Von Peter Maahn/SP-X
Gut 2,2 Millionen Mal wurde die aktuelle Version des Honda HR-V in den letzten vier Jahren weltweit verkauft, in Europa allerdings entschieden sich weniger als 100.000 Käufer für den kompakten Fünftürer. Um den Verkauf auch in Deutschland anzukurbeln, besinnen sich die Japaner nun auf ihre Kernkompetenz. Im April startet für 25.126 Euro netto eine Sportversion des HR-V, die die Gene der Marke ins rechte Licht rücken soll.
Honda hat Europa seit gut zwei Jahrzehnten vernachlässigt, beliebte Modelle aus dem Programm geworfen und dadurch einst treue Kunden zu anderen Marken getrieben. Es ist nun umso schwerer, nach Jahren der Halbherzigkeit wieder Tritt zu fassen. Das Sport soll dabei helfen: wie beim exotischen Sportwagen NSX, dem krassen Civic Type R mit seinen 320 PS oder der "Dynamik"-Version des ansonsten braven Honda Jazz. Also wurde das ohnehin fällige Facelift für den HR-V genutzt, um auch ihm einen kleinen Rabauken zur Seite zu stellen.
Gediegenes Design
Dazu griff Honda ins hauseigene Motorenregal und transplantierte den 1,5-Liter-Turbobenziner aus dem Civic in das kleine SUV. Mit satten 134 kW / 182 PS kann sich der folgerichtig mit dem Zusatz "Sport" versehene HR-V in der großen Herde der gleichartigen Modelle aus aller Welt durchaus sehen lassen. Wobei das äußere Erscheinungsbild nur dezent an die neue Kraft unter der Haube angepasst wurde. Schwarz ist Trumpf im Sport-Gesicht und an den Flanken des HR-V. Dunkler, glänzender Chrom oberhalb des Kühlergrills, an den Seitenschwellern und am Heck. Nicht düster, sondern durchaus gediegen wirken auch die abgedunkelten LED-Heckleuchten. Ähnliches gilt für den Innenraum, in dem sich das ansonsten vorherrschende Schwarz bei den Sitzen mit dunkelrotem Leder paart.
Honda HR-V Sport (2020)
BildergalerieDer optische Gesamteindruck gefällt also, wenn man denn auf Autos dieser Art abfährt: kleine SUV, die hochbeiniger sind als normale Limousinen oder Kombis und eben die Silhouette von Geländewagen nachzeichnen. Und dieser Garnitur verpasst Honda bei seinem HR-V jetzt dank des Triebwerks ein Sahnehäubchen. Der 1,5-Liter will noch ganz klassisch mit Schlüssel gestartet werden, blubbert dann eher behaglich als fordernd los. Die kurzen Wege der Sechsgang-Handschaltung helfen bei der rasanten Fahrtaufnahme. Wenn die Gänge ausgedreht werden, ist das typische Geräusch eines Hondas vernehmbar. Das allerdings nur bedingt "echt" ist, denn der HR-V hat einen Soundgenerator an Bord, dessen virtuell erzeugte Klänge die Ohren der Insassen betören sollen.
Denn der HR-V ist aufwendiger als in der Klasse üblich gedämpft, nicht nur was Geräusche betrifft. Durch ein ausgeklügeltes mechanisches System werden Schwingungen spürbar reduziert, Gepolter auf unebenen Straßen recht wirksam aufgefangen und der daraus entstehende Komfort an die Insassen weitergegeben. Dazu kommt eine variable Lenkung, die erfreulich straff in der Hand liegt und vor allem in langgezogenen Kurven ein sicheres Gefühl vermittelt. Das Fahrerlebnis im starken HR-V ist je nach Laune des Fahrers gelassen, entspannt oder auch ein Spaßgarant, wenn einen der Gasfuß-Hafer sticht.
Attraktives Angebot
Diverse Assistenzsysteme sind im Sport-Modell serienmäßig an Bord, wenn auch nicht so ganz auf der Höhe der Zeit. Der Spurhalte-Assi piept etwa nur, anstatt wie anderswo von der Mittellinie wegzulenken, Abstandsradar oder Toter-Winkel-Warner sind nicht im Angebot. Das serienmäßige Navi hat seine besten Tage vor Jahren erlebt, bietet eine veraltete Kartendarstellung und eine recht umständliche Bedienung. Auch das Thema Vernetzung (z. B. Apple Carplay) ist in diesem Honda noch nicht wirklich angekommen. Unterm Strich ist der Honda HR-V Sport aber trotz kleiner Schwächen ein attraktives Angebot für all jene, die eine besondere Art von Mini-SUV im Auge haben. Wobei die größte Besonderheit der Traditionsname Honda ist. Und der hat immer und nicht nur für Fans einen sehr guten Klang.