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Fahrbericht Lexus RC F: Japanisches Playmobil

03.04.2019 09:43 Uhr
Fahrbericht Lexus RC F: Japanisches Playmobil
In Deutschland ist der Lexus RC F weithin unbekannt.
© Foto: Lexus

Toyotas Edelmarke Lexus hat ihren Supersportwagen RC F unterm Blech verfeinert, abgespeckt und optisch dezent modernisiert. Gegen den Trend, die Leistung mit jeder Neuauflage zu erhöhen, muss der rund 88.000 Euro teure japanische Zweitürer künftig auf mehr als zehn PS verzichten.

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Von Peter Maahn/SP-X

Auf welche Weise die Dinosaurier vor gut 65 Millionen Jahren ausgestorben sind, ist unter den Forschern immer noch umstritten. Ein riesiger Meteor oder ein Vulkanausbruch führen die Hitliste der Theorien an. Beim unweigerlich bevorstehenden Ende einer anderen Art von Dinos werden die Wissenschaftler nicht lange nach den Ursachen fahnden müssen. Die wenigen verbliebenen Supersportwagen sind zu schnell, zu teuer, zu hungrig, zu unpraktisch und schädlicher für die Umwelt als inzwischen schicklich. Aber weil noch niemand genau weiß, wann die Politik oder die Vernunft den Ungetümen den Garaus macht, wird munter weiterentwickelt. Wie zum Beispiel bei der Toyota-Nobelmarke Lexus, deren respekteinflößende Speerspitze der RC F mit seinem dicken Achtzylinder ist.

RC F? Im weltweit einzigen Land, in dem er seine Spitze von 270 km/h öffentlich ausleben darf, ist der Lexus weithin unbekannt, da seit 2015 nur eine handverlesene Schar von deutschen Interessenten überzeugt werden konnte. Insofern ist es eher unwahrscheinlich, dass die dezenten optischen Verbesserungen im Straßenbild auffallen werden. Schärfer konturierte LED-Scheinwerfer, die zusätzliche Spoiler-Lippe unter dem monströsen Grill oder die neu geformten Heckleuchten sind Beispiele für optischen Innovationen, die nur die Fans erkennen werden.

Das "F" kennzeichnet die besonders sportlichen Modelle

Auf einer privaten Rennstrecke nahe der Wüstenstadt Palm Springs erlebte der Lexus RC F seine Feuerprobe. Das "F" steht für die frühere japanischen Formel-1-Strecke Fuji am Fuße des gleichnamigen Berges und soll ähnlich wie AMG bei Mercedes oder "M" bei BMW die besonders sportlich getrimmten Modelle der Toyota-Tochter ausweisen. PS-Protze ausgerechnet von Lexus, einer Marke, die zusammen mit dem Mutterkonzern die Hybridfahne hochhält und zudem für die Zukunft eher auf Wasserstoff-Autos als auf Elektromobile setzen will. Nach dem Ende der limitieren Auflage des extremen LF A wurde der RC F das Argument im Kampf um die gut situierten Kunden solcher Autos.

Die Ingenieure betonen vehement vor dem ersten Start in der Boxengasse, welche Mühe sie sich vor allem beim Abspecken ihres Babys gegeben haben. Kleinerer Kompressor für die Klimaanlage, neue Federbein-Halter aus Aluminium anstatt Stahl, weitere 500 Gramm wurden bei dem hinteren Stoßfänger eingespart. In Summe ist der RC F jetzt 25 Kilogramm leichter und kommt "nur" noch auf 1.770 Kilo. Der Fünf-Liter-Achtzylinder, der ohne Turbohilfe auskommt, leistet jetzt 341 kW / 464 PS und verzichtet im Pferdestall unter der Haube auf zehn PS. Das allerdings kann er leicht verkraften, weil sich im Gegenzug die Durchzugskraft schon bei deutlich niedrigerer Drehzahl zur Arbeitsaufnahme meldet.

Alles Maßnahmen, die sich natürlich vor allem auf der abgesperrten Rennstrecke erleben lassen. Der Lexus bellt sich beim kraftvollen Tritt aufs rechte Pedal durch seine acht Stufen nach oben, produziert den dumpf-martialischen Sound, den die Verfechter eines Achtzylinder-Saugmotor so schätzen. Er verzichtet weitgehend auf die künstlich erzeugten Töne, mit denen viele seiner Turbo-Rivalen akustischen Eindruck schinden wollen. Weil auch die Aerodynamik verbessert wurde, liegt der RC F jetzt bei höherem Tempo satter und stabiler auf dem Asphalt. Hinzu kommen eine feinfühlige Lenkung und Bremsen, die vor Kurven gnadenlos Energie abbauen. Kein Wunder, dass das 74.000-Euro-Juwel (netto) das ideale Spielgerät für die eingezäunte Piste ist.

Da sich jedoch auch die Besitzer eines solchen Sportwagens vor allem in der wahren Welt des Alltagsverkehrs bewegen, spielt auch der Komfort und die Praxistauglichkeit eine wichtige Rolle. Der Innenraum ist mit feinem Leder ausgeschlagen, bietet jede Menge Karbon-Elemente, die Sportsitze sind vielfach verstellbar und bieten sicheren Seitenhalt. Die Bedienung mit der Vielzahl von Schaltern und Knöpfen an Lenkrad und Mittelkonsole muss erst gelernt werden. Im Fond gibt es zwei zusätzliche Sitze, die allerdings nur bedingt für die Mitfahrt auf längeren Strecken geeignet sind. Der Kofferraum ist wie bei anderen Sportlern dieser Art mit 366 Litern auf Kleinwagen-Niveau. Die Ausstattung ist entsprechend des hohen Preises recht komplett. Assistenzsysteme wie Abstandsradar oder Spurhaltewarner sind beispielsweise immer an Bord.

Der RC F gehört auf die Rennstrecke

Im stillgelegten Sportmodus kann der RC F dann durchaus auch gelassen und gemächlich, bietet aber den Vorteil, bergauf kriechende amerikanische Lkw-Riesen gefahrlos mal eben hinter sich zu lassen. Die Power macht's. Auf dem Highway aber bleibt ihm nur das Mitschwimmen im Schwarm der Normalos um ihn herum. Die Sheriffs mit ihren Tempo-Pistolen sind nun mal heiß auf die spurwechselnden Haie mit ihren vielen Kiemen in der flachen Karosse.

Bei aller Feinarbeit von Ingenieuren und daraus resultierender Faszination von Kraft und Fahrspaß wird also auch bei diesem japanischen Exoten deutlich, warum diese Art von Autos immer seltener wird. Der Trend geht nun mal in Richtung Vernunft, wenn auch angesichts des Erfolgs von schweren SUV nicht immer in die richtige Richtung. Nur wer über ein gut gefülltes Bankkonto verfügt, wird sich ein Spielmobil wie den RC F als Zweitwagen in die Garage stellen und sein gutes Gewissen künftig mit einem elektrifizierten Viersitzer beruhigen.

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