Es fühlt sich an wie ein Déja-vu, ist aber in Wirklichkeit doch nur die Erinnerung an frühere Zeiten. Genauso hat sich Golf-fahren immer angefühlt. So normal, unaufgeregt und unkompliziert. Das muss man ja betonen in diesen Zeiten neuer E-Autos, die uns das Fahren mit vielen neuen Fahrassistenten erleichtern sollen, es aber meist eher verkomplizieren.
50 Jahre VW Golf
Seit 1974 Jahren begleitet uns der Golf nun schon, war seinerzeit mit Frontmotor und Vorderradantrieb der technische Vorreiter im Volkswagenkonzern, katapultierte als GTI mit damals irren 110 PS Pseudorennfahrer mental aufs Niveau eines Niki Lauda. 50 Jahre Golf, das bedeutet auch 37 Millionen verkaufte Volks-Wagen. Billig war der Golf niemals, aber immer bezahlbar. Die einen finden ihn bürgerlich, andere langweilig. Zum langjährigen europäischen Marktführer hat‘s trotzdem gereicht.
Mit dem Facelift zum 50. Geburtstag läutet VW nun die letzte Phase des Golfs mit Verbrenner ein. Die Nummer 9 wird es nur noch mit E-Antrieb geben. Und so besteigen wir mit etwas Wehmut den hübsch in der neuen Farbe Eisblau lackierten Testwagen und nehmen Platz auf den bequemen Ergonomie-Sitzen. Der Blick schweift über das digitale Cockpit und den riesigen Bildschirm des komplett neuen Infotainmentsystems. Und wir erinnern uns an die Software-Eskapaden und die umständliche Bedienung bei der Einführung des aktuellen Golfs vor fünf Jahren. Klappt das jetzt besser?
VW Golf Facelift (2024)
BildergalerieDie Technik stimmt
Auf jeden Fall. Die neue Technik, die auch in den anderen aktuellen VW-Modellen verwendet wird, überzeugt sofort. Ihre Oberfläche lässt sich individuell programmieren, bietet direkten Zugriff auf häufig benutzte Funktionen. Selbst die jetzt beleuchteten Slider für Lautstärke und Temperatur funktionieren gut, da sie nicht mehr so empfindlich reagieren.
- VW ID.7 Tourer GTX: Der Kombi ist schöner, nicht besser
- VW Polo im Test: So geht einfach
- VW Caravelle und VW Transporter (2025): Neue VW Nutzfahrzeuge jetzt bestellbar
Wir tippen ein wenig auf dem 32,2 cm großen Display herum, scrollen durchs Menü und erinnern uns gelesen zu haben, dass die integrierte Sprachhilfe IDA nun dank Chat GPT "Fakten zu allen erdenklichen Wissensbereichen" parat habe. Echt jetzt? "Hey IDA, erzähle mir etwas über den VW Golf". Die Antwort kommt prompt: "Der Golf zählt zu den technischen Meisterwerken deutscher Ingenieurskunst der Nachkriegszeit und kam 1974 mit einem 50 PS starken Motor auf den Markt."
Nicht schlecht, und auch ein wenig passend zum Antriebsprogramm, mit dem der VW ins Jahr 2025. Jetzt gibt es beispielsweise Plug-in-Antriebe mit einer so großen Batterie, dass man nun über 140 Kilometer weit elektrisch fahren kann. Um sie anschließend am Power-Charger in etwas über 20 Minuten wieder auf 80 Prozent aufzuladen. Dazu gibt’s die bewährten Diesel und Benziner, als Handschalter oder mit DSG, mit und ohne 48-Volt-Unterstützung.
Die Leistungsdaten reichen vom 115 PS starken Einstiegsmodell über den GTI bis zum Golf R mit 333 PS. So präsentiert sich der Golf VIII weiterhin volkstümlich oder mit sportlichem Ehrgeiz, als "Mehr-braucht-kein-Mensch"-Fünftürer beziehungsweise als Kombi mit Ladekapazitäten für Familien und Gewerbetreibende – ein echter Volks-Wagen eben.
Ausstattungslinien wurden überarbeitet
Der Rest ist schnell erzählt: Die Designer durften ein paar neue Räder entwerfen, die Ingenieure integrierten neue Scheinwerfer mit Matrix-Technik, und quer über die etwas glatter gezogene Front zieht sich jetzt eine Lichtspange mit beleuchtetem VW-Logo. Auch die Ausstattungslinien hat man in Wolfsburg überarbeitet. Nachdem bedingt durch den Chipmangel die günstigen Einstiegsversionen weggefallen sind, war Golffahren zuletzt ja ein ganz schön kostspieliges Vergnügen. Jetzt gibt's wieder eine Grundausstattung "Golf", die nicht nur Hinz und Kunz glücklich macht. Serienmäßig lässt sich ein Smartphone kabellos integrieren, was die teure Navigation erspart, da man sich so per Apple Car Play oder Android Auto ans Ziel lotsen lässt. Ab 28.330 Euro fährt der Wagen als handgeschalteter Benziner mit 115 PS vor, samt Klimaautomatik, Parksensoren, Verkehrszeichenerkennung, digitalem Cockpit und LED-Scheinwerfern.
Auch der Startknopf in der Mittelkonsole ist Serie. Einmal drücken und der 150-PS-Benziner erwacht. Kupplung treten, Gang rein – fühlt sich an wie immer. Rückwärts raus aus der Einfahrt, die Kamera wäre eigentlich nicht nötig: Der Golf ist ein übersichtliches Auto. Wir fädeln ein in den Verkehr, tippen die Cockpitansicht über die griffigen Lenkradtasten zurecht, welche die unpraktischen Touchflächen ersetzen. Entspannt cruisen wir übers Land und stellen fest: Der Golf ist noch immer das, was er eigentlich immer war. Einfach gut.
VW Golf – Kurzcharakteristik:
- Warum: Weil er ein echter Allrounder ist.
- Warum nicht: Weil er teurer ist als die Konkurrenz.
- Was sonst: Kia Ceed, Peugeot 308, Seat Leon
- Wann kommt er: bestellbar