Volltanken für 70 Euro - das geht im klassischen Benziner mittlerweile nur noch im Cityflitzer. So wie beim Toyota Aygo, dessen Tank nicht nur schmale 35 Liter fasst, sondern dessen Neuauflage nun ein "X" ziert. Das "X" steht übrigens für "Cross" und das passt ganz gut. Denn der 3,70-Meter-Neuling ist "kross" geworden, also knackig kurz und dennoch ein Hingucker. Wobei sein Vorgänger 23 Zentimeter kürzer war und mit den damaligen PSA-Brüdern Citroën C1 und Peugeot 108 produziert wurde. Mittlerweile gehört das Werk in Tschechien den Japanern und diese nutzen die Plattform des Yaris und Yaris Cross, um nun auch den Aygo zum kleinen SUV mutieren zu lassen. Neben dem Wachstum in allen Dimensionen (Breite: 12,5 Zentimeter, Höhe: 6,5 Zentimeter) ist es vor allem die um 5,5 Zentimeter erhöhte Sitzposition, die diesem Vorhaben Vorschub leistet.
Noch ein Mini-SUV
Damit ist der Aygo Cross im Grunde ein neues Auto (Mini-SUV), in dem der zusätzliche Raum sowohl den Frontinsassen zugeschlagen wurde als auch dem Kofferraum zugutekommt, denn der wächst um 60 Liter auf 231 Liter an. Da laut Toyota in 95 Prozent der Aygo-Fahrten die Rücksitzbank leer bleibt, ist diese Entscheidung nachvollziehbar, denn sowohl der Einstieg in den Fond gelingt nur mühsam und Platz ist dort hinten eben ein Luxus. So freuen sich die beiden in der Front über die vielen Annehmlichkeiten, die der Aygo X teilweise schon serienmäßig an Bord hat, was sich allerdings auch deutlich am Einstiegspreis ablesen lässt, aber dazu gleich mehr.
Der erste Blick geht auf das 9-Zoll- Display (Serie im Top-Niveau Explore) oder er wandert durch das weit öffnende Falt-Schiebe-Dach, was im City-SUV-Segment seinesgleichen sucht. Die Qualität der Sitze liegt deutlich über der des Segment-Durchschnitts, was erfreulicherweise auch für die Funktionalität an Bord gilt. Das Gros der Steuerung passiert über das Lenkrad, was sich allerdings lediglich in der Höhe verstellen lässt. Ebenfalls als Zeichen für die Neu-Positionierung des Kleinsten mit dem Toyota-Signet dienen die LED-Scheinwerfer. Den Schwenk zu den Hochbeinern übernehmen die Reifen, die nur als 17- oder 18-Zöller erhältlich sind. Für schmal rechnende Pflegedienste, die bisher zum Aygo gegriffen haben, wird damit nicht nur die Anschaffung, sondern auch der Unterhalt teurer.
Aber in Zeiten des Fachkräftemangels erfährt der Fahrer hier spürbar eine Wertschätzung, wenn er am Steuer des Cross sitzen darf, während das Handy entweder per Kabel über den einzigen USB-Anschluss an Bord oder wireless in der Ladeschale ruht und lädt. Das Koppeln des Handys klappt einfach und Apple Car Play oder Android Auto laufen entweder per Kabel (beim 7- und 8-Zoll-Display im "Play"- respektive im "Pulse"-Niveau) oder kabellos im "Explore"-Aygo X. Hier ist das Navi ab Werk dabei und dieses bezieht seine Verkehrsdaten aus einer Cloud.
40 Prozent gewerblicher Anteil
Die knappe Mehrzahl der avisierten Käufer, nämlich 60 Prozent, sieht Toyota im Privatmarkt. Das Gros der preissensiblen Gewerbekunden greift eher zu den Basisvarianten Aygo X und "Play" und startet die Reise mit dem Cross ab 12.933 Euro. Was im Vergleich zum Ur-Aygo happig klingt, aber der Aygo X ist eben in vielerlei Hinsicht erwachsen geworden - auch beim Preis. Ab dem "Pulse"-Niveau, das der Importeur für 60 Prozent der Gesamtverkäufe für relevant hält, wird der Stadtheld bunt. Als Kontrastfarbe fürs Dach und das Heck dient Schwarz. Die Leichtmetallfelgen bringen wahlweise passende Farbtupfer mit. Schade, dass man sich während der Fahrt so nicht selbst sehen kann, werden einige jüngere Fahrer denken, für die Toyota eigens einen günstigen Vollkaskoschutz aufgelegt hat. Als Trost rücken aber im Aygo Air mit dem Faltdach (ab 18.060 Euro) die Naturfarben ins Innere des kleinen Japaners.
Der Nippon-Dauerläufer, der seit 2005 vordergründig durch die Städte düst, wirkt einerseits mit seiner beeindruckenden Armada an Helferlein (unter anderem ACC, Lane Assist, Verkehrszeichenerkennung) - die bis auf die Einparkhilfen und die Rückfahrkamera immer Serie sind - fast schon überfrachtet fürs A-Segment. Auf der anderen Seite bleibt der Motor der gleiche wie beim Vorgänger. Dessen 72-Otto-PS sind für das Habitat Stadt okay. Sie stoßen allerdings im gemischten Einsatz, wie auf der Testfahrt, schnell an Grenzen. Der Dreizylinder harmoniert recht gut mit der Fünfgang-Handschaltung. Wer lieber schalten lässt, holt sich im Aygo X Play ab 14.782 Euro das CVT-Getriebe. Hiermit reizt man nicht nur den WLTP-Normbereich von 4,7 bis 5,4 Litern komplett aus, sondern mutet auch seinem Hörnerv einiges zu. Denn ohne Not klingt die Automatik ständig überreizt, so dass die prognostizierten 25 Prozent an Automatikkäufern eher hoch gegriffen sind. Die Empfehlung gilt dem manuellen Getriebe. Den damit etwas höheren Topspeed (158 anstelle 151 km/h beim CVT) wird man nicht wirklich spüren, allein an Ermangelung an Gegebenheiten diese auszufahren. Umso mehr freut man sich über den kleinen Wendekreis von gut zehn Metern, der dem Wuseln durch die City entgegenkommt. Und irgendwann freut man sich auch über die Tatsache, dass Volltanken für 70 Euro doch noch funktioniert.
Toyota Aygo Cross
Preis: ab 12.933 EuroR3/998 ccm³ | 53 kW/72 PS 93 Nm bei 4.400 /min 5-Gang | 15,5 s | 158 km/hWLTP: 4,8-5,2 S | 108-117 g 3.700 x 1.740 x 1.525 mm | 231 lKH: 16 | TK: 15 | VK: 18Ölwechsel: jährlich/15.000 kmGarantie: 10 Jahre/160.000 km (bei jährlicher Toyota-Inspektion)Alle Preise netto zzgl. Umsatzsteuer
Toyota Aygo X (2022)
Bildergalerie- Ausgabe 06/2022 S.36 (250.3 KB, PDF)