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Fahrbericht Renault Kadjar: Nachzügler mit Erfolgsgarantie

29.05.2015 11:35 Uhr
Der Renault Kadjar ist eng mit dem Nissan Qashqai verwandt, kommt mit erfreulich sparsamen Motoren, einem frechen Äußeren und moderaten Preisen.
© Foto: Renault

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Peter Maahn/sp-x

Es ist schon erstaunlich: Da hat Nissan seit Jahren ein erfolgreiches SUV im Programm und verkauft es sehr erfolgreich. Der Qashqai, eine Mischung aus Geländewagen und Kombi, ist sogar das meistverkaufte Nissan-Modell in Deutschland. Fehlanzeige dagegen bei der französischen Schwesterfirma. Während die Hochbeiner ringsum boomen, mussten die Renault-Händler die Interessenten bisher wieder heimschicken. Mit dem ab Juni erhältlichen Kadjar wird das anders.

Denn natürlich stecken im Kadjar die Gene des Quashqai. Der Renault ist zwar um sieben Zentimeter länger, rollt aber auf derselben Plattform. Verwechslungsgefahr besteht trotzdem nicht. Die Gemeinsamkeiten bleiben versteckt und für den Betrachter unsichtbar. Designer Laurens van den Acker hat den 4,45 Meter langen Fünftürer mit einer gewollten Prise Protzigkeit geschmückt, während der Qashqai eher zurückhaltend daherkommt.

Wie schon der kleinere Captur trägt auch der Kadjar das neue Renault-Gesicht mit der dominanten Marken-Raute im Zentrum. Dazu schmale Scheinwerferaugen (gegen Aufpreis auch in LED-Technik), an den Seiten unter dem geschwungenen Stoßfänger kreisrunde Zusatzleuchten. Die Motorhaube mit einem mittigen Wulst ist recht hoch, wird durch schmale Blechflanken begrenzt. An den Seiten macht der Kadjar dicke Backen über den Rädern, die ihn wuchtiger erscheinen lassen, als es die Papierform verheißt. Dagegen ist das gute Ende des Franzosen mit der weit nach oben schwingenden Hecktür optisch deutlich zurückhaltender.

Überschaubares Motorenprogramm

In dem überschaubaren Angebot an recht kleinen Motoren (zwei Diesel, ein Benziner) wird wohl der 1,6-Liter-Selbstzünder mit 96 kW / 130 PS das Rennen um die Gunst der deutschen Kunden gewinnen. Er meldet sich mit dezentem Schnattern beim Druck des Startknopfes. Der aus anderen Renault-Modellen bekannte Motor erweist sich schon auf den ersten Metern als völlig ausreichend für den mit 1,5 Tonnen nicht übermäßig schweren Kadjar. Unter dem Gasfuß lauert genügend Durchzugskraft (320 Nm), um das frontgetriebene Modell bei Laune zu halten. Eine Version mit Allradantrieb steht auch in der Preisliste, wird aber wohl nur von einem Viertel der künftigen Eigner bestellt werden.

Auf den verwaisten Landstraßen rund um die spanische Expo-Stadt Saragossa wird schnell klar, dass der Kadjar keine sportlichen Ambitionen weckt. Bei ihm geht es nicht darum, in engen Kurven den Grenzbereich zu erforschen oder die linke Spur der Autobahn zu bevölkern. Er beherrscht dafür die wichtige Disziplin des souveränen Reisens mit guter Aus- und Übersicht für alle Insassen. Die Fünfer-Sitzgruppe bietet Komfort auf allen Plätzen, dank des recht hohen Dachs sogar mit viel Luft über dem Haupthaar. Bei der Auslegung des Fahrwerks gelang es den Franzosen, eine gute Mischung aus Geschmeidigkeit und für die Fahrsicherheit nötiger Straffheit zu bieten.

Ein echter Cruiser also, dieser zum Gleiten einladende Kadjar. Der Normverbrauch von 4,3 Litern ist allerdings auch bei derart ruhiger Gangart nicht erreichbar. Aber die Sechs vor dem Komma ist durchaus machbar, wenn schnell hochgeschaltet und auf allzu rasante Spurts verzichtet wird. Denn die 130 Pferde lassen sich schnell zum Galoppieren animieren, wenn es ans Überholen geht. Den Spurt auf Tempo 100 schafft diese Version übrigens bei geübtem Umgang mit dem Sechsgang-Schaltgetriebe in knapp zehn Sekunden.

Laderaum verblüfft

Wie die meisten SUV dieser Klasse, soll auch der Kadjar wohl vor allem die Gattung der "junggebliebenen Senioren" ansprechen. Noch häufiger jedoch wird er wohl zum Familienmitglied, auch wenn er von dem Abmessungen her kein Riese ist. Das Platzangebot auch auf den Rücksitzen ist aber mehr aus ausreichend, der Kofferraum mit seinem flexiblen Ladeboden bietet verblüffenden Stauraum von bis zu 1.478 Litern. Der zweigeteilte Ladeboden kann auch als Kofferraumteiler senkrecht gestellt werden und verhindert so ein Verrutschen des Gepäcks. Die Lehnen der Rücksitze können zudem von der Heckklappe aus entriegelt werden.

Mühe gab sich Renault auch bei der Wahl der Materialien im Innenraum. Je nach Geldbeutel lenken Einfassungen in Matt-Chrom oder durchaus edel wirkenden Verkleidungen des unteren Teils der Mittelkonsole vom natürlich reichlich verbauten schwarzen Kunststoff ab. Die Anzeigen im Kombiinstrument informieren in TFT-Technik und können je nach Geschmack gestaltet werden. Der Sieben-Zoll-Monitor bedient neben dem Navigationssystem auch einen Online-Zugang mit speziellen Apps.

All das bietet Renault zu vernünftigen, teilweise erfreulich moderaten Preisen. Der 1,2-Liter-Benziner (96 kW / 130 PS) ist schon ab 19.990 Euro (16.798 Euro netto) zu haben, dann allerdings in sehr magerer Ausstattung. Der getestete Diesel kostet 26.990 Euro (22.680 Euro netto), selbst die Topversion mit nahezu allen lieferbaren Feinheiten wie Einparkautomatik, Heckkamera und LED-Licht ist mit 31.490 Euro (26.462 Euro netto) für viele noch erschwinglich. Der moderne Allradantrieb erfordert Mehrkosten von 2.000 Euro (1.680 Euro netto). (sp-x)


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