In China heißt der Ora Funky Cat 好猫. In lateinischer Schrift dürfte das wohl Haomao lauten. Haomao heißt wiederum "gute Katze", der Namenstransfer für Europäer hin zu Funky Cat war also nicht so schwierig. Ora Deutschland legt Wert darauf, dass man es mit "guter Freund" oder „Begleiter“ übersetzt. Autoflotte hat sich in den Funky Cat gesetzt und den Sub-Kompaktwagen unter die Lupe genommen.
Ora Funky Cat Sitzprobe (2022)
BildergalerieOra Funky Cat mit Zwischengröße
Ora sei ein E-Auto-Hersteller, gemacht für den europäischen Markt und deren Geschmack. Schaut man sich den Ora Funky Cat an, mag das einleuchten. Glupschaugen und Bedienelemente à la Mini gepaart mi weichen Formen, die Mercedes vor einigen Jahren etabliert hat und immer mehr Hersteller übernehmen, könnten funktionieren. Trotz der europäischen Auslegung war der Marktstart des Ora Funky Cat vor exakt zwei Jahren in China. Nach Deutschland kommt der Wagen, der größenmäßig zwischen Kleinwagen und Kompaktklasse angesiedelt ist, Mitte 2023.
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Zu den Preisen schweigt Ora Deutschland noch. In Thailand ist der Wagen, der dort „Good Cat“ heißt, bereits konfigurierbar. Wechselt man die thailändische Währung Baht in Euro, kommen ziemlich genau 42.200 Euro brutto für die Version GT mit 63 kWh-Akku und 171 PS Leistung heraus, in der auch wir sitzen. Adaptiert man den Preis an die deutsche Preispolitik, dürfte der Ora Funky Cat in der Topversion GT bei uns wohl 46.000 Euro brutto kosten. Ob es zum deutschen Marktstart Mitte 2023 noch Förderungen gibt, hängt davon ab, wie sich die Verkaufszahlen 2023 entwickeln. Der Fördertopf ist nach aktueller Lage gedeckelt und dürfte Prognosen zufolge wohl im Spätsommer aufgebraucht sein.
Ladeleistung Ora Funky Cat beträgt nur 67 kW
Der Käufer erhält mit dem Funky Cat GT die mit Spoilerwerk und Karbonimitate aufgepimpte Sport-Version des 4,23-Meter-Elektro-Flitzers. Ein Schnäppchen ist der Chinese damit nicht. Ein identisch großer und in Nordfrankreich hergestellter Renault Megane E-Tech mit 60 kWh-Akku und 218 PS startet bei 46.600 Euro brutto – exzellente Ladeleistung inkludiert. Beim Ora Funky Cat beträgt diese 11 kW an der Wallbox und irritierend langsame 67 kW am Schnelllader. Damit ist klar, dass der Funky Cat nichts für die Mittel- und Langstrecke ist. Wünsche nach höherer Ladeleistung seien laut Ora Deutschland bereits gen Osten unterwegs und würden generell auf offene Ohren stoßen.
Ob bereits der Wunsch nach einem Heckwischer ausgesprochen wurde, ist indes unklar. Der fehlt in jedem Fall, wie beim Hyundai Ioniq 5, der ihn rund drei Jahre nach Marktstart mit dem kommenden Facelift wohl erhalten soll. Mit an Bord beim Funky Cat GT sind dafür 18-Zoll-Alus, elektrisch verstellbare Sitze samt Heizung und Entlüftung, elektrische Heckklappe, LED-Scheinwerfer und sämtlichen Fahrassistenten.
Assistent ist auch das Stichwort. Denn der Ora Funky Cat hört aufs Wort. Und zwar besser als jedes andere Fahrzeug, das wir bislang benutzt haben. Die Spracherkennung ist eine Eigenentwicklung und Funky Cat verstand bei unserer Sitzprobe, bei dem der Wagen mit Wifi verbunden war, nahezu alles. Sind Navieingabe und Aktivierung der Sitzheizung für einige der bekannten Systeme bereits schwierig umsetzbar, versteht Funky Cat ganze Sätze, egal, in welch kruder Reihenfolge und Geschwindigkeit sie gesprochen werden und setzt mit beeindruckender Souveränität den Wunsch in die Tat um.
Sei es die Suche nach der Wunschmusik oder das Öffnen von Schiebedach, Heckklappe oder Fenster. Beim Fenster fragt Funky Cat auf der Landstraße angeblich sogar nach, ob es komplett geöffnet werden soll, da es dann ja laut und windig wird, oder aber auch das Senken der oberen Hälfte ausreicht. Im Prinzip kann alles, was nicht sicherheitsrelevant ist und in sämtlichen Menüs und Untermenüs vorhanden ist, mittels Sprache bedient werden. Wenn Funky Cat hört, dass einer der Insassen hungrig ist, schlägt er Restaurants in der Nähe vor. In einer weiteren Ausbaustufe soll sogar die Frage kommen, was für eine Geschmacksrichtung gewünscht ist.
MG5 Electric Fahrbericht (2022)
BildergalerieGesichtserkennung und DSGVO-konform
Es wird zwei Versionen „der Überwachung“ geben, eine ohne Gesichtserkennung, in der wir saßen, und eine mit Gesichtserkennung, deren Kamera sich an der Fahrer-A-Säule befinden wird. So oder so erkennt Ora Funky Cat den Fahrer und passt sich seinem Habitus an. Das bedeutet, dass die Musik abhängig von der eigenen Stimmung automatisch wiedergegeben wird, die Rekuperationsstufe sich automatisch dem Fahrstil anpasst und auch die eigene Wohlfühltemperatur eingestellt wird.
Die Daten, die für all die Konnektivität nötig sind, kommen erst einmal vom Auto (5G, sofern in Deutschland möglich). Ob das zwei oder drei Jahre inklusive ist, steht derzeit noch nicht fest. Wohl aber, dass auch das eigene Smartphone als Hotspot dienen kann und eben kein zusätzliches Abo nötig sein muss, um die Sprachbedienung und andere Dienste nutzen zu können. Ob das ein echter Mehrwert sein wird, muss sich zeigen. Die Daten gehen laut Ora Deutschland DSGVO-konform an einen Server in Europa und werden dort verarbeitet.
Verarbeitet werden im Funky Cat vergleichsweise hochwertige Materialien. Alles wirkt solide und gut gemacht. Da die meisten Funktionalitäten via Sprache bedient werden könnten, verzichtet Ora auf ein großes Sammelsurium an realen Bedienelementen, jedoch nicht auf alle. Griffgünstig platziert sind die Kippschalter für Heizfunktionen. Weitere Einstellungen lassen sich übers Lenkrad vornehmen und mittels Fingerberührung übers Infodisplay. Letzteres gelingt aufgrund der kleinen Piktogramme während der Fahrt sicherlich nicht immer zielführend. Das Platzangebot entspricht dem eines kleinen SUV. Vorne ist es geräumig, hinten können sogar Erwachsene gut mitreisen, was jedoch zulasten des Kofferraums geht. Das Panorama-Schiebedach kostet Kopfraum.
BYD Tang (2022)
BildergalerieDie Technik des Ora Funky Cat
Wer fahren möchte, aktiviert die Fahrstufe D einfach über das Drehelement in der Mittelkonsole. Es fühlt sich sehr hochwertig an und erinnert ein wenig an das Zahlenschloss eines Tresors. Apropos Fahren: Den Ora Funky Cat wird es mit zwei Akkugrößen geben. 63 kWh (brutto) speichert die Maxiversion, 48 kWh die Einstiegsvariante. Beide haben denselben E-Motor mit 171 PS Leistung und etwa 250 Newtonmeter Drehmoment – unabhängig von der Ausstattungsvariante.
Die Kraft wird an die Vorderachse abgegeben und ermöglicht den Sprint auf Tempo 100 in rund acht Sekunden. Wie fast üblich, ist bei 160 km/h Schluss. Mit großem Akku sollen 420 Kilometer nach WLTP möglich sein, der Verbrauch liegt im Mittel bei 16,8 kWh. Damit schwimmt der mindestens 1,5-Tonnen-Chinese im Feld der Kontrahenten mit. Abgeschlagen am unteren Ende liegt er bei der Ladeleistung. 67 kW sind indiskutabel. Es ist davon auszugehen, dass diesbezüglich schnell ein Update anstehen dürfte. Generell kann angeblich sehr viel over the Air (OTA) aktualisiert werden und die künstliche Intelligenz des Ora lernt bei jedem neuen Satz dazu.
Ob das Inspektionsintervall von einem Jahr oder 15.000 Kilometern, das in Thailand angesetzt wird, auch in Deutschland gilt, wurde nicht bestätigt. Es wäre jedoch arg kurz. Die Emil Frey-Gruppe übernimmt den Vertrieb, ähnlich wie sie es bei Mitsubishi in Deutschland tun. So sind viele der Ora-Händler auch Mitsubishi-Partner. Aber nicht alle, wie man uns mitteilt. Vorrang hat nicht eine bestehende Nähe zu Emil Frey, sondern das Knowhow im Bereich Elektromobilität. Denn Ora ist, oh Wunder, eine reine Elektromarke. 2023 sollen in dem halben Jahr des Verkaufs rund 6.000 Ora Funky Cat über die dann 200 Händler an Kunden gehen, ein zweites Modell wird zeitnah präsentiert. Fünf Jahre Garantie ohne Kilometerbegrenzung könnten Kaufanreiz sein. Der Basispreis von wohl zirka 37.000 Euro brutto (ohne Förderung für Version mit 40-kWh-Akku) dürfte eher weniger Anlass zum Kaufrausch geben.