sprich auf die batterieelektrischen Fahrzeuge. Diese brauchen zwingend Strom, der wenn irgendwie möglich auch Nahe der Wohnung des Mitarbeiters fließen sollte. 64 Prozent der befragten Konzerne übernehmen deshalb die Kosten für die Ladeinfrastruktur "zu Hause". Beim Mittelstand sind es immerhin gut die Hälfte (48 Prozent), die den E-Auto-Einsatz damit überhaupt erst möglich machen.

Alternative Mobilitätslösungen: "Krise als Treiber"

"Fuhrparkverantwortliche hinterfragen verstärkt den Energiemix ihrer Flotte", bestätigt Katharina Schmidt als Head of Arval Mobility Observatory in Deutschland Ansprechpartnerin für die hiesigen Belange. "Die Gründe liegen in den wirtschaftlichen Auswirkungen von Covid-19 und einer nachhaltigen Fuhrparkausrichtung. Im Vordergrund stehen dabei einerseits das Budgetgleichgewicht und andererseits die Erfüllung der CSR-Verpflichtungen." Dass dieses Wahrnehmen der unternehmerischen sozialen Verantwortung jenseits des klassischen Dienstwagen-Leasings passiert, zeigt der Trend hin zur alternativen Mobilitätslösung. "Im vergangenen Jahr äußerten sich etwas mehr als die Hälfte der befragten Fuhrparkmanager dahingehend, alternative Mobilitätslösungen eingeführt zu haben. Die Krise zeigt sich also als Treiber und macht die Mobilität für Unternehmen zu einem strategischen Thema", erläutert Schmidt. "Vier bis fünf von zehn Fuhrparkverantwortlichen gaben sogar an, dass alternative Mobilitätslösungen ihre Firmenwagen in den nächsten Jahren ergänzen könnten."

Die Top-Alternative zum Dienstwagen ist für fast die Hälfte der Befragten das Corporate Carsharing – und zwar am besten App-basiert. Dass trotz des Trends zum Teilen die Flotten wachsen werden liegt unter anderem am privaten Autoleasing, was 28 Prozent der befragten Firmen präferieren - der Bruttogehaltsumwandler fährt demnach nicht öffentlich, sondern mit dem eigenen Pkw. Jede dritte Firma setzt zudem auf kurz- oder mittelfristige Mietlösungen (35 Prozent).

Was in früheren Reports unter "Telematik" zu finden war, heißt mittlerweile "Connected Cars" und sollte im Fall der deutschen Flotten besser "Connected Vans" heißen. Denn wenn Datendienste zum Einsatz kommen, dann bei den leichten Nutzfahrzeugen und Transportern. So nutzt knapp die Hälfte der befragten Unternehmen leichte Lkw/Transporter und immerhin vier von zehn Unternehmen auch Pkw mit solchen Diensten. Als Gründe werden vor allem die Lokalisierung der Fahrzeuge (50 Prozent der Befragten gaben dies an) und damit auch ein möglicher Diebstahlschutz respektive die Vermeidung nicht erlaubter Nutzung (43 Prozent) genannt. Die Reduzierung von Umweltauswirkungen zog bei 41 Prozent der Nutzer als Einsatzgrund. Die Reduzierung der Fuhrparkkosten war für 39 Prozent das Argument pro "Connected Cars".

"Bei größeren Unternehmen haben sich vernetzte Fahrzeuge weitgehend durchgesetzt. Sieben von zehn Organisationen mit mehr als 100 Mitarbeitenden setzen auf Connected Cars. Bei kleinen Unternehmen mit zehn bis 99 Angestellten sind es knapp 50 Prozent. Nur bei sehr kleinen Unternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitenden muss noch Überzeugungsarbeit geleistet werden: Nur knapp 21 Prozent der Befragten nutzen entsprechende Technologien", rechnet Schmidt vor. Diese Erkenntnis ist auch in der Neuauflage des europäischen Pulsmessens im Flottenbereich durch Arval eine Konstante - übrigens eine von wenigen.

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