Von Tomas Hirschberger
Gefühlt war er schon immer da, dieser unverwüstliche Blechkamerad. Wer sich näher mit seiner Geschichte befasst, erfährt, dass der Land Cruiser 1951 das erste Mal in Erscheinung trat. Also vor 70 Jahren. Damals noch als spartanischer "BJ" mit 86 Diesel-PS, hergestellt für japanische Behörden, Forstverwaltungen und in Japan stationierte US-Soldaten. Seitdem wühlt sich der Japan-Jeep mit ebenso großer Leidenschaft wie unermüdlicher Standfestigkeit durch alle Kontinente, Wüsten, Steppen und Hochgebirge.
Meistverkaufte Geländewagen der Welt
Mit über zehn Millionen gebauten Exemplaren ist er nicht nur Legende und Imageträger, sondern längst auch der mit Abstand meistverkaufte Geländewagen der Welt. Seit dem Hype um all die Möchtegern-Allradler, die als weichgespülte SUVs nur noch so tun, als wären sie talentierte Offroader, ist es ruhiger geworden um den Land Cruiser. Nur noch rund 1.000 Stück verkauft Toyota pro Jahr.
Das allerdings konstant und mit anscheinend guten Margen. Sie gehen an nicht ganz bedürftige Kunden, die selten um jeden Cent Rabatt feilschen, weil sie den unverfälschten Charakter eines der letzten des Gusseisernen seiner Art schätzen.
Schon deshalb nehmen sich die Japaner nicht aus der Pflicht, den alten Haudegen weiter zu hegen und zu pflegen. Toyota hat den Land Cruiser stets kontinuierlich aktualisiert - und wird diese Pflegeversicherung so schnell auch nicht aufkündigen. Dafür ist das Geschäft in Russland oder den Vereinigten Emiraten noch immer zu lukrativ.
Aktuell legt der 4,84 Meter lange Cruiser (ab 56.815 Euro netto) außen und innen ein wenig modischere Schminke nach. LED-Scheinwerfer und Rückleuchten dezent verändert, ein moderneres Infotainment mit Touch-Screen und 360 Grad-Kamera ersetzt das in die Jahre gekommene alte.
Ein in Funktion und Optik besseres Lenkrad wurde montiert, hier und da ein paar Falten am Armaturenträger geglättet und einige neue Assistenten an Bord geholt. Eher Kleinkram, ein Mini-Mini-Facelift, aber für den Fortbestand des Evergreens nicht unwichtig.
Nachschlag beim Motor
Mehr Beachtung verdient der Motor, des weiterhin als Drei- und Fünftürer angebotenen Land Cruisers. Denn hier gibt es ein wenig Nachschlag. Genau genommen sind es 27 PS an Leistung und 50 Newtonmeter an Drehmoment, die der 2,8 Liter Vierzylinder-Diesel zulegt. 150 kW / 204 PS und 500 Newtonmeter (mit Sechsgang-Automatik) unterstützen den Fahrer nun, um im Falle unseres fünftürigen Testwagens fast 2,5 Tonnen Schwermetall möglichst würdevoll zu beschleunigen.
Das gelingt im Normalfall nicht zu brummelig, unaufgeregt und der Schwere der Aufgabe angemessen. Einen leichtfüßigen Sprinter will eh keiner aus der Offroad-Ikone machen. Und ein Diesel, ist hier nun mal ein Diesel. Das hört man, das spürt man, aber nerven tut es irgendwie nicht. Es sei denn, man erwartet einen domestizierten Geländewagen ohne Ecken und Kanten.
Auch bei der Überlandfahrt spielt der Land Cruiser - na klar - nicht immer den filigranen (Be-)Gleiter. Wie auch? Mit stabilem Leiterrahmen und hinterer Starrachse macht die Komforttruppe im Untergeschoss noch das Beste aus ihren Möglichkeiten. Wer für Extrem-Expeditionen durch den Himalaya einen robusten Partner sucht, kann nicht gleichzeitig ein Auto erwarten, dass sänftengleich den Asphalt glatt bügelt. Trotz aller Modernität bleibt der Land Cruiser ein Arbeitstier. Er weiß, wo er herkommt und vor allem, wo er hin will. Er kann Boote ziehen (bis drei Tonnen), Großfamilien transportieren (bis sieben Plätze), hohe Hügel erklimmen und tiefe Bäche (bis 70 Zentimeter) durchwaten. Seine Grenzen im Gelände setzt ihm zumeist das Talent des Fahrers und nicht die Technik. Und wer in der dicken Aufpreisliste fleißig all die elektronischen Steighilfen, Sperrdifferentiale, Winden, Unterfahrschutzbleche und Multi-Terrain-Select-Systeme ankreuzt, der kann mit dem Land Cruiser wahrscheinlich sogar Berge versetzen.