Von Wolfgang Schäffer/SP-X
Baureihenleiter Jochen Brüning lässt keine Zweifel daran aufkommen, wie wichtig der Touareg für Volkswagen ist. "Der Wagen hat es vom Start im Jahr 2002 an geschafft, sich als Premium-SUV zu etablieren, diese Stellung bis heute bewahrt." So sei das Auto auch klar das Maß der Dinge, wenn es um die Qualität gehe. Von dem hohen Anspruch, den die Entwickler an das Fahrzeug stellen, würden alle anderen Baureihen letztlich profitieren.
Auch wenn bis zum Marktstart im Juni noch ein paar Feinabstimmungen gemacht werden müssen – vor allem in Sachen Fahrdynamik, Komfort und Cockpit-Architektur ist schon bei den Vorserienmodellen zu erkennen, dass der nun um 120 Kilogramm leichtere Touareg ein Zeichen setzt. Und das zu einem ähnlichen Einstiegspreis wie beim aktuellen Modell, dessen Preisliste bei knapp 55.000 Euro beginnt.
Der Wagen schluckt sämtliche Unebenheiten
Hervorzuheben sind beim Fahrwerk der aktive Wankausgleich und die Hinterradlenkung. Beides sind komplette Neuentwicklungen, also nicht aus dem großen Konzernbaukasten übernommen, und als Option im Angebot. "Die elektromechanische Wankstabilisierung (eAWS) ist als Komfort- und nicht als Dynamikfeature zu sehen", sagt Karsten Schebsdat, Leiter Fahrdynamik für den Pkw-Bereich bei VW. Ziel sei gewesen, eine besondere Lenkstrategie umzusetzen. Das Auto solle dabei genau das machen, was der Fahrer erwartet. Schebsdat spricht in dem Zusammenhang vom "intuitiven Fahren". Was er damit meint, wird vor allem auf richtig schlechten Straßen deutlich. Der Touareg schluckt im Komfortmodus sämtliche Unebenheiten, gibt keine Stöße und Schläge in den Innenraum weiter, ohne dass dabei die Präzision leider. Der Wagen liegt bestens in der Hand, wirkt nie nervös. Entscheidend dafür sind die Stabilisatoren an Vorder- und Hinterachse, die über ein Steuergerät die Räder auf beiden Seiten versteifen oder entkoppeln können. Bei einem herkömmlichen Fahrwerk spannt sich ein Stahl-Stabilisator von einer Achsseite zu anderen.
Mit dem neuen Wankausgleich tendiert die Seitenneigung des Touareg fast gegen Null und auch der Geradeauslauf ist bestens. Das Stabilisierungssystem gibt es allerdings nur zusammen mit der Hinterachslenkung, die erstmals in einem VW zum Einsatz kommt und auch separat geordert werden kann. Bis Tempo 37 schlagen dabei die Hinterräder im entgegengesetzten Winkel zu den Vorderrädern ein, verbessern so den Wendekreis von 12,20 auf 11,13 Meter. Das zahlt sich in engen Parkhäusern oder auch im dichten Stadtverkehr aus. Geht es schneller voran, schlagen die Hinterräder analog den Vorderrädern ein. Das erhöht die Agilität und das stabile Fahrverhalten bei schnellen Spurwechseln. Demzufolge kann der Touareg im Sportmodus richtig flott um die Ecken bewegt werden. Alles in allem ist die Spreizung des Fahrwerks enorm groß.
Weiterentwickelte Luftfederung
Wieder im Angebot ist eine Luftfederung, die allerdings weiterentwickelt wurde. Bei Geschwindigkeiten ab 120 Kilometern pro Stunde senkt sich die Karosserie automatisch um 2,5 bis 3,5 Zentimeter ab. Für das Beladeniveau kann der Wagen sogar manuell bis fünf Zentimeter tiefer gelegt werden. Abseits befestigter Straßen stehen ein 2,5 Zentimeter höheres Geländeniveau oder ein sieben Zentimeter höheres Sondergeländeniveau zur Verfügung. Mechanische Sperre und Untersetzungsgetriebe sind nicht mehr im Programm. Die Nachfrage war zu gering.
Zum Start im Sommer stehen zwei Dreiliter-V6-Diesel mit 170 kW / 231 PS oder 210 kW / 286 PS zur Wahl. Im Herbst folgt ein 250 kW / 340 PS starker Dreiliter-V6-Benziner, im kommenden Jahr ein Vierliter-V8-Turbodiesel mit 310 kW / 421 PS. Alle Triebwerke übertragen ihre Kraft über eine Achtgang-Automatik auf die beiden Achsen des mit permanentem Allradantrieb ausgestatteten SUV. Anhängelasten bis zu 3,5 Tonnen sind möglich. Die Selbstzünder haben einen zwölf Liter fassenden AdBlue-Tank. Bei einem von 75 auf 90 Liter vergrößerten Kraftstofftank fasst der Harnstoffbehälter 24 Liter.
Mit seiner aufrecht stehenden Frontpartie, dem darin integrierten mächtigen Element von Grill und Scheinwerfern (LED in Serie, LED-Matrix als Option), der verlängerten Motorhaube, den muskulös ausgearbeiteten hinteren Schulterpartien sowie dem gradlinig gezeichneten und in die Breite gezogenen Heck konnte das Prestige des Wagens nach Ansicht der Designer nochmals verbessert werden. Bei gleichgebliebenem Radstand ist die Länge um knapp acht Zentimeter auf 4,78 Meter, die Breite um vier Zentimeter auf 1,98 Meter gewachsen. Das Wachstum macht sich vor allem bei der Größe des Kofferraums bemerkbar, dessen Volumen von 697 auf 810 Liter zugelegt hat.
Neues Cockpit
Nach wie vor ausgezeichnet ist der Platz im Passagierabteil. Hier besticht vor allem das neue digitale Innovision-Cockpit. Im Gegensatz zur Basisversion mit analogen Tuben hinter einem 7-Zoll-Bildschirm und einem 9,2 Zoll großen Touchscreen sind bei der höherwertigen Version die Anzeigen vor dem Fahrerplatz zwölf Zoll und der Touchscreen für das Top-Infotainmentsystem daneben 15 Zoll groß. In dessen Bedienfläche integriert sind Klima-, Sitzheizungs- und Navigationssteuerung sowie viele andere Funktionen.
Über einen Home-Button kommt geht es bei Bedarf jederzeit schnell ins Hauptmenü zurück. Ein in Metall ausgeführter Lautstärkeregler aber ist in der Mittelkonsole platziert. "Dafür haben wir vehement gekämpft", sagt Andreas Reckewerth, Chef der Entwicklung Gesamtfahrzeug. Im Basismodell wird auch die Klimatisierung analog bedient. Einerlei in welcher Ausstattung sind die Bildschirme so in den Armaturenträger eingearbeitet, dass sie wie ein einziges Display wirken. Dieses One-Screen-Design wird sich übrigens auch im Golf 8 wiederfinden. Im Touareg unterstreicht eine feine Linie der serienmäßigen Ambientebeleuchtung (bis zu 30 Farben) die schwungvolle Form der Instrumententafel.
Leise Geräuschkulisse
Nicht so schön ist hingegen, dass sowohl bei den Seitenflächen der Mittelkonsole als auch für die Türverkleidungen innen Hartkunststoff herhalten musste. Gerade in Kombination mit den ansonsten edel wirkenden Materialien stört das den guten Gesamteindruck. Der wird auch von der extrem leisen Geräuschkulisse unterstrichen. Weder Wind noch Motoren machen sich störend bemerkbar.
Dass der Touareg über alle erdenklichen Assistenzsysteme verfügt, steht außer Frage. Doch der SUV bietet auch das bislang größte von Volkswagen zu bekommende Head-up-Display. Es projiziert die Informationen direkt auf die Frontscheibe. Außerdem im Katalog der Begehrlichkeiten ist ein Nachtsichtassistent. Nightvision registriert über eine Wärmebildkamera Lebewesen. Personen oder Tiere werden dann in einem im Digital Cockpit eingeblendeten Schwarz-Weiß-Bild farbig markiert.