Von Peter Maahn/SP-X
Arnold Schwarzenegger hatte einen, eine deutsche Ministerin hielt ihn sich als Dienstwagen. In der Besitzer-Galerie finden sich auch Brad Pitt, Julia Roberts, Cameron Diaz oder Sting. Der Toyota Prius mit seinem Hybrid-Antrieb ist bei den Promis seit Jahren angesagt. Zumindest als Zweitwagen für das grüne Gewissen. Weil die 1997 erstmals in Großserie gebaute Kombination aus 1,8-Liter-Benziner und Elektromotor zumindest auf dem Papier sparsamer mit dem Sprit umging als herkömmliche Autos. Jetzt macht der Prius auch auf dem roten Teppich der Oscar-Verleihung eine bessere Figur. Denn die inzwischen viel Generation sieht attraktiver aus als alle anderen zuvor. Vor allem aber wurden viele Schwachpunkte des Trendsetters ausgemerzt. Die Preise des 3,0-Liter Autos – Normverbrauch, nicht Hubraum – starten jetzt bei 23.655 Euro zzgl. Mehrwertsteuer.
Der beginnende Frühling im spanischen Valencia bietet Wohlfühl-Ambiente für die erste Begegnung mit dem völlig neuen Prius. Alles neu und dennoch vertraut. Das über den Vordersitzen gewölbte Pagodendach, das ausladende Heck mit dem durch einen großen Spoiler geteilten Rückfenster, die recht kurze Frontpartie mit den großen Scheinwerfern – so, wie man es seit fast 20 Jahren kennt. Aber: Die Motorhaube wurde viel flacher, die Nase mit dem Toyota-Logo reckt sich keck nach vorn. Wild gezackte Scheinwerfergehäuse, in denen LED-Technik steckt, lassen den Prius moderner, sogar rasanter aussehen als bisher gewohnt. Ähnlich das neu gestaltete Hinterteil. Die Heckleuchten wirken wie Brückenpfeiler für den eleganten Spoiler, der die ganze Wagenbreite einnimmt.
"Ein durchaus radikales Design", räumt selbst Produktmanager Vincent Dewaersegger aus der Europa-Zentrale ein. "Es macht aber perfekt den Charakter der Prius deutlich, der sich klar und selbstbewusst von der eher konservativen Formensprache seiner Wettbewerber absetzt." Das tat er schon immer, sein anfangs verschrobenes Aussehen wurde zum Markenzeichen des Fortschritts unter der Motorhaube. Auch wenn sich wohl die meisten der bislang 3,5 Millionen Käufer trotz und nicht wegen des Erscheinungsbildes für den Prius entschieden haben. Das könnte sich durchaus ändern.
Die Prius-Gene im Innenraum überstanden den Generationswechsel. Das flache Gehäuse mit dem Digitaltacho und dem animierten Schaubild, das die Verteilung der Antriebskraft darstellt, liegt wie bisher mittig unterhalb der Windschutzscheibe. Darunter der sieben Zoll große Touchscreen-Monitor für das Navigations- und Audio-System. Der kleine Wählhebel für die stufenlose Automatik ist etwas tiefer montiert, kennt nur die Stufen "neutral", "vorwärts", "rückwärts" und "Motorbremse", z.B. für das Bergabfahren. Zwischen den Sitzen eine Schale, in der das Smartphone kabellos geladen werden kann. Nicht nur Prius-Kenner finden sich recht schnell mit der Bedienung des Newcomers zurecht.
Stille beim Start
Nach dem Druck auf dem Startknopf herrscht wie gewohnt Stille. Der 72 kW / 98 PS starke Benziner hat Pause, ganz sanft säuselt der 53 kW / 72 PS starke Elektromotor. Beim behutsamen Touchieren des Gaspedals rollt der Toyota ein elektrisch davon. Doch schon beim kleinen Zucken der Zehen meldet sich der Verbrennungsmotor zum Dienst. Es beginnt das bekannte Wechselspiel der beiden Herzen, dessen Perfektion den Prius berühmt gemacht hat. Bei der entspannten Tour mit Tempo 80 bis 100 auf der hügeligen Landstraße kommt der Wagen nicht über vier Liter auf 100 Kilometer hinaus. Denn immer wieder schaltet sich der Benziner aus, immer wieder übernimmt sein elektrisches Pendant, immer wieder wird das Rollen beim Gaswegnehmen, das Bremsen und Bergabfahren zum Nachladen des Akkus genutzt.
Alles läuft so schnell ab, dass es auch auf dem erwähnten Schaubild kaum nachvollzogen werden kann. Die Toyota-Techniker haben alles nochmals verbessert. Der Wirkungsgrad des Benzinmotors erreicht jetzt die Bestleistung von 40 Prozent, holt also mehr Leistung aus jedem Tropfen Benzin heraus. Der E-Motor wurde kleiner und leichter, die Batterie wanderte unter die Rücksitzbank. Verändert wurden auch die Steuerungssoftware, das Energiemanagement, die Kühlung und vieles mehr. Das Ganze läuft ohne Zutun des Fahrers. Dessen Verbindung zum Hightech ist nur der rechte Fuß.
Und was ist mit dem oft gescholtenen zu lauten Aufheulen des Benziners beim Gasgeben, der trägen Automatik, der immer wieder als zu hart empfundenen Federung, der zu schmalen Sitze und der nicht wirklich präzisen Lenkung? Toyota hat die Kritik am Vorgänger ernst genommen und wirklich alles in Angriff genommen und deutlich verbessert. Sicher, wer zu heftig auf das Gaspedal tritt, wird auch jetzt das Heulen des Motors vernehmen. Das ist bei allen stufenlosen Automatikgetrieben so. Aber die Steuerung wurde so verbessert, dass der Prius jetzt viel besser am Gas hängt als bisher. Der Modus "Sport" liefert sogar einen Hauch sportlicher Rasanz frei Haus. Dann werkeln beide Motoren im Duett und sorgen zum Beispiel für entspannteres Überholen als bisher.
Assistenten auf Wunsch
Am Ende der langen Tour im neuen Prius meldet der Bordcomputer dann doch 5,8 Liter Schnittverbrauch. Aber: Dahinter verbergen sich lange Passagen mit rund 120 km/h auf der Autobahn und viele Steigungen. Die Verbrauchsvorteile des Toyotas liegen nun mal im dichten Stadtverkehr und auf Landstraßen. Und jetzt auch in der Zahl der vielen bestellbaren Assistenzsysteme. Abstandsradar, Notbremsfunktion, halbautomatisches Einparken, Verkehrszeichenerkennung und andere bekannte Helfer stehen in der Preisliste. Das Basismodell wird ab Frühjahr für 23.655 Euro netto zu haben sein, die Top-Version kostet 27.016 Euro netto, wird dann aber besonders fein ausgestattet sein.