Von Benjamin Bessinger
Der Mini lässt die Muskeln spielen. Denn als Krönung der aktuellen Modellgeneration bringen die Briten den Dreitürer aus der Tuningsparte John Cooper Works jetzt auch wieder als GP-Modell und versprechen den Kunden gleich mehrere Superlative. Denn mit seinen 225 kW / 306 PS und 450 Nm ist der 2,0 Liter große Turbo aus dem M140i nicht nur der stärkste Motor, der je in einem Mini mit Straßenzulassung eingebaut wurde. Auch der Sprintwert von 5,2 Sekunden und das Spitzentempo von 265 km/h sind bis dato unerreicht.
Zum maximalen Motor gibt’s ein bretthartes Fahrwerk, bissigere Bremsen, eine kräftezehrende Lenkung und natürlich ein Design, das an den Absichten des Mini keinen Zweifel lässt: Riesige Nüstern im Bug machen die sonst so niedliche Front zu einer wütenden Fratze, auf den Flanken prangen Kotflügelverbreiterungen aus Karbon, die gefährlich nach Klingen aussehen und über dem Heck thront ein Flügel, der jede Boeing vor Neid erblassen lässt.
Zum Zweisitzer mutiert
Auch innen bauen die Briten um: Der Fahrer schaut in das neu programmierte Digital-Cockpit des Mini E, zwängt sich in Sitze mit deutlich mehr Seitenhalt und fühlt hinter dem Lenkrad Schaltwippen aus Echtmetall, die so kühl sind wie der Kopf sein sollte. Und wenn er nach hinten schaut, dann sieht er – nichts. Denn auf dem Weg ins Sportstudio ist der Mini zum Zweisitzer mutiert. Aber dass die Rückbank zugunsten des besseren Leistungsgewichts und einer massiven Querstrebe quer durch die Kabine geopfert wurde, ist gleich in doppelter Hinsicht kein Schaden. Denn erstens geht es dort im Dreitürer so eng zu, dass dort nicht mal der Nachwuchs bequem sitzt, wenn er dem Kindergarten entwachsen ist. Und zweitens ist eine Fahrt im GP-Modell schon für den Beifahrer eine schwere Prüfung, wenn man sich am Lenkrad der Lust an der Leistung hingibt. Da möchte man sich gar nicht vorstellen, wie sich Hinterbänkler fühlen.
Denn mit dem GP kommt jenes Go-Kart-Feeling zurück, das uns das Mini-Marketing seit Jahren vorgaukelt. Ja, auch der Spitzensportler ist natürlich eine halbe Nummer zu groß und ein paar Zentner zu schwer. Doch das Gewicht wird von der Leistung mehr als wettgemacht, und wer geschickt mit Gas und Bremse spielt und immer knapp an der Haftgrenze der fetten Rädchen bleibt, der kommt zumindest gefühlt auch schneller um die Kurven als in jedem anderen Mini.
Mini John Cooper Works GP
BildergalerieBegleitet von quietschen der Reifen und vom Bollern des in die Mitte gerückten Doppel-Auspuffs knallt man mit dem Mini über die Kreisstraßen, dass es eine wahre Freude ist, fühlt sich wie RaunoAaltonen auf dem Weg zu seinem Sensationssieg bei der Rallye Monte Carlo, und hat dabei ein Grinsen im Gesicht, das selbst dann nicht von den Wangen weicht, wenn der Mini längst wieder auf dem Parkplatz steht und der Motor mit einem verlockenden Knistern abkühlt. Und wer den Spaß auf die Spitze treiben will, macht vorher noch einen kleinen Abstecher auf die Autobahn und spielt den Sportwagen-Schreck. Denn wo die meisten anderen Autos bei 250 km/h abgeriegelt sind, stürmt er als schnellster Straßen-Mini aller Zeiten mit bis zu 265 km/h über die linke Spur – und nichts freut den Mini-Fahrer mehr als die verdutzten Gesichter, die ihm dabei aus Dreiern, GTIs und anderen heißgemachten Familienkutschen entgegen starren.
Aber so begeisternd der Mini beschleunigt und so wild er über enge Landstraßen fliegt, bereitet er auch dem Fahrer nicht nur Freude. Der Verbrauch ist kein Problem, schließlich war Benzin schon lange nicht mehr so billig wie in diesen Tagen. Doch so maximal wie Leistung, Tempo und Fahrspaß ist auch der Preis. Wo schon der normale Mini JCW 27.058 Euro kostet, rufen die Bayern für den GP mindestens 37.815 Euro netto auf. Angst um die nötige Nachfrage haben sie deshalb aber trotzdem nicht. Waren die ersten beiden GP-Serien auf jeweils 2.000 Exemplare limitiert, legen sie auch hier noch einmal nach – und bauen diesmal 3.000 Stück. Mini Maximal eben – in jeder Hinsicht.
Marcel