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Allradtechnik vor 40 Jahren: Das große 4x4 frecher Allrad-Typen

01.04.2024 04:08 Uhr | Lesezeit: 4 min
Der Ford RS 200 setzte den Allradantrieb vor allem sportlich ein.
© Foto: Ford

Im Jahr 1984 eroberte der Allradantrieb endgültig alle Fahrzeugklassen. Rund 70 Allrad-Typen vom winzigen Subaru-Sechssitzer über wilde Kraftzwerge bis zum ultrateuren Porsche-Technologieträger sorgten für Furore.

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Auf allen vieren in die Zukunft fahren, das wollten sie fast alle, damals in den Hightech-verrückten 1980ern. Allradantrieb, am besten kombiniert mit Turbo-Power aus neuen 16-Ventil-Motoren galt als Garant für mehr Sicherheit und bahnbrechenden Fahrspaß, da waren sich die Autobauer einig. Rallye-Superstar Walter Röhrl erwies sich bei der Monte Carlo 1984 erstmals mit dem Audi quattro als unschlagbar, und plötzlich rollten wilde Gruppe-B-Monster mit 4x4-Technik auch in die Schauräume der Händler. Etwa der krasse Krawall-Mini Peugeot 205 Turbo 16, der Anfang 1984 mit 316 kW / 430 PS den ersten von vielen Rallye-WM-Siegen feierte, aber ebenso mit Straßenzulassung für schnelle Rundenzeiten auf dem Weg zur Firma angeboten wurde.

Schrilles hatte auch Subaru als Erfinder des Allrad-Großserien-Pkw im Gepäck: Der kurios-kubische Hochdach-Van Subaru E10 (Libero) bot sechs Plätze auf ultrakurzen 3,42 Metern – perfekt für kleinste Parklücken in den Schluchten der Großstädte. Neue Allradler gab es vor 40 Jahren von Alfa (33) bis Volkswagen (Passat syncro), und dazu erstmals in allen Fahrzeugklassen, also auch bei Sportwagen wie dem Porsche 911 Dakar als Vorboten für den Porsche 959. Witzige Wühlmäuse wie der Suzuki SJ 410 wappneten dagegen sich per Geländeuntersetzung gleichermaßen für urbane Schlaglochpisten wie urige Schlammpfade: "Der Stadtwagen, der auch im Gelände Spaß macht. Wenn Sie die Lust übermannt..." So frech warben sie damals noch.

Wenn nicht jetzt Allrad, wann dann: Das Wetter spielte vor 40 Jahren scheinbar verrückt. Erst ein sogenannter Regensommer in Deutschland mit Hagelstürmen, Überschwemmungen und Temperaturen um nur zwölf Grad, dann ein eisiger Winter mit durchschnittlich minus 2,5 Grad, der es in die Top Ten der kältesten Winter seit Beginn der Temperaturaufzeichnung schaffte. Perfektes Wetter für vier angetriebene Räder also, die sichere Traktion ermöglichten. "Erleben Sie, was Technik kann", forderte denn auch Ford auf, als sie den Sierra 4x4 vorbereiteten und das 184 kW / 250 PS starke Mittelmotor-Geschoss RS 200 mit drei Selbstsperrdifferentialen vom 4x4-Spezialisten Ferguson in Homologationsauflage zu leistungshungrigen Kunden schickten.


Freche Allradtypen vor 40 Jahren

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Audi V8 etablierte die Quattro-Technik in der Oberklasse

Stichwort Ferguson: Die Briten hatten 1966 den Jensen Interceptor zum Allrad-Pionier unter den modernen Pkw gemacht, 1984 transformierten sie Opels Flaggschiff Senator zum ersten 4x4-Luxusliner. Allerdings blieb es bei einer Kleinauflage fürs Militär und Behörden – erst der Audi V8 etablierte die Quattro- respektive 4x4-Technik in der Oberklasse. Audi zeigte aber schon im Extremwetterjahr 1984, wie eine „Gelände-Idee auf die Straße geht“ (Werbecredo), wenn sie so erfolgreich wie im Audi Sport quattro – mit 225 kW / 305 PS stärkster deutscher Seriensportwagen – und im ganzen Portfolio vom Mittelklasse-Duo Audi 80 und 90 bis zu den großen Typen 100 und 200 inklusive Kombi Avant umgesetzt wird.

"Das Abenteuer fest im Griff" hatten in blumigem Marketing-Deutsch die Nissan Patrol Geländewagen, auf die sogar deutsche Behörden vertrauten, wenn sie einmal nicht die seit fünf Jahren erfolgreiche G-Klasse ("Der gebändigte Unbändige" laut Werbung) von Mercedes orderten. Tatsächlich waren Japaner damals europaweit derart begehrt, dass Importbeschränkungen ähnlich wie heute für chinesische Autos gefordert wurden. Während 1984 in den Popcharts Alphaville mit "Big in Japan" auf Platz ein schoss, feierte der weltgrößte Allrad-Pkw-Hersteller Subaru hierzulande seinen endgültigen Durchbruch. Subaru hatte 1972 den zuschaltbaren 4WD im Pkw Leone in die Großserie gebracht, nun mutierte die Löwen-Familie zur Subaru L-Serie inklusive zweier Kombis und Coupé sowie 1985 nachgelegtem futuristischem XT-Klappscheinwerfer-Coupé. Hinzu kamen der agile Kleinwagen Subaru Justy 4WD – nach dem Fiat Panda der zweite 4x4-Mini in Europa – und der Micro-Van Subaru E10 (Libero). Dieser spielte als niedliches Tiny House unter den Wohnmobilen auf rutschigen Campingwiesen seine Traktionsvorteile aus, während im Cassetten-Radio vielleicht gerade "Holiday" von Madonna lief oder der 12-Volt-TV-Empfänger Horst Schimansky im "Tatort" zeigte, wie er einen weiteren Fall im regengrauen Duisburg mit Ford-Dienstwagen aufklärte. Wenige Jahre später lernte auch Kult-Kommissar Schimi die Allradvorteile eines Subaru der L-Serie zu schätzen.

Mitsubishi schickte vier Allrad-Modelle nach Europa

"Wo Männer und Autos sich bis an die äußersten Grenzen des technisch Möglichen wagen, dort finden wir wahren Wettbewerbsgeist. Dort sind wir von Mitsubishi Motors dabei": Gleich vier Modelle mit Vierradantrieb schickten die Japaner nach Europa. Darunter der Van L300, die siebensitzige Großraumlimousine Space Wagon (Rivale Renault folgte dem Beispiel wenig später und rüstete den Espace mit 4x4-Technik aus), aber auch den Offroadklassiker Pajero und die brave Stufenhecklimousine Tredia. Frech war dagegen der Toyota Tercel 4x4: Dieser kompakte Kombi bereitete den Boden für den Crossover-Trend der 1990er. Ob als Offroader im Forsteinsatz oder als schicker Freizeitkombi, dieser preiswerte Avantgardist gewann Fans, die sogar für gebrauchte Tercel 4x4 Liebhaberpreise zahlten. In Vergleichstests mit Kombis wie dem Renault 18 Combi 4x4, aber auch mit dem schicken Alfa 33 4x4 empfahlen Fachmedien den Toyota als erste Wahl. Eine damals neue und beeindruckende Souveränität der Japaner, die an heutige Vergleichstestsieger koreanischer Provenienz erinnert.


30 Jahre Allrad-Hype

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"Die stärkste Nummer, Thunderball, das fetzt mit 147 kW / 200 PS“, warb Peugeot für den 205 T16, und MG textete über seinen 184 kW / 250 PS freisetzenden 4x4-Mittelmotor-V6 in Straßenversion: "Machine, Designed For Winning". Prompt ging ein Aufschrei durch die Presse, wurden doch derartige Werbeclaims als "Aufforderung zur Aggression im Straßenverkehr" verurteilt. Hatte sich doch die Zahl der Verkehrstoten gegenüber 1970 gerade erst fast halbiert, dies nicht zuletzt dank neuer Sicherheitstechniken, zu denen die Industrie auch den Allradantrieb zählte. Debatten um das Auto gab es trotzdem genug, denn 1985 lief auf manchen Autobahnstrecken ein Tempo-100-Versuch, um die Auswirkungen auf Schadstoffemissionen zu ermitteln. Nach Ende des Tests verzichtete das Bundeskabinett auf ein generelles Autobahn-Tempolimit, und die Autoindustrie forcierte die Entwicklung leistungsstarker Typen mit Allradantrieb (und Katalysator): Vom BMW 3er bis zum Bugatti EB 110 avancierten nun noch mehr Berufsdynamiker zu 4x4-Typen, heute sind sie durchweg gesuchte Klassiker.


Allradantriebe bei E-Autos

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