Von Elfriede Munsch/SP-X
Bye-Bye Opel Corsa: Der aktuelle, noch unter GM-Zugehörigkeit entwickelte Kleinwagen macht zum Ende seiner Produktion, bevor er nächstes Jahr ganz neu auf einer PSA-Plattform debütiert, noch das Sportabzeichen GSi. Knapp 17.000 Euro netto müssen Interessierte für den kleinen, ab Ende Oktober erhältlichen Sportler mit 150 PS mindestens anlegen. Das sind rund 4.200 Euro netto weniger als für den 207 PS starken OPC fällig wurden, der mittlerweile aufgrund der seit September geltenden, verschärften Emissions-Vorschriften bereits Teil der Firmenhistorie ist.
Der Corsa GSi soll also noch einmal Aufmerksamkeit auf den Kleinwagen mit dem Blitz lenken und die Tradition aufrechterhalten, dass bislang in jeder Corsa-Generation, angefangen mit dem Corsa A von 1988, ein GSi-Modell für Fahrspaß sorgte.
Die sportliche Variante des noch aktuellen Corsa E tritt mit dem bekannten, 110 kW / 150 PS starken 1,4-Liter-Turbo an, der auch im "normalen" Corsa zum Einsatz kommt. Ähnlich wie beim Insignia GSi nutzt Opel einen vorhandenen Serienmotor und verzichtet – auch aus Kostengründen – auf die Nutzung eines stärkeren Aggregats. Fans von leistungsstarken Kleinwagen wie VW Polo GTI, Ford Fiesta ST, Renault Clio RS oder vom Corsa OPC werden vielleicht verächtlich die Nase rümpfen. Doch Volker Strycek, Chef der OPC-Abteilung, ist sich sicher: "Leistung ist nicht alles. Das Fahrwerk macht den Unterschied", und verspricht jede Menge kurvenräuberischen Fahrspaß. Strycek und sein Team haben dem kleinen Sportler Fahrwerk sowie Vorder- und Hinterachse aus dem OPC-Angebot implantiert. Die Abstimmung erfolgte auf der Nordschleife des Nürburgrings. Mit dem Sportfahrwerk liegt der kleine GSi nicht nur einen Zentimeter tiefer, er verfügt auch über spezielle mechanische Dämpfer, die sich je nach Belastung weicher oder härter stellen.
Opel Corsa GSi (2019)
BildergalerieSoweit die Theorie: Bevor es auf die kurvenreiche Teststrecke geht, verspricht Strycek noch ein Schmankerl, das es quasi serienmäßig und gratis zum Auto gibt: ein Dauergrinsen im Gesicht. Tatsächlich: Die Mundwinkel fangen bereits beim Betrachten der sportiven Dreitürers an, sich zu heben. Die großen Lufteinlässe in der Frontschürze, Wabengrill, Seitenschweller, Außenspiegelgehäuse in Carbon-Optik, ein verchromtes Auspuffendrohr sowie ein markanter Dachkantenheckspoiler in Wagenfarbe machen was her ohne zu verschrecken. Auffällig sind ebenfalls die rot lackierten Bremssättel und die 18-Zöller (Aufpreis: 630 Euro netto). Auch die Aluminium-Sportpedale und Recaro-Ledersportsitze (Aufpreis: 1.731 Euro netto) lassen die Mundwinkel weiter nach oben zucken. Allerdings sollte man im Vorfeld die für durchtrainierte Fahrer optimierten Sitze testen, ob sie zu eigenen Figur passen oder ob man vielleicht selbst zunächst trainieren und ein Sportabzeichen machen muß.
Seine Stärken liegen auf kurvenreichen Strecken
Zum Dauergrinsen erstarrt die Mundmuskulatur als es von der limitierten französischen Autobahn auf eine kurvenreiche Strecke rauf in die Vogesen geht. Hier kann der kleine Krawallo zeigen, dass er mehr kann, als in 8,9 Sekunden auf 100 km/h zu beschleunigen. Das mögliche Spitzentempo von 207 ist ohnehin eher ein Thema für deutsche Autobahnen. Mit ihm lassen sich Kurven und Serpentinen mühelos durcheilen. Er bleibt auch in engen Kurven immer in der Spur, Nachjustieren ist nicht erforderlich. Das Fahrwerk samt Lenkung vermitteln dabei souveräne Gelassenheit, nichts wirkt angestrengt. Und das obwohl man mehr als zügig unterwegs ist. Dass man "nur" 150 PS an Bord an, ist längst kein Thema mehr.
Mittels der knackigen Sechsgangschaltung hält man den Drehmomentverlauf im Bereich zwischen 3.000 und 4.500 Umdrehungen, um die maximalen 220 Nm auszunutzen. Der Motor dreht bei Bedarf auch höher, erst bei 6.500 Umdrehungen warnt das Bordsystem. Als Verbrauchsnormwerte gibt Opel für das Euro 6d-TEMP eingestufte Triebwerk 6,1 bis 6,4 Liter an. Bei Dauergrinsen im Gesicht sind die Werte natürlich nicht zu erfahren. Hier ist mindestens eine neun vor dem Komma realistisch. Bei ruhigen Autobahn- oder Schnellstraßenfahrten zeigte der Bordcomputer Werte um 7,8 Liter an.
Ein bisschen Extrageld sollte man nicht nur fürs Tanken noch übrighaben: Das Assistenten-Paket unter anderem mit der Verkehrszeichenerkennung – wichtig für die Geschwindigkeitseinhaltung und für die Erhaltung der Fahrerlaubnis – kostet 588 Euro netto extra. Nochmal rund 2.800 Euro netto werden für Klimaautomatik, Sitzheizung, Lenkradheizung, Recaro-Leder-Sportsitze, Bi-Xenon-Scheinwerfer sowie für das Infotainmentsystem mit dem sieben Zoll großen Display und Android- und AppleCar-Anbindung fällig. Dann bewegt man sich allerdings preislich in der PS-stärkeren GTI-Liga, die von VW Polo GTI, Renault Clio RS oder Ford Fiesta ST am Leben gehalten wird.