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Nio: Start in Deutschlands Fuhrparks mit Elektrofahrzeugen

10.10.2022 10:48 Uhr | Lesezeit: 4 min
Nio startet in Deutschland durch.
© Foto: Michael Blumenstein/Autoflotte

Der 5,10-Meter lange Nio ET 7 ist ab sofort bestellbar. Das Elektroauto aus China hat alle Zutaten, um im kleinen bis mittleren Fuhrpark erfolgreich zu sein. Doch es bleiben nach dem ersten Deutschland-Auftritt auch Fragezeichen.

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Nio ist ein chinesischer Hersteller von Elektroautos. Erdacht wurde die Marke vom CEO William Li im Jahr 2014 und anfangsfinanziert von einem Finanzkonsortium, zu denen China-Größen wie Baidu und Tencent gehören. Im selben Jahr startete Nio noch in der Formel E und adaptierte dazu einen bereits im Einsatz befindlichen Rennwagen. 2016 wurde mit dem Elektro-Sportwagen Nio EP9 das erste straßenzugelassene Fahrzeug gelauncht. 2018 ging das Unternehmen an die US-Börse. 2020 kam dann fast das Aus, doch eine Finanzspritze der Stadt Hefei (China) half, dass nach China und dem Europa-Pilotmarkt Norwegen (seit Sommer 2021) nun in Berlin die große Europapremiere erfolgte.


Nio-Launchevent in Berlin 2022

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Nio mit drei Modellen in Deutschland

Nio hat in China sechs Modelle am Start, in Deutschland ist ab sofort der ET7 bestellbar, der größen- und leistungstechnisch auf Mercedes EQS und Tesla Model S abzielt. Das SUV EL7 (BMW iX-Konkurrent) und die kleinere Limousine ET5 (Tesla Model 3 und BMW i4 im Visier) starten im ersten Quartal 2023 in Deutschland. Das Besondere aller Nio-Modelle: Die Batterien sind austauschbar. Vor rund zehn Jahren hatte das bereits Shai Agassi mit seinem Projekt Better Place versucht – und ist gescheitert.

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Selbstverständlich können Nio-Fahrzeuge auch mittels CCS (bis 140 kW Ladeleistung) und Wallbox (maximal 11 kW) aufgeladen werden. Beides keine Glanzleistungen im Premiumsegment. Der Tausch der Batterien dauert hingegen nur rund fünf Minuten – ein Riesenvorteil für Langstreckenfahrer. Spezielle "Power-Swap-Stations" werden dafür nach und nach platziert. Die erste Station in Deutschland eröffnete kürzlich unweit des Münchener Deutschland-Sitzes von Nio in Zusmarshausen, direkt im Sortimo Ladepark. In Berlin- Spandau wurde jetzt die zweite eröffnet. Pünktlich zum Marktstart in der Berliner Eventlocation Tempodrom, in der mit rund 1.300 Menschen „gefeiert“ wurde. Die dritte Wechselstation folgt in Kürze in Hilden, beim mittlerweile berühmten „Elektrobäcker“ an der A3. Nio plant noch dieses Jahr 20 weitere Stationen zu eröffnen und 2023 sollen es insgesamt 120 sein.

Batterietausch bei Nio: Guter PR- und Marketing-Gag?

Ob sich das Konzept des Wechselns durchsetzen wird oder eher eine gute PR- und Marketingmaßnahme ist, wird sich zeigen. Die Vorteile des Wechselns sollen nicht in der Kürze der Standzeit liegen, sondern auch im schonenden Ladevorgang, der laut Nio mit maximal 50 kW durchgeführt wird. Ausreichend schnell, um stets frische Akkus in den Stationen vorzuhalten und langsam genug, um den Akku nicht durch hohe Ladetemperaturen überzustrapazieren.

Die private Meinung eines Leasinggeschäftsführers, der ebenfalls in Berlin bei der Eröffnung war: "Ich sehe das aus Leasinggebersicht skeptisch. Denn wir wissen ja nicht, welcher Akku am Leasingende im Auto zurückkommt." Ein Aspekt, der Nio eventuell noch vor Hürden beim Leasing über Non-Captives stellen könnte, wenngleich sich ein anderer Leasinggeber, Leaseplan, in Berlin bereits als Partner präsentiert.


Nio Power-Swap-Station in Zusmarshausen

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13 Millionen Batteriewechsel mit 250.000 "Usern" durchgeführt

So gibt es Nio-Modelle jetzt zum Start nur im Abo, direkt über Nio. Das „Flexible Model“ hat eine Haltedauer von 1 – 12 Monaten, das „Fixed Model“ läuft zwischen 12 und 60 Monate. Die Preise zum Marktstart des großen ET7 sind knackig. 1.199 Euro brutto ruft Nio für das „36-Monats-Abo“ auf (andere nennen es Leasing) oder gar 1.549 Euro, wer innerhalb von zwei Wochen zum Monatsende „flexibel“ bleiben möchte. Ein Tesla Model S Plaid mit 100 kWh-Akku (Grundpreis 138.000 Euro brutto) kostet im 48-Monats-Leasing mit 10.000 km/Jahr bei Tesla 1.150 Euro brutto.

Der Nio ET 7 kostet laut Bafa-Liste mit kleinem 75-kWh-Akku „nur“ die Hälfte. Vorteil Nio: Das Wechseln ist laut Ralph Kranz, General Manager Nio Deutschland, bis mindestens Q1/2023 inklusive, also kostenfrei. Ebenso wie der Strom, der mittels integriertem Plugsurfing-Chip großflächig geladen werden kann.

13 Millionen Batteriewechsel mit 250.000 „Usern“ durchgeführt

Nio bietet zum Marktstart gleich noch einen 100-kWh-Akku an und später im Jahr 2023 soll sogar einer mit 150 kWh folgen, der die 1.000-Kilometer-Marke knacken könnte. Das Besondere abermals: Alle Akkus passen unter alle Autos. 13 Millionen Batteriewechsel hat Nio laut eigenen Angaben in den aktuell 1.158 Power Swap Stations (in China und Norwegen) bereits durchgeführt. 250.000 User gibt es laut Nio. Richtig gelesen. Nio-Kunden sind Nutzer, keine Käufer, keine Fahrer und erst recht keine Eigentümer. Ob sich einige Nutzer ein Auto teilen oder jeder Nutzer auf ein Auto entfällt ist damit nicht ganz klar.

Selbstverständlich ist im Preis ein Rundumsorglos-Paket enthalten. Eine Werkstatt beispielsweise sehen Nio-Kunden nie. Termine werden bei Bedarf per App durchgeführt und die mobile Werkstatt kommt ins Unternehmen oder holt den Wagen zuhause ab. Ein Autohaus hat Nio daher nicht. Die Chinesen kooperieren mit freien aber auch markengebundenen Werkstätten und wollen das Service-Niveau im Premiumbereich ansiedeln.

Das soll nicht nur durch den Hol- und Bringdienst sichergestellt werden, sondern sich auch im Umgang mit den Autos beim Service zeigen (Aufbereitung, Laden etc.). Ralph Kranz kennt sich in dem Geschäft aus. Stationen bei Toyota, Lexus, Aston Martin und zuletzt Volvo zeichnen ihn als Vertriebsprofi aus und er sagte uns zum Abschluss in Berlin noch, dass er derzeit acht Key Accounter im Einsatz hat, die sich ums Flottengeschäft kümmern und die kleinen und mittleren Fuhrparks im Fokus haben.



Nio-House oder Internet

Der Einzelkunde bestellt einfach übers Internet oder geht in ein „Nio-House“. Vier sollen es in Kürze in Deutschland sein: Berlin, Hamburg, Düsseldorf und Frankfurt. Ähnlich wie Lynk & Co setzen auch hier die Chinesen auf ein trendiges Ambiente, den lockeren Umgang, feinen Kaffee, nachhaltiges Merchandise, Events und andere Dinge, die ein Gemeinschaftsgefühl herstellen sollen. Letzteres wollte man auch im Tempodrom in Berlin vermitteln.

Willam Li kam auf die Bühne, erklärte seine Vision und die Menge jubelte – zumindest die aus den eigenen Reihen. Vielleicht ändert sich die Welt gerade auch in diesem Punkt. Oder aber es funktioniert eben doch nicht alles in allen Ländern gleich. Wir werden sehen, was aus der "Automarke der nächsten Generation" wird, wie Kranz Nio beschreibt. Die "genutzten" Fahrzeuge gehen übrigens nach dem Ende der Laufzeit abermals ins Abo, werden als „Gebrauchtwagen“ gekennzeichnet und entsprechend günstiger eingepreist.

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