Von Michael Gebhardt
Die Golf-Familie wächst: Nach dem Standard-Modell, der Sport-Version GTI und den Plug-in-Hybriden stellen die Wolfsburger jetzt den praktischen Kombi Variant vor – nebst Abenteuer-Ableger Alltrack. In den Handel kommt der verlängerte Golf noch in diesem Jahr, also gut ein Jahr nach seinem Standard-Bruder. Die Preise dürften rund 1.300 Euro netto über denen des Kompaktmodells liegen, das derzeit bei 17.138 Euro netto startet.
Für den Preis gibt es beim Fünftürer allerdings die 90-PS-Benzin-Variante, die Volkswagen beim Variant gar nicht anbietet. Hier geht es auf Otto-Seite mit dem Einliter-Dreizylinder und 81 kW / 110 PS los; dafür dürften im Kombi wahrscheinlich rund 20.300 Euro netto aufgerufen werden. Darüber rangieren die beiden Vierzylinder 1.5 TSI mit 96 kW / 130 PS und 110 kW / 150 PS. Wie beim Standard-Modell, wird VW auch im Variant die eTSI-Varianten mit 48-Volt-Mild-Hybrid-Technik anbieten, die im Schnitt rund 0,3 Liter Sprit je 100 Kilometer gegenüber den nicht-elektrifizierten Versionen sparen. Nicht vorgesehen sind für den Kombi dagegen die Plug-in-Modelle mit Steckdosen-Anschluss und auch der starke GTI bleibt dem Variant verwehrt.
Ein ähnliches Schicksal ereilt auch den Power-Diesel GTD mit 147 kW / 200 PS. Aber: Als 2.0 TDI wird es diese Motorvariante immerhin für die Alltrack-Version geben, und zwar ausschließlich in Verbindung mit Allradantrieb. Vorerst ist das auch das einzige Triebwerk für den Abenteurer, später soll ein potenter Benziner, ebenfalls mit 4x4- Antrieb, folgen. Für den klassischen Variant gibt’s in Sachen Selbstzünder zwei 2.0-TDI-Varianten, mit 85 kW / 115 PS oder mit 110 kW / 150 PS.
VW Golf Variant (2021)
BildergalerieMehr Platz für Passagiere und Gepäck
Der Unterschied zwischen Alltrack und Variant steckt im Detail: Etwas mehr Bodenfreiheit und ein paar Plaste-Planken sollen an das SUV-Fahrer-Herz appellieren und für den Kombi werben. Der spricht allerdings sowieso für sich: Mit 4,63 Meter Länge ist der Variant nicht nur 35 Zentimeter länger als sein klassischer Bruder, sondern hat auch gegenüber dem Vorgänger um 6,6 Zentimeter zugelegt; in gleichem Maße ist der Radstand gewachsen. Davon profitieren die Fondgäste, die im Idealfall vier Zentimeter mehr Beinfreiheit haben. Außerdem hat auch das Gepäckabteil etwas zugelegt: Bei voller Bestuhlung gehen mit 611 Litern jetzt sechs Liter mehr rein. Legt man die Rückbank flach, schluckt der Golf Variant jetzt 22 Liter mehr, konkret 1.642 Liter.
Das ist nicht viel, aber dennoch bemerkenswert: Wurde im Vorfeld doch viel spekuliert, VW würde den Variant zum Lifestyle-Kombi à la Mercedes CLA Shooting Brake oder Kia ProCeed hochzüchten; deren flotter Hintern geht bekanntermaßen zu Lasten des Stauraums. VW aber hat sich dagegen entschieden, setzt weiter auf klassische Kombi-Tugenden: Dazu gehören auch ein Gepäcktrennnetz, Verzurrösen, Taschenhaken und zwei optionale Steckdosen im Kofferraum; ein 12-Volt-Anschluss und eine normale 230-Volt-Dose. Dass die Heckklappe auf Wunsch elektrisch und auf den Befehl per Fußschwenk hin öffnet, ist fast selbstverständlich. Außerdem gibt es eine elektrisch ausklappende Anhängerkupplung.
Dass die Niedersachsen keinen Mode-Kombi schaffen wollten, heißt aber nicht, dass der neue Variant nicht deutlich schicker wäre als seine fünf Vorgänger; der Praktiker wurde erst 1993 mit Generation drei eingeführt. Bis zur B-Säule teilt sich der Kombi ohnehin das Blechkleid mit dem Normal-Golf, und der wirkt mit der tiefen Front, den scharfen Scheinwerfern und Details wie der Leuchtleiste im Kühlergrill schon um einiges schicker als vorherige Gölfe. Am eigenständigen Heck haben die Designer diese Formensprache aufgegriffen und betonen mit dem mittigen Golf-Schriftzug und großen Rückleuchten die Breite – das sieht stattlich aus. Wie bisher, sind die Rücklichter geteilt, was eine breitere Heckklappe ermöglicht. Die erleichtert das Beladen, wie übrigens auch die niedrige Ladekante.
Digital dominiert
Bleibt noch der Blick ins Cockpit: Das unterscheidet sich beim Variant nicht vom normalen Golf. Heißt: Hier ist alles ziemlich digital. Es gibt virtuelle Instrumente, ein großes Touch-Screen-Infotainmentsystem mit Slider-Flächen für Klimaanlage und Lautstärke und einen Sprachassistenten, der aufs Wort hören soll. Und natürlich kommen auch die neuesten Assistenzsysteme zum Einsatz: Der Variant denkt und lenkt mit, hält die Spur und den Abstand zum Vordermann und liest Verkehrszeichen; er warnt beim Linksabbiegen, wenn Gegenverkehr kommt und er unterstützt die Car-2-X-Kommunikation. Damit sollen sich Fahrzeuge untereinander vor Gefahren warnen – der Golf 8 ist der erste Pkw, der diese Technik nutzt, zukünftig soll das System aber markenübergreifend funktionieren.