Das Downsizing bei Porsche geht weiter: Nach dem 911 erhält im April auch der Einstiegs-Roadster Boxster im Zuge seines Facelifts kleine Turbomotoren. Während die Markenikone jedoch immerhin dem Sechszylinder treu bleibt, mutiert sein kleiner Verwandter zum Vierzylinder-Sportler. Leistungseinbußen gibt es durch das Downsizing jedoch nicht – im Gegenteil, der erstmals eingesetzte Turbolader macht bereits die 45.080 Euro netto teure Basisvariante 220 kW / 300 PS stark.
Dafür reichen dem Mittelmotor in Boxerbauweise zwei Liter Hubraum. Das alte Modell ohne Turbo benötigte für 195 kW / 265 PS noch 2,7 Liter, verteilt auf sechs Brennkammern. Auch der stärkere Boxster S speckt ab: der Hubraum schrumpft von 3,4 auf 2,5 Litern, die Leistung steigt von 232 kW / 315 PS auf 257 kW / 350 PS. In beiden Fällen wächst auch das Drehmoment, nun stehen 380 Nm beziehungsweise 420 Nm zur Verfügung, jeweils bereits bei knapp unter 2.000 Touren.
Entsprechend schnell sprinten beide Modelle von null auf 100 km/h: Wer anstelle der manuellen Sechsgangschaltung das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe wählt erreicht den dreistelligen Tachobereich im Idealfall in 4,2 Sekunden. Das schwächere Modell benötigt ähnlich flotte 4,5 Sekunden – beide sind damit deutlich spurtstärker als ihre Vorgänger. Die – zumindest für das Unternehmen Porsche – wichtigste Änderung ist aber der gesunkene Normverbrauch: Theoretisch benötigt der Roadster nun nur noch 6,9 beziehungsweise 7,3 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometern. Beim alten Sechszylinder-Modell lagen die Werte noch bei 8,4 und 9,0 Litern.
Kein Verzicht auf Charakter
Der CO2-Ausstoß des offenen Zweisitzers sinkt somit erstmals unter die 160-Gramm-Marke. Und damit nimmt auch für den Hersteller die Gefahr hoher Strafzahlungen ab 2020 ab, wenn die strengen EU-Grenzwerte greifen. Letztlich dürfte das der mit Abstand wichtigste Grund für das Downsizing sein, auch wenn Leistungsplus und Gewichtsreduzierung für die Fahrleistung des Boxster und seines Coupébruders Cayman nicht von Nachteil sein werden. Kritische Kunden und Skeptiker der Motoraufladung dürften zudem seit dem weithin als gelungen betrachteten 911-Downsizing beruhigt sein – der Verzicht auf Saugmotoren muss kein Verzicht auf Charakter sein.
Um das Gefühl von Verzicht gar nicht erst aufkommen zu lassen, hat Porsche dem Boxster zudem einen Namenszusatz verpasst. Die Ziffer "718" wird künftig dem Namen der beiden Modelle der Baureihe vorangestellt. Sie soll an den gleichnamigen Rennwagen aus den späten 50er-Jahren erinnern. Dazu gibt es einen saftigen Preisaufschlag: 53.646 Euro kostet der 718 Boxster zur Markteinführung, knapp 3.000 Euro mehr als das alte Modell. Den 718 Boxster S gibt es ab 55.580 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer.
Zuletzt gab es Anfang der 90er-Jahre einen Porsche mit Vierzylindermotor. Beim 968 waren die Brennräume aber konventionell in Reihe geschaltet. Den letzten Vierzylinderboxermotor hatte in den 70er-Jahren der "Volksporsche" 914 an Bord; das Triebwerk stammte damals aus dem VW-Regal. Der Rückgriff auf den Vierzylinder ist vor allem eine Reaktion auf die strenger werdenden Verbrauchsvorgaben, vor allem in Europa und den USA. Die neuen, hubraumkleineren Motoren dürften deutlich sparsamer ausfallen als die aktuellen Sechszylinder, die selbst in der genügsamsten Version laut Normwert 8,4 Liter schlucken (195 Gramm CO2/km). (sp-x)