Unsere Autos schauen ganz genau hin, was sich außerhalb des Fahrzeugs abspielt. Dazu nutzen sie immer präzisere Radargeräte, die auch von Laserstrahlen unterstützt werden, beim Ein- und Ausparken hilft Infrarot. Zudem haben immer mehr Kameras das Drumherum des Autos im Auge. Die Ideenschmiede des ZF-Konzerns nimmt bei ihrer Suche nach weiteren elektronischen Helfern jetzt auch den Innenraum und damit die Insassen ins Visier.
Die 3D-Innenraumkamera scannt die Passagiere, registriert ständig deren Größe, Sitzposition, Körperhaltung und Blickrichtung. Da Sicherheitssysteme wie Airbag oder Gurtstraffer stets von einer idealen Position der Insassen ausgehen, birgt menschliche Lässigkeit Gefahren. Sitzen sie zum Beispiel auf einer Langstreckenfahrt zu schräg oder lassen sich im Sitz zu weit nach vorne gleiten, können die für einen Notfall programmierten Systeme wie eben der Airbag nicht mehr ihre volle Wirkung entfalten. Die mittels der Innenkamera gesammelten Informationen sollen jetzt bei einer Gefahrensituation mit drohendem Aufprall die bordeigenen Systeme so einstellen, dass auch bei einer nicht optimalen Sitzhaltung bestmöglicher Schutz gewährleistet ist.
Wichtig wird das vor allem beim teilautomatischen Fahren, das dem Fahrer heute bereits einige Aufgaben abnimmt. Das könnte den Menschen hinterm Steuer dazu verleiten, die in der Fahrschule gelernten Regeln nicht mehr allzu ernst zu nehmen. Die 3D-Kamera erkennt zum Beispiel, ob der Fahrer beide Hände am Lenkrad hat, ob er das Fahrzeug aktiv steuert oder sein Blick auch bei aktiven Assistenzsystemen auf die Straße gerichtet ist. Wenn er gefährlich lange einfach wegschaut, kann eine Warnung ausgelöst und Aufmerksamkeit eingefordert werden. Je nach Größe des Fahrzeugs beobachtet eine weitere Kamera auch die zweite Sitzreihe und erkennt sorgloses Verhalten zum Beispiel der mitreisenden Kinder.
Lauschsensor für Martinshörner
Eine weitere jetzt auf der Elektronik-Messe CES vorgestellte Neuheit spendiert dem Auto seine eigenen Ohren. Dieser Lauschsensor ist darauf programmiert, die Martinshörner von Polizei oder Rettungsfahrzeugen aus dem Straßenlärm herauszufiltern – zum Beispiel für den Fall, dass das Soundsystem die Insassen in dem Moment gerade heftig beschallt. Er erkennt Entfernung und Fahrtrichtung eines Notarztwagens, auf einem Display wird der Fahrer mit den entsprechenden Informationen versorgt und bekommt zusätzlich Ratschläge wie "Rettungsgasse bilden" oder "rechts heranfahren". Mehr oder weniger automatisch fahrende Autos sollen später die entsprechenden Manöver selbsttätig ausführen können.
Die Innenraumkameras und der "Sound AI" genannte Zuhörer sind Teil eines vernetzten Beobachtungssystems, bei denen ein neuer, besonders leistungsstarker Zentralrechner die verschiedenen Komponenten steuert und koordiniert. In dessen elektronischem Gehirn entsteht so ein ständig aktualisiertes Bild des Gesamtgeschehens außer- und innerhalb des Autos. Laut ZF könnten die neuen Sensoren recht bald serienreif sein. (SP-X)