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Tokyo Motor Show 2019: Vom Medizin-Mobil bis zum rollenden Wickeltisch

24.10.2019 10:24 Uhr
In Tokio zeigt Lexus seine Vision von einem Elektroauto der ferneren Zukunft, das Concept-Car LF-30.
© Foto: Ralph M. Meunzel

Einfach nur von A nach B fahren reicht nicht mehr: Auf der Tokyo Motor Show gehen einige Hersteller der Frage nach, was man mit einem Fahrzeug noch alles machen könnte. Ebenfalls im Trend liegen Mikromobile – und dass zahlreiche Autobauer die Messe schwänzen.

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Von Michael Gebhardt/SP-X

Die Frage nach den großen Trends beschäftigt Autoexperten seit jeher bei den internationalen Ausstellungen. Früher waren es oft bestimmte Lackfarben, die in waren, dann kam die große SUV-Welle und in den vergangenen Jahren rückten immer wieder Elektroautos und selbstfahrende Fahrzeuge in den Fokus; wahlweise im Wechsel oder gerne auch in Kombination. Das ist auch auf der diesjährigen Tokyo Motor Show noch so, allerdings steht bei vielen Autobauern gar nicht so sehr die Technik im Vordergrund, sondern wie man die neugewonnene Freiheit nutzen kann.

Die Verbindung von Elektroantrieb und autonomer Fahrtechnik sorgt schließlich gleich zweimal für Vorteile: Zum einen sind die Autos geräumiger, weil die E-Technik deutlich weniger Platz einnimmt als ein klassischer Verbrenner mit aufwändigem Getriebe und Abgasstrang. Zum anderen ist der Fahrer zukünftig eben keiner mehr, weil der Wagen das Denken und Lenken selbst übernimmt; stattdessen kann die Zeit für andere Dinge genutzt werden: Ein selbstfahrender Würfel von Toyota beispielsweise dient als "Remote Health Check" quasi als rollende Praxis beziehungsweise als Arzt-Shuttle. Während der Fahrt zum Doktor kann man bereits mit einem Mediziner sprechen und erste Untersuchungen können dank entsprechender Messgeräte direkt im Auto durchgeführt werden.

Wer fit und gesund ist, reist dagegen sicher lieber mit dem Suzuki Hanare, einem Van-artigen Kastenwagen, der innen an der Längsseite einen riesigen Fernseher hat. Auf einem bequemen Sessel kann man dort unter anderem während der Fahrt Fußball schauen, oder aber sich gewisse Infotainment-Dienste wie die Navigationskarte anzeigen lassen. Dass solche Spielereien allerdings nicht nur auf selbstfahrende Autos beschränkt sein müssen, beweist ebenfalls Suzuki mit dem zum Baby-Transporter umgebauten Every Combi: Der Kastenwagen bietet einen praktischen Wickeltisch im Kofferraum. Die Liste lässt sich noch lange fortsetzen, vom Honda Eis-Wagen bis zum Micro-Freedom-Faltauto, das sich auseinander Schieben lässt und so Platz für einen Verkaufsstand bietet, ist einiges dabei.


Tokyo Motor Show 2019

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Mikromobilität im Kommen

Neben den diversen Aus- und Umbauten bestimmt auch eine ganz andere Form von Mobilität das Messegeschehen: Kaum ein Stand, an dem keine E-Bikes, E-Scooter, elektrifizierte Rollatoren oder sonstige Mikromobile zu bestaunen sind. Mit Blick auf die Masse an zweirädrigen Fortbewegungsmitteln könnte man fast glauben, dass in ein, zwei Jahren niemand mehr zu Fuß durch die Stadt geht. Was für die einen eher Spaß- oder Komfort-Faktor ist, ist für andere ein großes Plus an Lebensqualität, denn: Einige Hersteller beschäftigen sich auch speziell mit solchen Mobilitätshilfen für Rollstuhlfahrer.

Wenngleich zahlreiche neue Formen der Fortbewegung in Tokio zu sehen sind, gibt es auf der Messe natürlich auch noch ein paar mehr oder weniger klassische Autos: Toyota beispielsweise zeigt den neuen Yaris, Honda den hier Fit genannten Jazz, und Subaru gibt einen Ausblick auf den kommenden Levorq, wobei sich die Hersteller durch die Bank weg bei diesen "normalen" Fahrzeugen wenig mutig zeigen und sich lieber an altbewährte Formen Halten. Das gilt auch für den neuen Stromer Mazda MX-30, das erste E-Auto des Herstellers überhaupt, der kaum futuristisch daherkommt. Spektakulärer sind da schon manche Studien, wie der offene Offroader Mitsubishi Mi-Tech, der Gasturbine und E-Antrieb zum Plug-in-Hybrid kombiniert, oder das Suzuki Waku Spo concept, ein kleines, sportliches Coupé, das an den Suzuki Fronte aus den 60er Jahren erinnert und mit viel Retro-Charme punkten kann.

Was auf jeden Fall auch auffällt: Die Tokyo Auto Show ist ziemlich überschaubar geworden – ein Trend, der schon auf vielen anderen Ausstellungen in den vergangenen Monaten und Jahren zu beobachten war; nicht zuletzt auf der Frankfurter IAA in diesem Herbst. Dass die chinesischen und koreanischen Hersteller die japanische Messe meiden, ist üblich und hat noch immer mit alten Vorbehalten zwischen den Nachbarstaaten zu tun, doch auch die deutschen Autobauer haben dieses Jahr im großen Stil auf eine Teilnahme verzichtet – ähnlich wie die Japaner, die im September nahezu geschlossen nicht an den Main gereist sind.

Im Grunde hält lediglich Mercedes in Tokio die Bundesflagge mit einem für die Marke eher minimalistischen Stand des Importeurs und ohne Weltpremiere hoch; ansonsten hat sich aus dem Heimatland des Automobils nur noch BMW-Tuner Alpina auf die Messe verirrt. Zusammen mit Renault machen diese drei Marken bereits den gesamten europäischen Reigen aus. Das ist nicht viel – aber immer noch mehr als aus Amerika über den Pazifik kam: Von den US-Herstellern lässt sich in Tokio nämlich gar keiner blicken.

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