Von Michael Gebhardt/SP-X
2007 hat sich der Suzuki Ignis von der Bühne verabschiedet, zehn Jahre später, am 14. Januar 2017, steht er wieder beim Händler. Mit 3,70 Meter Länge spielte der Japaner damals in der Polo-Liga, heute gehört er damit in die Kleinstwagen-Klasse. Doch statt sich zwischen VW Up und Konsorten einzureihen, macht der mindestens 10.000 Euro netto teure Ignis auf Micro-SUV und will mit optionalem Allradantrieb und erhöhter Bodenfreiheit das Segment aufmischen.
Bullige Front, ausgestellte Radhäuser, eine schicke Dachreling – der Ignis sieht nach SUV aus. Zumindest von vorne. Was sich die Designer bei der Heck-Gestaltung gedacht haben, ist dagegen fraglich: Die angeschrägte Rückansicht ist, diplomatisch gesagt, zumindest gewöhnungsbedürftig und sieht abgesehen von ein wenig Plastik-Dekor auch nicht sonderlich nach Offroad-Abenteuer aus. Eine deutlichere Sprache sprechen da die harten Fakten: 18 Zentimeter Bodenfreiheit sind mehr, als in der Klasse der Unter-vier-Meter-Zwerge üblich ist, und permanenter Allradantrieb ist auch eine Besonderheit. Um den im Ignis zu bekommen, muss man zwar die dritthöchste von vier Ausstattungsstufen wählen und (inklusive 4x4-Technik und elektronischer Differenzialsperre) 13.437 Euro netto auf den Tisch legen; doch geht Suzuki ohnehin davon aus, dass 80 Prozent der Käufer zu den oberen beiden Linien (Comfort und Comfort+) greifen werden. Der Großteil aller Ignis fährt folglich auch als Viersitzer vom Hof, denn ab der Comfort-Line gibt es im Fond statt der Rückbank serienmäßig zwei verschiebbare Einzelsitze. Die erweitern bei Bedarf den Platz im 260 Liter großen Kofferraum. Umgeklappt gehen bis zu 1.100 Liter rein.
Kein Kurvenräuber
Packt man lieber Passagiere auf die Rückbank, sollte man darauf achten, dass die nicht allzu groß sind. Es ist zwar erstaunlich, wieviel Beinfreiheit bei nur 2,44 Meter Radstand möglich ist, doch nach oben wird es schnell eng. Auch der Fahrer sollte mit seinen Körpermaßen nicht sonderlich aus der Reihe tanzen, ein in der Länge verstellbares Lenkrad bietet Suzuki nämlich nicht an. Und wo wir schon dabei sind: Auch den Seitenhalt der Sitze haben die Ingenieure scheinbar vergessen. Aber: Wer aufs Kurvenräubern aus ist, wird bei Suzuki wohl eher zum Swift denn zum Ignis greifen und bei gemütlicher Fahrt bietet das Gestühl ausreichend Komfort – auf Wunsch sogar mit Sitzheizung.
Der übersichtliche, aber mit viel Hartplastik ausgekleidete Ignis-Innenraum lässt sich durch bunte Dekor-Teile und ein modernes und einfach zu bedienendes Touchscreen-Infotainment-System mit Navigation und Smartphone-Anbindung aufwerten. Auch ein schlüsselloses Zugangssystem, eine Rückfahrkamera und ein rudimentäres Fahrerassistenzpaket sind im Angebot: Zwei Kameras observieren dann vom Rückspiegel aus die Straße und ermöglichen Spurverlassenswarner, Müdigkeitsüberwachung und Notbremsassistent. Skurril: Anders als üblich sind die Kameras nicht bündig an der Frontscheibe befestigt, sondern mit etwas Luft dazwischen. Kleine Aufkleber ermahnen dazu, nicht mit dem Finger auf die Linse zu tappen.
Flink im Stadtverkehr
Damit der Ignis überhaupt fährt, braucht’s natürlich einen Motor. Das hat Suzuki wörtlich genommen, und bietet einen Motor an – Alternativen vermisst man allerdings auch nicht. Der 1,2 Liter große Vierzylinder-Sauger entwickelt 90 PS, seine 120 Newtonmeter Drehmoment (bei 4.400 Umdrehungen) verwaltet immer ein manuelles Fünfgang-Getriebe; zumindest vorerst. Bei entsprechender Nachfrage könnte Suzuki später ein automatisiertes Schaltgetriebe nachreichen. Dass sich der Ignis trotz des nicht übermäßig starken Triebwerks ausreichend flott anfühlt, liegt, neben der guten Abstimmung des Getriebes, vor allem an seinem geringen Gewicht: Gerade mal 885 Kilogramm müssen in der Basis-Version bewegt werden. Die sind zwar erst nach rund 12 Sekunden auf Tempo 100 gebracht, doch bei normaler Stadtgeschwindigkeit wuselt das Micro-SUV flink mit; die Segel streicht er bei autobahntauglichen 170 km/h.
Etwas mehr Masse würde zwar dem Federungs-Komfort entgegenkommen, denn so hoppelt der Ignis hart und trocken über Unebenheiten und reicht nahezu unfiltriert an die Insassen weiter; der für den knackigen 9,40-Meter-Wendekreis kurze Radstand tut hier sein Übriges. Doch wirkt sich das niedrige Gewicht andererseits positiv auf den Verbrauch aus: 4,6 Liter braucht die frontgetriebene Version, den Allrad gibt Suzuki in der Praxis mit glatten fünf Litern an. Davon weicht er auch in der Praxis nicht zu sehr ab: Bei unserer ersten Testfahrt mit der 4x4-Version stand noch eine Fünf vor dem Komma. Für Sparfüchse hält Suzuki in der Top-Version noch einen optionalen Mild-Hybrid-Baustein bereit: Der integrierte Startergenerator bezieht seinen Strom aus einer separaten Lithium-Ionen-Batterie und unterstützt den Verbrenner beim Anfahren und Beschleunigen; außerdem gewinnt er Bremsenergie zurück. Das bringt im Normzyklus eine Ersparnis von 0,3 Litern je 100 Kilometer. Kostenpunkt: Mindestens 14.319 Euro netto. Allerdings muss man sich, zumindest in Deutschland entscheiden, ob man Allrad oder Hybrid haben will – die Kombination aus beidem ist hierzulande nicht erhältlich.